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01.08.2008

DR. WATSON News

Schlankmacher aus der Mutterbrust

Aber bitte mit Sahne...

Ein neues Schlankheitsmittel soll schon Babies vor Übergewicht schützen: Wenn die Mütter Kekse essen, die damit angereichert werden, enthält ihre Muttermilch mehr von einem Stoff namens CLA, der als Fettkiller gepriesen wird. Das ergab eine neue amerikanische Studie. In den USA erhielt die Substanz jetzt auch den Segen der Behörden als Nahrungszusatz. Es ginge auch einfacher: CLA ist von Natur aus in Butter und Sahne enthalten.

CLA hat sich bei Mäusen als probates Mittel zur Figurverschönerung erwiesen: Die kleinen Nager verloren durch den Stoff an Fett und gewannen mehr Muskelmasse. Deutsche Hormonforscher fanden auch heraus, dass der Stoff Fettzellen auflösen kann, indem er dort an die sogenannten „Killer-Rezeptoren“ andockt.

Bisher galten Fettzellen gleichsam als unsterblich: Wer sie einmal hat, geht mit ihnen durchs Leben, glaubten die Experten. Erst in jüngster Zeit fanden Forscher heraus, dass auch bei Fettzellen bestimmte Stoffe zum Zelltod („Apoptose“) führen könnten.

CLA ist einer dieser Stoffe, weswegen geschäftstüchtige Mediziner und Pharmafirmen preisgünstige Verfahren zur Gewinnung entwickelten, beispielsweise aus Disteln.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist den angeblichen Schlankmachern gegenüber skeptisch: Es seien „weitere Studien notwendig“, die die behaupteten Effekte genauer untersuchen - und auch mögliche Nebenwirklungen wie ein erhöhtes Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes.

CLA ist eine natürliche Fettsäure („konjugierte Linolsäure“), die insbesondere im Milchfett - mithin besonders üppig in Butter und Sahne - vorkommt. Vor allem, wenn die Kühe auf der Weide grasen dürfen. Moderne Turbokühe indessen dürfen das nicht, sie bekommen mehr Kraftfutter, was den Milchausstoß erhöht, den Anteil des natürlichen Schlankmachers im Milchfett aber stark reduziert.

Butter und Sahne sind zudem weithin verpönt, vor allem bei figurbewussten Frauen. Das kann nach Ansicht von US-Medizinern der renommierten Harvard-Universität den Hormonhaushalt beeinflussen, etwa zu erhöhter Unfruchtbarkeit führen. Es kann aber vielleicht, scheinbar paradoxerweise, auch die hormonelle Gewichtsregulation stören. Eine schwedische Studie an vierjährigen Kindern aus dem Jahr 2006 deutete jedenfalls darauf hin.

Das Ergebnis war: Wer fetter isst, ist schlanker.

So wäre es womöglich aus Schlankheitsgründen klüger, zum Zwetschgenkuchen einen Klacks Sahne zu nehmen und aufs Frühstücksbrötchen die gute Butter - jedenfalls von freigrasenden Kühen.

Mehr über bisher unerkannte Dickmacher, überraschende Schlankmacher und Neuigkeiten aus der Welt der Hormone: Hans-Ulrich Grimm: Die Kalorienlüge.