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04.09.2017

DR. WATSON exklusiv


Droemer Verlag

Schneller altern mit Gläschenbrei?

Hans-Ulrich Grimm weist Problemstoffe in Babynahrung nach / Neues Buch

Industriell hergestellter Babybrei aus Gläschen ist mit problematischen Substanzen belastet, die zur gleichen Kategorie gehören wie das Krebsgift Acrylamid. Das berichtet der Nahrungsexperte und Industriekritiker Hans-Ulrich Grimm in seinem neuesten Buch, das jetzt im Droemer Verlag erschienen ist. Er bezieht sich dabei auf eigens in Auftrag gegebene Laboranalysen und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Problemstoffe werden mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht, wie Alzheimer, Herzkrankheiten, Krebs, aber auch der Zuckerkrankheit Diabetes, an der immer mehr Kinder leiden.

Sie gelten daher als gefürchtete Altersbeschleuniger, entstehen bei der Sterilisierung der Gläschen, die nötig ist, um den Inhalt haltbar zu machen.

Die Analysen wurden eigens für das Buch in Auftrag gegeben. Titel: „Gummizoo macht Kinder froh, krank und dick dann sowieso: Kinderernährung - was gut ist und was schädlich“.

Zum ersten Mal wurde damit nachgewiesen, dass die beliebten Babygläschen mit den umstrittenen Problemstoffen belastet sind. Der Hipp-Gläschenbrei „Karotten mit Kartoffeln und Bio-Rind“ ebenso wie die Gläschen mit „Alete Kartoffel-Kürbis-Gemüse mit Rind“.

Der ebenfalls analysierte selbstgemachte Brei war völlig frei davon: die umstrittenen Stoffe waren darin nicht nachweisbar.

Belastet sind aber auch andere industriell hergestellte Produkte, etwa die Beutel mit Quetsch-Obst Capri Sonne Fruit Snack Bio Banane-Apfel sowie, anderen Untersuchungen zufolge, Karottensaft sowie Milchpulver fürs Fläschchen.

Die Stoffe firmieren in der Wissenschaft unter dem Kürzel AGE („Advanced Glycation End Products“). Zu der Stoffgruppe gehören insgesamt 50 Substanzen, darunter das Krebsgift Acrylamid.

Solche Stoffe entstehen auch in der krossen Haut von gebratenen Hähnchen, in der knusprigen Kruste von Brötchen, sie sind zudem auch in Weizenbier enthalten.

Sie entstehen aber auch im Körper selbst, als Folge des ganz normalen Alterns: Gewisse Mengen davon sind, so vermuten die Forscher, womöglich sogar gut für den Körper, sie regen Reparaturprogramme an; schließlich hat er eigens Rezeptoren gebildet dafür, ist also empfänglich für AGEs. Der Körper stemmt sich damit sozusagen gegen die Alterungseffekte.

Je mehr von diesen Stoffen aber im Körper kursieren, desto schädlicher die Effekte. Und die Menge steigt, wenn mehr Zucker im Spiel ist – was bei Kindern heute die Regel ist. Zudem werden sie auch ganz direkt verzehrt – vor allem durch die industriellen Nahrungsmittel, mit denen die meisten Kinder aufwachsen. Zum Beispiel in der Fläschenmilch, in den Gläschen, auch in den beliebten Quetschies, dem Obst aus dem Plastik-Quetschbeutel.

Es ist eine völlig neue Form gesundheitlicher Bedrohung der Kinder, die dadurch entsteht, dass ihre Nahrung immer süßer geworden ist - in wachsendem Maß industriell produziert wird.

Gerade bei der industriellen Produktion von Nahrung ist die Erhitzung weit verbreitet, um die für die oft jahrelange Haltbarkeit zu ermöglichen, die laut Grimm dazu führt, dass „der Brei oft älter ist als das Baby“.

Wenn die Kinder Muttermilch bekommen, ist die Belastung der Babies deshalb gering. Wenn die Säuglinge aber das Fläschchen mit der industriellen Babymilch bekommen, sei die Belastung um das 100-bis 400fache höher, berichtet Grimm mit Verweis auf internationale Forschungsergebnisse.

Dass Babygläschen ebenfalls AGEs enthalten, war bislang nicht bekannt. Die Problemstoffe sind sozusagen eine unmittelbare Folge des industriellen Produktionsprozesses, der so zu einem ganz neuen, eigenständigen Risikofaktor für die Gesundheit der Kinder wird. Mit unabsehbaren Folgen für die Gesellschaft, die Gesundheitssysteme.

Dabei ist es ganz einfach, die Belastung zu reduzieren: Durch Selberkochen, zum Beispiel. Dazu raten, so Autor Grimm, auch immer mehr unabhängige Wissenschaftler.

Hans-Ulrich Grimm:
Gummizoo macht Kinder froh, krank und dick dann sowieso
Kinderernährung - was gut ist und was schädlich
Droemer Verlag 2017, 320 Seiten
ISBN: 978-3-426-27642-6