Vitamin B 1, auch Thiamin genannt, ist wichtig für Nerven und Muskeln. Es wird daher als »Power-Vitamin« und »Biostoff für mehr Lebensfreude« bezeichnet. Thiamin wird als Koenzym im Stoffwechsel vor allem für die Arbeit von Nerven und Muskeln (auch für den Herzmuskel) gebraucht. Es unterstützt indessen auch einen Prozess, bei dem Kohlenhydrate wie Zucker in Fett umgewandelt werden und ist mithin auch ein Dickmacher. Wissenschaftler sehen daher die Anreicherung etwa von Babynahrung kritisch.
Vitamin B 1 wird gern verordnet, weil ab der zweiten Schwangerschaftshälfte der Energieumsatz drastisch ansteigt und Thiamin als unentbehrliche Stütze für den Stoffwechsel gilt. Ob jedoch thiaminhaltige Pillen nötig sind, ist fraglich. Denn mit einem einzigen der berüchtigten Anfälle von Heißhunger während der Schwangerschaft ist es möglich, den kompletten Thiaminbedarf zu decken: Schon 200 Gramm Schoko-Vollkornkekse oder 200 Gramm Haferflocken enthalten 1,2 Milligramm des B-Vitamins – was genau dem entspricht, was die Frau während einer Schwangerschaft täglich braucht.
Thiaminmangel ist ausgesprochen selten. Der Grund: Das Vitamin findet sich in großen Mengen in Fleisch, aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln.
Allerdings ist das Vitamin sehr anfällig gegenüber Hitze. Wer also seine Speisen lange kocht oder sich überwiegend aus Fertignahrung verköstigt, kann unter Umständen Mangel leiden.
Thiamin gilt als relativ sicheres Vitamin. Eine Vergiftung über Nahrungszusätze oder Präparate zum Einnehmen ist sehr unwahrscheinlich. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat „auch in Mengen, die weit oberhalb der Zufuhrreferenzwerte liegen, keine nachteiligen gesundheitlichen Effekte beobachtet“ und deswegen auf die Festlegung von Höchstmengen verzichtet.
In Form von hoch dosierten Injektionen allerdings kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Mundtrockenheit, Schwindel und Problemen beim Gehen führen.
Eine chinesisch-japanische Studie weist auf den möglichen Dickmacher-Effekt hin: B-Vitamine seien ein „unerkannter Faktor für Übergewicht“. So förderten sie etwa die Enzyme der Fettsynthese oder führten zu Insulinresistenz, einer Vorstufe der Zuckerkrankheit Diabetes. Dadurch kann der Zucker im Blut nicht mehr angemessen in die Zellen transportiert werden, bleibt im Blut und wird vermehrt in Fett umgewandelt.
Die B-Vitamine können in der Regel nicht ohne die Hilfe eines anderen B-Vitamins aktiv werden. Daher macht es nur wenig Sinn, den Körper mit Präparaten zu versorgen, die lediglich ein B-Vitamin enthalten. Die Pharmaindustrie produziert aus diesem Grund zunehmend Präparate aus kombinierten B-Vitaminen.
Das Problem ist nur: Es gibt auf der Basis des heutigen Forschungsstands keine präzise Aussage darüber, in welcher Dosis die einzelnen Vitamine kombiniert werden müssen, damit sie sich sinnvoll ergänzen.
Anders in natürlicher Nahrung: Dort kommen die B-Vitamine nicht isoliert, sondern stets in funktionierenden Komplexen vor.
Natürliche Thiaminquellen (Angaben in Milligramm auf 100
Gramm Nahrungsmittel):
Weizenkeime 2,0
Erdnüsse 0,9
Schweinefleisch 0,8
Kidneybohnen 0,65
Haferflocken 0,6
Bohnen, weiß 0,5
Haselnüsse 0,4
Lachsschinken 0,35
Erbsen 0,3
Scholle 0,2
Kartoffeln 0,15