Autofahren mit der Kraft des Huhns: Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat sich in Deutschland eine neue Art von Bio-Diesel etabliert: gewonnen aus Hühnerfett. Was wie ein Witz klingt, ist hartes Business: Die norddeutsche Firma GePro bietet ihr »Geflügelöl SP-Power« als Kraftstoff für Dieselfahrzeuge an. Inzwischen sind nach Firmenangaben mehr als 350 Lastwagen mit dem »tierischen Kraftstoff« unterwegs. Eigentlich ist das Fett das Wertvollste an einem Tier, unter Nährgesichtspunkten, doch unter dem Einfluss jahrzehntelang fehlgeleiteter Ernährungsideologie meiden vor allem die Konsumentinnen jene Zonen. Dabei sind sie eigentlich die wohlschmeckendsten, denn Fett ist bekanntlich ein Geschmacksträger. Dass es jetzt zum Energieträger degradiert wird, um Autos sowie Lastwagen anzutreiben, gilt infolge pervertierten Denkens nicht als anstößig, sondern als innovativ und preiswürdig.
Schon 2005 begann die Firma, das raffinierte Geflügelöl als Treibstoff für Dieselfahrzeuge zu verwenden. Gewonnen wird der Hühnerdiesel aus Hähnchen-, Puten- und Entenresten unter anderem der Firma Wiesenhof, dem größten Hähnchen-Giganten Deutschlands.
Der »Bio-Kraftstoff aus Geflügelöl« wird aus »tagesfrischen Geflügelfetten gewonnen«, wie die Firma stolz verkündet. Die Herstellerfirma rechnet mit einer möglichen Jahresproduktionsmenge von bis zu 35 Millionen Litern. Parallel zur Einführung des neuen Kraftstoffs wurde mit dem Aufbau eines Tankstellennetzes begonnen, sodass der Hühnerdiesel auch in anderen Regionen verfügbar ist. 2017 waren schon 12 Zapfstellen in Betrieb.
Für die Innovation hat die Firma den »Kooperationspreis der Agrar- und Ernährungswirtschaft« der Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erhalten.
Kritik an der Verschleuderung wertvoller Nahrung als Motorentreibstoff wurde nicht laut, obwohl es allen Grund gäbe: Einst war das fette Huhn die Basis derSuppe, Grundlage feiner Saucen, Krönung der Sonntagstafel. Heute wird der wertvollste Bestandteil des armen Federviehs in Motoren verheizt. Hühnerdiesel statt Knusperkruste.
Doch die Firma ist sehr stolz auf den neuen Treibstoff: »Die Kooperation ist wirtschaftlich. Sie spart wichtige fossile Brennstoffe ein, entlastet die Umwelt und reduziert Abgase und Abgasgerüche. Sie ist damit umweltpolitisch und wirtschaftlich höchst relevant. Sie setzt Maßstäbe für die gesamte Ernährungsindustrie und erzielt einen Imagegewinn für die gesamte Region«, so eine Pressemitteilung von GePro.