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Östrogen

Östrogen ist ein weibliches Geschlechtshormon. Weiblichkeitshormone gelten als eine Art Wunderwaffe beim Anti-Aging. Sie halten jung und gesund, geistig fit – und sogar schön. Östrogene regeln das Wachstum des Haars und verleihen ihm Volumen und Fülle. Es gilt auch als wirksames »Mittel zur Verringerung der Hautalterung«, sagt der brasilianische Schönheitschirurg Alfredo Gragnani aus Sao Paulo. Es kommt allerdings auf das rechte Maß an: Zu viel Östrogen hat auch Risiken und Nebenwirkungen, bis hin zu erhöhtem Krebsrisiko.

 

Das weibliche Geschlechtshormon bremst auch die Verkürzung der sogenannten Telomere und verlängert auf diese Weise das Leben. Östrogen schützt auch vor diversen Krankheiten. Es hält die Blutadern weit und elastisch und bewahrt so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa dem Herzinfarkt. Und sogar vor Knochenschwäche, der vor allem bei Frauen gefürchteten Osteoporose. Wie Östrogen wirken auch viele Nahrungsmittel oder Zusatzstoffe, auch Pestizide, Plastikhormone aus Verpackungen sowie das Aluminium in Süßigkeiten, wie etwa Schokolinsen (Hormonstörer).

 

Und das Fläschchen  Säuglingsnahrung für mit auf Basis von Soja. Dadurch können sich schon bei Mädchen im Alter von drei Jahren erste Anzeichen von Brüsten und Schamhaaren zeigen. Bei einer Untersuchung von 17.000 amerikanischen Mädchen zeigten ein Prozent aller weißen Dreijährigen und mehr als 14 Prozent der weißen Achtjährigen erste Anzeichen körperlicher Reife.

 

Viele von diesen Mädchen kommen verfrüht in die Pubertät. Das kann gefährlich werden. Denn: Je früher die Pubertät einsetzt, desto höher ist das Risiko, später an Brustkrebs zu erkranken.

 

»Krebs aus der Küche?«, titelte die New York Times. Der Artikel berichtete über Erkenntnisse aus dem örtlichen Mount-Sinai-Hospital über stark steigende Raten an solchen Gesundheitsstörungen: Immer jüngere Mädchen bekämen Brustkrebs, darunter schon ein zehnjähriges Mädchen aus Kalifornien.

 

Zu viel weibliche Hormone aus der Nahrung können nicht nur das Risiko für verfrühte Pubertät, sondern auch für Asthma und sogar Leukämie in der Kindheit erhöhen. Bei Mäusen können die hormonaktiven Stoffe aus der Soja-Babynahrung das Immunsystem stören, nach einer Studie amerikanischer Forscher der Universität von Illinois.

 

Die Pflanzenöstrogene aus Soja können auch auf das Gehirn und das Verhalten wirken – angesichts wachsenden Sojakonsums ein »Thema von steigender öffentlicher Bedeutung«, so die Untersuchung eines Gesundheitsforschungszentrums im US-Bundesstaat North Carolina.

 

Die frühe Östrogenzufuhr verändert offenbar auch das Verhalten der Jungs. Die Wissenschaftlerin Shanna Swan von der Universität von Rochester im US-Staat New York hatte in einer 2009 veröffentlichten Studie nachgewiesen, dass durch Plastikhormone Jungs verweiblicht werden, was sich am Spielverhalten zeigte: Sie bevorzugten Puppen und Puzzle statt Panzer und Pistolen. Die Forscherin wurde dafür vom Amerikanischen Verband der Chemieindustrie (ACC) heftig attackiert. Genderkritik wurde damals noch nicht laut.

 

Auch beim Übergewicht können die Östrogenfragen eine Rolle spielen.  Der US-Forscher Jerrold J. Heindel vom National Institute of Environmental Health Sciences (NIEHS) in North Carolina glaubt, die Plastikhormone seien aussichtsreiche »Kandidaten« als Mitschuldige an der weltweiten Epidemie des Übergewichts. Denn: »Die Fett-Zellen und ihre Vorläufer haben Rezeptoren für Östrogene«, schreibt Heindel. Die Hormonstörer aus der Industrienahrung, die häufig wie weibliche Geschlechtshormone wirken, könnten dort andocken und das Wachstum der Fettzellen verstärken.

 

Als Quelle für pflanzliches Östrogen dienen neben Sojabohnen und -sprossen auch  Kichererbsen, Sonnenblumenkerne und Walnüsse. Und: Leinsamen. Sie sollen zum Beispiel das Risiko für Prostatakrebs reduzieren, der bekanntlich hormonelle Hintergründe hat.

 

In Asien sind manche Krebsarten seltener – was manche Forscher auf die höheren natürlichen Hormongehalte der traditionellen Kost zurückführen, also jene Isoflavone, die in Pillen ein Problem sind, im echten Essen aber ein Segen.

 

Denn sie setzen sich an die einschlägigen Rezeptorstellen – und verstopfen damit sozusagen den Weg für schlimmere Schurken: »Isoflavone blockieren die Bindung von stärkeren Östrogenen und spielen möglicherweise eine Rolle bei der Prävention von hormonell bedingtem Krebs wie Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und männlichem Prostata- oder Hodenkrebs.« So chinesische Wissenschaftler in der Zeitschrift Nutrients.