Anabolika sind Hormone, die zu einem verstärkten Muskelaufbau bei geringer Fettanlagerung führen. Der Effekt ist bei Bodybuildern beliebt, bei Sportlern sowie bei Schweinemästern. Für die Gesundheit ist das nicht unbedingt förderlich.
Das bekannteste dieser Hormone ist Testosteron, das Männlichkeitshormon. Daneben gibt es viele künstliche Substanzen, die ähnliche Funktion haben. Dazu zählen Dehydrochlormethyltestosteron, Nandrolon, Metandienon, Stanozolol, Furazabol und Metenolon. Auch Wachstumshormone sowie das Insulin zählen zur Gruppe der Anabolika. Bei Sportlern und Schweinemästern, aber auch Schlankheitsfanatiker*innen gleichermaßen beliebt ist Clenbuterol.
Die » Hormonmafia « mit Tätigkeitsschwerpunkt in Belgien und besten internationalen Verbindungen machte Ende des zwanzigsten Jahrhunderts höchst reizvolle Profite. Auch in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern wurde damals bei diversen Razzien illegale Mastdrogen wie Clenbuterol und das neu zum Einsatz kommende Hormon Cortison gefunden.
In Europa wurden seither weniger Funde gemeldet, doch in anderen Weltgegenden wird Hormonmast weiter praktiziert. Und in Zeiten des freien Welthandels wird es zunehmend schwieriger, Hormonfleisch an den Grenzen zu stoppen.
In China finden sich immer wieder Hormonrückstände, oft trifft es sogar Menschen: In der südchinesischen Provinz Hunan beispielsweise erkrankten im März 2009 mindestens 70 Menschen an den Folgen von Clenbuterol in Innereien vom Schwein.
Selbst namhafte Firmen laufen mitunter Gefahr, durch Einkauf aus zweifelhaften Quellen gesundheitlich riskante Erzeugnisse zu verwenden. So musste der Nahrungsmittelmulti Nestlé in Chile 1998 Babynahrung aus dem Verkehr ziehen – als »Vorsichtsmaßnahme«, wie der Konzern betonte, wegen Verdacht auf Belastung mit Clenbuterol und anderen Anabolika.
1995 warnten deutsche Behörden vor Fleisch aus Uruguay: Dort war das krebserregende und selbst in den USA verbotene Hormon »Diethylstilboestrol« (DES) gefunden worden. Aus Uruguay kamen in jenem Jahr immerhin sechstausend Tonnen Rind- und Kalbfleisch.
Auch in der Schweiz gibt es immer mal wieder – in bescheidenem Umfang – Positivproben. Das Kantonale Labor Basel etwa fand in Importfleisch aus den USA Hormonrückstände
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Die Hormongaben sind in den USA weitgehend legal – worüber die Europäische Union seit Jahren mit den Vereinigten Staaten von Amerika heftig streitet.
Im Sport sind die leistungssteigernden Mittel weit verbreitet, nicht nur unter Superathleten, auch im Breitensport. Zudem nehmen nach Expertenschätzungen zehntausende Teenager die verführerischen Mittel.
Nach Schätzungen der Drogenbeauftragten der deutschen Bundesregierung nehmen 200.000 Hobbysportler Anabolika und andere Substanzen. Bei einer Umfrage in einem baden-württembergischen Fitnessstudio gaben 19,2 Prozent der Männer und 3,3 Prozent der Frauen an, Dopingmittel zu konsumieren.
Eine Altersgrenze gibt es nicht: Von den neun deutschen Leichtathleten, die von ihrem Verband 2006 keine Startberechtigung wegen Dopings bekamen, waren sieben Senioren, darunter eine Frau.
2017 berichtete die österreichische Anti-Doping-Agentur, dass im Jahr zuvor über eine Tonne solcher illegaler Hormone sichergestellt worden seien.
2019 hoben Fahnder von Europol und Polizeikollegen aus Griechenland und Frankreich einen illegalen Hormonschmuggler-Ring aus, der Rohmaterial aus China importiert, weiterverarbeitet und in viele Länder verschoben hatte. Der Aktionsradius der Bande erstreckte sich auf Länder von Griechenland, der Türkei und Bulgarien über Tschechien, Deutschland und Großbritannien bis nach Kanada, den USA und Indien.