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Koletzko, Prof. Berthold

Berthold Koletzko ist der einflussreichste Experte für Kinderernährung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Er ist bei den Medien ein gefragter Gesprächspartner, er berät die deutsche Bundesregierung. Er ist auch für die Europäische Union tätig, organisiert millionenschwere Forschungsprojekte. Und er ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel für Interessenkonflikte, kooperiert seit Jahrzehnten mit Konzernen, wirkte auch mit im einflussreichsten Lobbyverband der globalen Food-Industrie, dem mittlerweile etwas umstrittenen International Life Sciences Institute (Ilsi).

 

Univ.-Prof. Prof. h.c. Dr. med. habil. Dr. h.c. Berthold Koletzko, wie er sich offiziell titulieren lässt, lehrt und forscht an der Universität München. Auf seiner Kooperationsliste stehen Firmen wie BASF, Milupa, Roche, Kellogg’s, Nestlé und Danone. Und natürlich der Babynahrungshersteller Hipp, für den er auch aktiv tätig wird, etwa bei Werbeveranstaltungen auf Kinderärztekongressen.

 

Auf einer Erklärung über „Interessenkonflikte“ für das deutsche „Netzwerk Gesund ins Leben“ wollte er die „multiplen nichtkommerziellen und kommerziellen“ Partner gar nicht nennen, weil er sie „nicht überschauen“ könne.

 

Professor Koletzko legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass die Forschungsgelder, die er eingeworben hat, nicht an ihn persönlich flossen, sondern an seine Universität.

 

Insgesamt gingen nach seinen Angaben Millionenbeträge ein, nicht nur von Firmen, auch von öffentlichen Stellen, dem Freistaat Bayern, der deutschen Bundesregierung, der Europäischen Union.

 

Auch bei der weltweit einflussreichsten Lobbytruppe der Food-Konzerne hat sich Koletzko engagiert, dem International Life Sciences Institute (Ilsi), getragen von Softdrink-Konzernen wie Red Bull, Food-Multis wie Nestlé, Fast-Food-Giganten wie McDonald’s, Süßigkeitsproduzenten wie Mars, also den weltweit wichtigsten Lieferanten des Ungesunden

 

In den Jahren 2000 bis 2003 war er Mitglied im „Wissenschaftlichen Ernährungskommitee“ (Scientific Committee on Nutrition) dieser Interessenvertretung der global führenden Hersteller von ultra-verarbeiteter Nahrung.

 

Koletzko wirkte mit in einer der Spezialeinheiten, der Task Force für die frühe Programmierung der Kinder durch Ernährung (Metabolic Imprinting Task Force) .

 

Mit dabei waren auch die Konzerne, die ihre Geschäfte mit der Zielgruppe Kind machen: Nestlé (Smarties, Nesquik, Kitkat), aber auch Unilever (Langnese, Magnum, Cornetto) des weiteren der Vitamin-Weltmarktführer DSM. Den Vorsitz hatte der Danone übernommen (Fruchtzwerge, Milupino Kindermilch)

 

Das Ziel war, laut Selbstdarstellung: Die Grundlagen zu erarbeiten für „Richtlinien zur Ernährung von Müttern und Kindern“.

 

Professor Koletzko war dann tatsächlich auch bei der Erarbeitung von Richtlinien beteiligt, hatte sie sogar auf einem Kinderärztekongress vorgestellt („Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“). Darin plädierten Koletzko und die anderen Autoren eher für die industrielle Variante der Ernährung. Für stillende Frauen und Eltern, die den Brei selbst kochen, sehen die Richtlinien zusätzliche Auflagen vor (Interessenkonflikte).

 

Nach der offiziellen Vorstellung der Richtlinien hatte Koletzko auf dem Kinderärztekongress noch einen Auftritt beim Marktführers in Sachen Babygläschen, dem Hipp-Konzern, als Moderator einer Werbeveranstaltung mit wissenschaftlichem Anstrich.

 

Auch für die Glutamat-Lobby war er tätig, bei einem Workshop des "International Glutamate Technical Committee", bei dem es um eine Entlastung des umstrittenen Geschmacksverstärkers ging, und seine Verteidigung gegenüber Kritik von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa, die schon eine Begrenzung der Verzehrmengen angeregt hatte.

 

Das wiesen sie auf diesem Workshop energisch zurück, gestützt unter anderem auf eine frühere Expertenrunde, die sogar ein Pfund Glutamat am Tag für unbedenklich erklärt hatte.