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Eisen

Eisen gehört zu den lebensnotwendigen Spurenelementen. Es wird für den Aufbau der Muskulatur und des Gehirns benötigt. Eisentabletten sollen helfen, Mangelerscheinungen zu verhindern und so zu mehr Kraft und Ausdauer führen, Schlappheit und Müdigkeit verschwinden lassen. Auch mit der Bedeutung von ausreichend Eisen in der Schwangerschaft wird geworben. Wissenschaftlich erwiesen ist die Wirksamkeit von Eisenpräparaten nur gegen einen akuten Eisenmangel und gegen Blutarmut durch chronische Erkrankungen.
 Zusätze, Pillen oder sogar Spritzen werden von Experten auch kritisch gesehen. Denn bei Überdosierung drohen ebenso Gesundheitsschäden wie bei Mangel. Der Körper kann seinen Bedarf sehr gut selbst regeln – und mitunter regelt er den Level sogar herunter, um sich vor Krankheiten zu schützen. Extra-Eisenzufuhr stört ihn dabei und erhöht das Erkrankungsrisiko.

 

Eisen zählt zu den wichtigsten Stoffen im Essen. Seine Rolle in der Blutbildung liegt darin, dass Eisen als zentrales Atom im Farbstoff der roten Blutkörperchen enthalten ist, an ihn ist der Sauerstoff zum Transport im Blut gebunden. Eisen ist ein Spurenelement, dass der Köper von außen aufnehmen muss, es nicht selbst herstellen kann, es ist also ein essentieller Nährstoff.


 

Durch Eisen in hohen Dosierungen kann es vor allem bei Kindern zu Vergiftungserscheinungen kommen, schon 60 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht können tödlich sein. Es gibt Hinweise darauf, dass große Mengen an Eisen Herzerkrankungen fördern können, vor allem bei Diabetikern.

 

Eine Extraportion Eisen kann Magen- und Darmgeschwüre verschlimmern, auch Morbus Crohn und andere geschwürartige Darmerkrankungen. Eisenüberschuss erhöht die Anfälligkeit für bestimmte Infektionskrankheiten und kann die Aufnahme von Antibiotika und Penicillin hemmen.

 

Gerade beim Eisen kommt es mithin auf dass richtige Maß an.

 

Vor allem Kinder benötigen das Metall, unter anderem im Gehirn. Der Bedarf eines Babys an diesem Spurenelement ist etwa sechsmal höher als der eines Erwachsenen. In den Babygläschen, mit denen die meisten Kinder ernährt werden, ist das Metall indessen nur unzureichend vorhanden.

 

Eisenmangel kann die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sowie den Wärmehaushalt beeinträchtigen. Auch das Immunsystem ist auf Eisen angewiesen. Bei Kindern kann Eisenmangel die Ursache für ein verzögertes Wachstum sowie Störungen bei der Intelligenzentwicklung sein. Eine dauerhaft zu niedrige Eisenzufuhr oder auch erhöhte Verluste, zum Beispiel durch starke Blutungen, können zur Eisenmangelanämie (Blutarmut) führen.

 

Eisenmangel beeinträchtigt auch die Funktion bestimmter Enzyme und Neurotransmitter, die wichtig für Lernprozesse sind, und kann Ursache für eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns sein, denn Eisen ist Bestandteil des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen, mit dem der Sauerstoff im Körper transportiert wird.

 

Wie Eisenmangel dem Gehirn schadet, zeigte eine Studie mit 164 britischen Teenagerinnen im Alter von elf bis 18 Jahren, die vom britischen Gesundheitsministerium unterstützt wurde. Bei den Mädchen, die aus Figurgründen Diät hielten, verringerte sich der Intelligenzquotient signifikant – weil Eisen fehlte: Damit »verringert sich ihre Möglichkeit, Sauerstoff zu transportieren«, sagte Michael Nelson, Studienautor und Senior Lecturer am King’s College zu London. »Mit weniger Sauerstoff neigen sie dazu, sich weniger konzentrieren zu können, sich schlechter zu erinnern und Informationen abzurufen, und können auch in der Schule schlechter aufpassen. All diese Faktoren reduzieren ihr Lernvermögen und ihren IQ.« Mädchen mit weniger Eisen seien bei den Schulabschlüssen eine Note schlechter als jene, die genug Eisen zu sich nähmen.

