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01.09.2014

DR. WATSON News

Bitter fürs Gehirn: Süßstoff geht auf den Geist - sogar noch dem Baby, wenn die Mutter die Kunst-Süße in der Schwangerschaft genommen hat. Empfohlen wird sie trotzdem, seltsamerweise.
Joachim E. Röttgers / Graffiti

Cola Light: Risiko fürs Gehirn?

Frauen und Süßstoffe: Die Folgen für die grauen Zellen

Auch das noch: Cola light führt womöglich dazu, dass Frauen noch schlechter einparken können! Das jedenfalls legt eine neue Studie nahe, die nach Genuss von Süßstoffen schlechtere räumliche Wahrnehmung diagnostiziert. Unter anderem. Ernährungsberater plädieren gleichwohl weiter für die künstlichen Süßstoffe – sogar in der Schwangerschaft. Eine höchst umstrittene Empfehlung - auch wegen der Risiken fürs Baby.

Die neue Studie der Universität von North Carolina untersuchte die Wirkungen des umstrittenen Cola-Light-Süßstoffes Aspartam aufs Gehirn – und die Schwierigkeiten beim Einparken zählen da offenbar eher noch zu den harmloseren Folgen. Der Süßstoff kann demnach bei gesunden Erwachsenen das Hirn stören, zu Stimmungsschwankungen, Depressionen und Defiziten im räumlichen Denken führen.

Das Team um die Professorin Glenda Lindseth die Wirkung des künstlichen Zuckerersatzes auf das Nervensystem des Menschen. Gesunde Erwachsene bekamen über einen Zeitraum von jeweils acht Tagen eine Aspartamdiät in zwei verschiedenen Intensitätsstufen. Zuerst eine relativ hohe Dosis von 25 Milligramm Aspartam pro Kilogramm Körpergewicht täglich, nach einer sogenannten "Auswaschperiode" von zwei Wochen dann eine niedriger angesetzte Süße von 10 Milligramm Aspartam pro Kilogramm Körpergewicht. Die als „hoch“ angesetzte Portion Süßstoff lag bei der Hälfte dessen, was laut amerikanischer Sicherheitsbehörden als unbedenklich gilt.

Gegessen wurden Lebensmittel, die üblicherweise mit Aspartam gesüßt sein können; süße Produkte in denen Zucker künstlich ersetzt wird, entweder zum Kaloriensparen oder als Kariesprophylaxe. Weingummi und Sirup, Pudding und Götterspeise, Joghurts, Eiscreme sowie weitere Desserts oder Getränke. Gemessen wurde die Menge des konsumierten Essens, Stimmungsscwankungen und Depressive Verstimmungen sowie Erinnerungsvermögen und räumliches Denken.

Das Ergebnis war eindeutig: Je mehr Aspartam, desto schlimmer stand es um die Stimmung. Auch das Denken in räumlichen Zusammenhängen war stärker gestört, wenn die Probanden mehr Kunstsüße bekamen.

Die Probleme können sogar vererbt werden – wenn Frauen während der Schwangerschaft Süßstoffe zu sich nehmen. Das ergab eine Studie des King Faisal Forschungszentrums. Studie.

Merkwürdigerweise empfehlen sogar Ernährungsberater Süßstoffe – ausgerechnet während der Schwangerschaft: „Als Süßungsmittel ist kalorienfreier Süßstoff für Sie empfehlenswert“, rät beispielsweise die Universität Düsseldorf den Frauen: Es sei „erwiesen, dass vernünftige Mengen Süßstoff auch für Ihr Kind unschädlich sind.“

Das ist natürlich Unsinn – im Gegenteil ist gerade in der Schwangerschaft vor allem der von der Universität Düsseldorf empfohlene Süßstoff Aspartam besonders umstritten. Und Ärzte warnen davor: Denn die Substanz reichert sich in der Plazenta und im Gehirn des Ungeborenen um ein Vielfaches an – und könnte daher das Risiko für geistige Störungen beim Kind erhöhen. Darauf wies Louis J. Elsas, ehemaliger Professor für Kinderheilkunde in Atlanta, hin.

Seine »Hauptsorge« sei, dass »Aspartam ein Nervengift ist« und in einer »bis jetzt nicht identifizierten Dosis zu schädlichen Wirkungen im Gehirn führt«. Weitgehend ungeklärt, sagt Elsas, seien die Effekte auf Babys, die schon im Mutterleib geschädigt werden könnten. Elsas befürchtet »irreversible Schäden“. Bei Neugeborenen könnte eine sogenannte Mikroenzephalie auftreten, eine Fehlentwicklung, bei der das Hirn zu klein bleibt: die Kinder könnten zeitlebens geistig zurückbleiben oder an anderen Geburtsdefekten leiden. »Niemand weiß, ab welcher Konzentration Hirnschäden beim Fötus auftreten können«, sagt Professor Elsas.

Mittlerweile weisen auch viele andere Forscher auf Gefahren in der Schwangerschaft hin. Zuletzt hatte es auch noch Hinweise auf Frühgeburten gegeben und ein erhöhtes Krankheitsrisiko für Babys, wenn die Schwangeren Aspartam zu sich nehmen. »Ein Konsum dieser Art von Produkten könnte für Schwangere nicht angeraten sein«, so Thorhallur Halldorsson vom Statens Serum Institut in Kopenhagen.

Mehr über Risiken und Nebenwirkungen solcher Produkte - und die Wege zum Besseren:

Hans-Ulrich Grimm:
Junk Food – Krank Food.
100 Gute Gründe, ein echter Besseresser zu werden
ISBN: 9783833839849
Gräfe und Unzer Verlag 19,99 €