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Migräne

Migräneattacken können von vielerlei Nahrungsmitteln und auch einzelnen Zusätzen ausgelöst oder gefördert werden. Zwar ist nicht immer die genaue Ursache ausfindig zu machen, doch in vielen Fällen verschwinden die Attacken, wenn alle bekannten Auslöser von Allergien, auch Zusatzstoffe, aus der Nahrung verbannt werden. Mittlerweile sind mehrere Diätmodelle bekannt, bei denen diese Trigger vermieden und schützende Elemente verstärkt verabreicht werden.

 

Dass kindliche Migräne auch auf Lebensmittel zurückzuführen sein kann, fand Professor Joseph Egger heraus, ein gebürtiger Südtiroler, der Anfang der 1980er Jahre in London forschte. Damals hatte sich Egger vorgenommen, den »Unsinn« von der Gefährlichkeit künstlicher Farbstoffe undKonservierungsstoffe in Lebensmitteln zu widerlegen. »Ich wollte beweisen, dass das nur Einbildung ist«, sagt Egger.

 

Der aufstrebende Forscher fand auch Interessantes heraus – allerdings exakt das Gegenteil dessen, was er eigentlich nachweisen wollte. Seine Erkenntnisse wurden im renommierten englischen Medizinjournal The Lancet veröffentlicht.

 

Egger hatte seine kleinen Patienten mit einer eigens ausgetüftelten Diät gefüttert: ohne Tütensuppen, ohne Dosenravioli, Hamburger waren verboten und auch Fertigjoghurts. Ausgeschlossen wurden auch alle bekannten natürlichen Allergie-Auslöser wie Soja, Milch, Fisch.

 

Das Ergebnis: In einer Gruppe von 88 kindlichen Migränepatienten schwanden die Beschwerden bei 93 Prozent. Auch bei 62 von 76 hyperaktiven Kindern (ADHS) verbesserte sich das Verhalten deutlich.

 

In wissenschaftlichen Kreisen sind solche Studienergebnisse mitunter umstritten. So gebe es wenige Diät-Studien von „hoher Qualität“, kritisierte im Jahr 2020 in der Zeitschrift Headache („Kopfschmerz“) eine Untersuchung unter Mitwirkung des Pharmakonzerns Eli Lilly, der auch im Schmerzgeschäft aktiv ist.

 

Leider gebe es keine Unterstützung für solche Studien, bemängelt die Ernährungswissenschaftlerin Sandra Allonen von der US-amerikanischen Harvard University: "Es gibt kein Geld, um Ernährung und Migräne zu erforschen". Da in diesem Bereich so wenig geforscht wird, „müssen Sie Ihr eigener persönlicher Forscher sein“, meinte sie nach einer Mitteilung der weltweit renommiertesten Forschungsinstitution.

 

In der medizinischen Fachliteratur werden viele Nahrungsmittel und einzelne Elemente aufgeführt, die bei Migräne eine Rolle spielen können. Dazu gehören Schokolade, Zitrusfrüchte, Nüsse, Eiscreme, Tomaten, Zwiebeln, Milchprodukte, alkoholische Getränke, Kaffee, Koffein. Außerdem einzelne Nahrungsbestandteile und Zusätze wie der Geschmacksverstärker Glutamat, Süßstoffe wie Aspartam und Sucralose, ferner Histamin, Tyramin und Phenylethylamin, Nitrit und auch Gluten.

 

Es gibt offenbar auch genetische Prädispositionen, die dazu führen, dass manche Menschen auf diese und andere auf jene Lebensmittel oder Bestandteile reagieren, Patienten mit Zöliakie etwa oder bestimmten Allergien sowie Unverträglichkeiten.

 

Zudem kann indirekt auch Cola einen Beitrag leisten: Holländische Wissenschaftler mutmaßen in einem Bericht, dass migräneähnliche Symptome bei Kindern vielfach auf Schlafmangel zurückzuführen seien, der durch den hohen Konsum koffeinhaltiger Getränke mit verursacht wird.

 

Auch Vitaminmangel kann die Ursache sein: In der Fachliteratur finden sich zahlreiche Hinweise, dass B-Vitamine bei Schmerzen hilfreich sein können. So reagieren einige Migränepatienten positiv auf die Gabe von hoch dosiertem (400 Milligramm) Vitamin B 2 (Riboflavin). In mehreren Studien zeigte sich außerdem, dass Patienten ihren Konsum an dem verbreiteten Schmerzmittel Diclofenac reduzieren können, wenn sie gleichzeitig Kombinationspräparate aus Vitamin B 1, Vitamin B 2 und Vitamin B 12 einnehmen.

 

Mittlerweile werden von der medizinischen Forschung mehrere Diätmodelle beschrieben, die versuchen, die inkriminierten Auslöser insgesamt zu meiden. 

 

Dazu gehören ketogene und modifizierte Atkins-Diäten, die also eher auf Eiweiß und Fett setzen, oder andere, die für fettarm plädieren. Auch Diäten mit mehr Omega-3- und weniger Omega-6-Fetten sollen positive Effekte gezeigt haben, ebenso wie eine Ernährung mit mehr Folsäure. Auch die mediterrane Ernährung zählt zu den untersuchten erfolgreichen Modellen.

 

Bei manchen Patienten hat sich offenbar auch eine salzarme Ernährung als vorteilhaft erwiesen, bei anderen eine salzreiche. Manche Mediziner schlagen auch vor, die ultra-verarbeitete Nahrung zu meiden, weil sie viele mögliche Trigger wie etwa Glutamat und Aspartam enthalten kann.

 

Offenbar spielt auch der Darm eine Rolle, das sogenannte „Zweite Gehirn“, weil die mikrobiellen Verhältnisse dort die Beziehungen zum Gehirn im Kopf beeinflussen können.