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Kalzium


Es ist ein Stoff mit blendendem Ruf: Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium verheißen feste Knochen und Schönheit, straffe Haut, volles Haar. Meist wird es in Kombination, etwa mit Kieselerde oder Magnesium, Vitamin D oder in einem Multipräparat angeboten. Werbewirksam ist auch die Anreicherung von Lebensmitteln, vor allem wenn Eltern sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder machen. Seit 2008 ist die Werbeaussage „Kalzium wird für das normale Knochenwachstum und die normale Knochenentwicklung bei Kindern benötigt“ behördlich anerkannt. Die  Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa weist darauf hin, dass die benötigten Mengen über normale Ernährung erreicht werden können.
Denn zu viel ist auch nicht gut: Es droht Verkalkung.

Reines Kalzium ist ein glänzendes, silberweißes Metall. In der Umwelt kommt Kalzium nur in gebundener Form vor, etwa als Bestandteil von Kalkstein, Marmor oder Gips. Im menschlichen Körper steckt es in den Knochen und Zähnen.

Auf Zellebene ist es wichtig für die Reizübertragung in Muskeln und Nerven, es beteiligt sich am Energie-Stoffwechsel, der Zellteilung sowie an der Wirkung einiger Enzyme und Hormone.



Kalzium hat tatsächlich nachweisliche Vorzüge. Einerseits. So kann es das Darmkrebsrisiko reduzieren und das Risiko für Knochenbrüche senken. Andererseits jedoch kann zu viel davon auch zu Herzinfarkten führen. Es kann das Risiko um 30 Prozent erhöhen, so eine Übersichtsarbeit, die Studien mit 12.000 Teilnehmern ausgewertet hatte und im British Medical Journal (BMJ) erschienen ist. „Wenn tausend Leute fünf Jahre lang Kalzium schlucken, kann man 26 Knochenbrüche verhindern - hat aber 15 Herzinfarkte mehr“, sagt der Medizinprofessor Ian Reid von der Universität im neuseeländischen Auckland.

Kalziumpräparate sollten deshalb „zurückhaltender und nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden“, riet die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).


Besonders Kinderlebensmittel, wie Kinderwurst, Käse für die Kleinen, süße Hörnchen oder Kinderquarks und Süßigkeiten wie Schokolade, Kekse, Bonbons und Lakritz werden mit dem beliebten Gesundheitsfaktor Kalzium angereichert. Verbraucherzentralen warnen, dass diese Lebensmittel unnötig seien und in der Regel viel zu süß und fettig.



Die maximale tägliche Aufnahme für Kalzium ist in Deutschland für Erwachsene auf 2500 Milligramm festgelegt. Ende 2010 zeigten allerdings Studien, dass auch Kalziumsupplemente von 1000 Milligramm bis zu 2000 Milligramm täglich das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden erhöhen kann.


Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) kann der Kalziumbedarf von 1000 Milligramm gut über normales Essen gedeckt werden, selbst die 25 bis 30 Gramm extra, die das Baby im Mutterleib für seinen Knochenaufbau benötigt.

Die Experten der DGE raten zu drei Milchmahlzeiten am Tag, auch zu grünem Gemüse, etwa Petersilie, Porree, Grünkohl, Brokkoli oder Fenchel. Auch Nüsse und Saaten, etwa Haselnüsse, Mandeln und Sesam sind gute Kalzium-Quellen. Es gibt sogar kalziumreiches Obst, wie Brombeeren, Johannisbeeren oder Himbeeren.