Zurück

Naturidentisch, Aroma

Als "naturidentisch" wurden früher manche industriellen Aromen bezeichnet. Das sollte naturnah klingen, wobei es in Wahrheit natürlich völlig künstliche Substanzen waren, die da in einem Aroma aus dem Labor für Geschmack sorgten. "Naturidentisch" bedeutete nur, dass die für die Geschmacksnachbildung verwendeten Chemikalien irgendwo in der Natur schon einmal vorgekommen sein müssen - das kann in einem Baum, einem Misthaufen, einem Steinbrocken gewesen sein.

 

Als das öffentlich geworden war (siehe Hans-Ulrich Grimm: Die Suppe lügt), und sich immer mehr Leute hinters Licht geführt fühlten, reagierte die Europäische Union und führte ein neues Regelwerk ein.

 

Darin wurden alle chemischen Zusätze, früher selbst von Experten oft als "Fremdstoffe" diffamiert, pauschal aufgewertet, als "Stoffe zur Verbesserung von Lebensmitteln" (Food Improvement Agents). Das entsprechende Gesetzespaket heißt deshalb Food Improvement Agents Package, kurz FIAP, und die bei Konsumenten unbeliebten Vokabeln wurden eliminiert.

 

"Naturidentisches" Aroma gibt es jetzt nicht mehr, "künstliches" Aroma erst recht nicht.

 

Die unbeliebten chemischen Stoffe verzehren sie natürlich weiterhin, sie tragen jetzt nur schönere Namen und sind schwerer zu erkennen.

 

Was früher ein "naturidentisches" Aroma in Geschmacksrichtung Erdbeere war, also ein völlig chemisch-synthetisches Produkt, das nach Erdbeere schmeckt, darf nach der einschlägigen FIAP-Verordnung (EG) Nr. 1334/2008 jetzt den Ehrentitel "Erdbeeraroma" tragen, auch wenn kein einziges Molekül davon aus einer Erdbeere stammt (Aroma).