 

Eine Studie aus dem Jahr 2001, bei der die mathematischen Fähigkeiten von Kindern zwischen sechs und 16 Jahren untersucht wurden, belegte, dass Kinder, die ausreichend mit Eisen versorgt werden, besser rechnen können.

 

Von Eisenmangel betroffen waren in der Studie in der Mehrzahl Mädchen, bei denen die Menstruation und eine unausgewogene Ernährung während der Pubertät eine erhöhte Eisenzufuhr erforderten.

 

Chronischer schwerer Eisenmangel während der Kindheit und die damit verbundene Einschränkung der Leistungsfähigkeit des Gehirns wirkte sich in einer Langzeitstudie auch zehn Jahre danach, trotz späterer Behandlung des Eisenmangels, noch negativ auf die Gedächtnisleistungen und Verhaltensentwicklung aus.

 

Der Eisenschwund wird durch die landwirtschaftlichen Anbauweisen verstärkt. Vor allem Nahrung aus agroindustrieller Produktion enthält immer weniger Eisen: Die »Grüne Revolution« mit Kunstdünger und chemischen Gift en hat zwar die Erträge explodieren lassen, aber auch zu einem relativen Schwund hirnwichtiger Bestandteile, wie etwa Eisen, im Essen geführt.

 

Immer wieder kritisieren Experten etwa von der Stiftung Warentest den zu geringen Eisengehalt von Babynahrung. Mit dem Fleischschwund im Gläschen habe sich die Eisenversorgung der untersuchten Babys messbar verschlechtert. In den USA leiden nach offiziellen Erhebungen neun Prozent der ein- bis zweijährigen Kindern an Eisenmangel.

 

Manche Experten sehen als Ursache für den Eisenmangel bei Kindern auch den Hang der Ernährungsberater zum Vollkornbrot. Denn ein darin enthaltener Stoff namens Phytat kann die Aufnahme von Mineralstoffen wie Eisen oder Zink im Körper blockieren.

 

Ein niedriger Eisenpegel im Körper muss allerdings kein Alarmzeichen sein. Im Gegenteil, meint das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „Prinzipiell gilt, dass eine Unterschreitung der empfohlenen Zufuhr nicht zwangsläufig auf einen Mangel schließen lässt.“

 

Denn nicht nur der Mensch braucht Eisen, sondern auch mancher Krankheitserreger, Kleinstlebewesen, die sogenannten Mikroorganismen. Wenn nun so ein Erreger in der Nähe ist, regelt der Körper einfach den Pegel runter, und hungert den Angreifer sozusagen aus. Der Körper hat dafür sogar ein besonderes Verfahren, über das sogenannte Depoteisen, das in einem Proteinkomplex namens Ferritin eingelagert wird. Wenn nun Extra-Eisen zugeführt wird, kann dies das Krankheitsrisiko sogar erhöhen.

 

Auch das BfR bewertet die Eisen-Manie deshalb eher kritisch, etwa bei den sogenannten Frühstückszerealien, die mit Eisen angereichert werden. Oder den speziellen Eisenpräparaten aus Drogeriemärkten und Apotheken. Das BfR rät auch davon ab, weil die erhöhte Eisenzufuhr „mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Herz- und Krebserkrankungen“ einhergehen könne.

 

Die Muttermilch enthält interessanterweise eher wenig Eisen. Und sie fördert gerade die Intelligenz. Auch tritt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Eisenmangel in den Industrieländern kaum auf, ebensowenig Blutarmut (Anämie) - jedenfalls nicht bei Kindern, die in den ersten sechs bis acht Monaten ihres Lebens gestillt werden.Der Grund, so die WHO: Sie haben ein Eisen-Lager, das lange reicht: „Der Eisenvorrat in der Leber gesunder Kinder, die von gut ernährten Müttern voll ausgetragen wurden, ist sogar groß genug, um ihren Bedarf für den größten Teil des ersten Lebensjahres zu decken."

 

Vor allem die massiven Überdosen sind es, die Geist und Körper belasten und sogar schädigen. Eisen wird mittlerweile sogar per Spritze verabreicht – was bei Gesundheitswächtern Besorgnis auslöst. Ein „gefährlicher Trend“, kommentierte die Pharmazeutische Zeitung. In fast jeder wichtigen deutschen Großstadt findet sich inzwischen ein "Eisenzentrum".

