Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé sucht nach Nahrungsinhaltstoffen, die vor der Alzheimer-Krankheit schützen können. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen jetzt ein millionenschweres Forschungsabkommen mit der Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) unterzeichnet. Die Alzheimerkrankheit gilt als wichtiges Zukunftsthema - und die Ernährung spielt bei Vorbeugung und Therapie eine wachsende Rolle.
Nestle fördert das "Brain Mind Institute" der EPFL jährlich mit 5 Millionen Schweizer Franken (3,1 Millionen Euro), zunächst für fünf Jahre. Das Investment gilt als Element eines strategischen Wandels in dem weltweit tätigen Nahrungs-Konzern: Nestlé will zum Gesundheits- und Wellnessunternehmen werden.
Jetzt sucht die Firma nach Möglichkeiten, durch Ernährung der zunehmenden Verbreitung von Demenzerkrankungen wie etwa Morbus Alzheimer entgegen zu wirken. Die alternde Gesellschaft stellt hier einen wichtigen Wachstumsmarkt bereit.
Als derzeit prominentestes Hirn-Futter gelten die sogenannten Omega-3-Fette. Sie sind, darüber sind sich die Wissenschaftler mittlerweile weltweit einig, wichtig für den Aufbau und die Entwicklung des Gehirns, aber auch für das lebenslange Funktionieren von Hirn- und Nervenzellen. Dies ergab eine im Oktober 2006 erschienene Untersuchung der Forscherin Jean Marie Bourre von der Französischen Akademie für Medizin in Paris, die die internationalen Forschungsergebnisse der letzten Jahre ausgewertet hat.
Bei der Nahrungsindustrie sind diese gesunden Omega-Fettsäuren nicht sehr beliebt, denn sie sind wenig stabil, also nicht lange haltbar, und daher für die Produkte von Supermarkwaren ungeeignet. Auch in natürlicher Nahrung kommen sie aufgrund der Industrialisierung der Landwirtschaft nur noch selten vor. Vor allem Leinöl enthält bedeutende Mengen, aber auch fette Fische aus dem Meer.
Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gehirn findet in der internationalen Forschergemeinde derzeit wachsende Aufmerksamkeit. "So wie wir uns in die letzten 20 Jahre die Verhinderung von Herz- und Kreislauf-Krankheiten bemüht haben, werden wir uns in den nächsten 20 Jahre der Vorbeugung gegen die neurodegenerativen Krankheiten widmen", sagt Sandrine Andrieu von der Medizinischen Hochschule im südfranzösischenToulouse.
In den letzten Jahren gab es dabei auch zunehmend wissenschaftliche Erkenntnisse über Nahrungsbestandteile, die die Gehirnfunktion stören können, beispielsweise Zusatzstoffe wie der so genannte Geschmacksverstärker Glutamat. Sie können etwa Alzheimer, auch allgemeine Gedächtnisstörungen sowie Lernschwäche oder Hyperaktivität fördern. Als besonders bedenklich gelten bei manchen Forschern auch einige Farbstoffe sowie bestimmte Säuerungsmittel.
Offiziell gelten diese Stoffe weiterhin als unbedenklich; sie werden bei der Zulassung allerdings auch nicht routinemäßig auf ihre Giftigkeit fürs Gehirn (Neurotoxizität) untersucht, wie kritische Wissenschaftler bemängeln.