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Hormonmafia

Die »Hormonmafia« mit Tätigkeitsschwerpunkt in Belgien und besten internationalen Verbindungen machte Ende des 20. Jahrhunderts hohe Profite mit illegalen Masthilfsmitteln für die europäische Landwirtschaft. Europa sei, so damals eine Studie der EU-Kommission, mit einem »entschlossenen, flexiblen und organisierten Dealernetz« überzogen, das seine Gewinne notfalls »mit Gewalt verteidigt«. Die »Hormonmafia«, die binnen weniger Jahre zur allgemeinen »Fleischmafia« wurde, bediente sich klassisch-mafiöserMethoden. Und überraschenderweise bestand, auf verschlungenen Wegen, eine – jedenfalls indirekte - Verbindung zwischen diesen kriminellen Kreisen und überaus seriösen Firmen wie Rewe, Edeka, Metro, Lidl, über undurchsichtige Lieferketten beim Fleisch.

 

Den Umfang des europaweiten Hormonschwarzmarktes bezifferten Experten des Londoner Consulting-Büros Vivah Jones auf über 1,5 Milliarden Euro. In Belgien rangierten die Hormondealer nach Umsatz hinter der Drogenmafia auf dem zweiten Platz, stellte die »Financial Action Task Force on Money Laundering« fest, eine in Paris ansässige supranationale Sondereinheit gegen die Geldwäsche.

 

Der belgische Tierarzt Karel van Noppen musste seine Hartnäckigkeit gegenüber der Hormonmafia mit dem Leben bezahlen. Im Februar 1995 wurde sein Mercedes 190 auf der Straße gestoppt. Er musste aussteigen und wurde auf freiem Feld mit drei Schüssen hingerichtet. Der Veterinär hatte vor seinem Tod einen Untersuchungsbericht über die Zustände in Belgiens Fleischwirtschaft geschrieben.