 

Behörden warnen, zum Beispiel vor lebensgefährlichen Unverträglichkeitsreaktionen. Schon im Jahr 2013 verschickte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sogar einen sogenannten "Rote-Hand-Brief" an alle Ärzte und Apotheker: „Alle Eisen-Präparate zur intravenösen Anwendung können schwere Überempfindlichkeitsreaktionen“ verursachen. Es seien sogar "Fälle mit tödlichem Ausgang“ beobachtet worden. Mehrere hundert Verdachtsfälle waren dem Institut gemeldet worden - von harmlosem Hautausschlag über Blutdruckabfall bis hin zum anaphylaktischen Schock und Tod.

 

Wenn Eisen per Spritze verabreicht wird, besteht auch die Gefahr einer Eisenüberladung (Siderose), und wenn der Körper zu eisenhaltig wird, kann es nicht nur zu Herzproblemen kommen und der Zuckerkrankheit Diabetes, sondern auch zu allgemeiner Schwäche, Müdigkeit, zu Unwohlsein, mangelnder Libido, Impotenz. Zudem kann sich das Darmkrebsrisiko erhöhen. Mit Kupfer und Zink wiederum kann es in einer Weise zusammenwirken, dass eine Zinkvergiftung entsteht. Die Schüttellähmung Parkinson schließlich kann durch Eisen, aber auch Kupfer und Mangan sogar noch verschlimmert werden.

 

»Ich persönlich“, meinte deshalb Professor Giuseppe Rotilio vom Nationalen Ernährungsinstitut in Rom deshalb auf einer Nestlé-Konferenz, „bin gegen den Zusatz jeglicher Metalle, weil meine persönliche wissenschaftliche Erfahrung sagt, dass die Ergebnisse nicht vorhersehbar sind. Die Welt der Metalle ist so komplex, dass wir nicht vorhersagen können, welche Wechselwirkungen da stattfinden.«

 

Traditionelle Ernährung mit echten Lebensmitteln, inklusive Fleisch, Obst und Gemüse, ohne chemische Extra-Zusätze ermöglicht eine ausreichende Eisenzufuhr – und die Möglichkeit des Körpers, je nach Lage den Pegel zu heben oder zu senken.

 

Eisen aus natürlichen Lebensmitteln wie Fleisch wird besser vom Körper aufgenommen als aus damit angereicherten Produkten. Vom Tier stammende Lebensmittel enthalten einen Großteil des Eisens in Form von sogenanntem Häm-Eisen (Bestandteil von Hämoglobin und Myoglobin). Dieses Eisen wird vom Körper auch besser aufgenommen als das Eisen aus Pflanzen. Vitamin C verbessert die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln erheblich. Darum empfehlen Ernährungswissenschaftler, zum Essen ein Glas Orangensaft zu trinken oder Salat zu essen.

 

Das Forschungsinstitut für Kinderernährung hat einen »Ernährungsplan für das erste Lebensjahr« entwickelt. Darin empfiehlt es, dem Baby als erstes Mahl einen herzhaften Brei mit Fleisch anzubieten - wegen des Eisens.

 

Um das Eisen auch bei vegetarischer Ernährung in ausreichender Menge bereitzustellen, sollte, so das Forschungsinstitut, ein fleischloser Brei etwa aus Gemüse und Kartoffeln mit Hafer aufgewertet werden, der viel Eisen enthält. Dazu einige Teelöffel Obstsaft, und das Eisen aus dem Getreide und Gemüse wird vom Körper gut aufgenommen. Denn den Babygläschen fehlt auch Vitamin C – das wird beim Sterilisieren entfernt.

 

Eisen ist in vielen Lebensmitteln enthalten, als wichtigste Eisenquellen gelten gemeinhin Fleisch und Leber. Aber auch Vegetarier können sich versorgen, wenn sie ausreichend zu Fenchel und grünen Gemüse wie Mangold, Grünkohl, Spinat und Broccoli greifen. Auch Mandeln und Nüsse liefern Eisen und Saaten, wie etwa Pinienkerne, Sonnenblumenkerne, Sesam. Trockenfrüchte, Müsli, Erbsen, Bohnen, Linsen, Vollkornbrot und Kräuter sind ebenfalls gute Lieferanten.