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29.01.2013

DR. WATSON News

Mehr Allergien durch Fast Food

Weltweit immer mehr Kinder und Jugendliche betroffen

Kinder und Teenager, die häufig Fast Food essen, haben ein höheres Risiko, an Asthma, Ekzemen und allergischem Schnupfen zu leiden. Das ergab eine diesen Monat veröffentlichte Studie, die bisher größte internationale Untersuchung zu diesem Thema. Als Ursache gelten neben schlechten Fetten und hohem Zuckergehalt auch die Lebensmittel-Zusatzstoffe.

Das Risiko für Asthma und andere allergische Reaktionen liegt nach der Untersuchung bei Fast Food um bis zu 40 Prozent höher als bei Verzehr natürlicher Nahrung. Bei der sogenannten ISAAC Studie (“International Study of Asthma and Allergies in Childhood“ = Internationale Studie zu Asthma und Allergien im Kindesalter), wurden in 306 wissenschaftlichen Einrichtungen in 51 Ländern von 1991 bis 2011 insgesamt zwei Millionen Kinder und Jugendliche untersucht. Die deutschen Studienzentren lagen in Münster und Greifswald.

„Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig eine gute Ernährung von früher Kindheit an ist“, sagt der Epidemiologie-Professor Ulrich Keil von der Universität Münster. Die Untersuchung ergab auch: Kinder und Jugendliche, die wöchentlich drei Mal oder sogar häufiger Obst essen, leiden deutlich seltener an Krankheiten.

Bei der Untersuchung, die jetzt im Fachblatt „Thorax“ veröffentlicht wurde, ging es um den Zusammenhang zwischen Lebensmittelverzehr und allergischen Reaktionen. Dabei hatten die 13- bis 14Jährigen Jugendlichen selbst in Fragebögen angegeben, welche Lebensmittel sie in den letzten 12 Monaten verzehrt hatten. Für die sechs- bis siebenjährigen Kinder machten Eltern oder Aufsichtspersonen diese Angaben. Dazu berichteten sie über allergischen Symptome wie Asthma, Schnupfen und Hautausschläge in diesem Zeitraum.

Das Ergebnis: Für die jugendlichen Fast-Food-Fans stieg das Risiko für Asthma, Ekzem und allergischen Schnupfen um fast 40 Prozent, für Kinder zumindest um 27 Prozent, wenn sie mehr als drei Mal pro Woche übliches Junk Food konsumierten, wie Hamburger oder Schokoriegel. Mehr als drei Mal pro Woche Früchteverzehr führte hingegen zu einem 11 bis 14 Prozent geringeren Risiko.

Die jetzt veröffentlichen Ergebnisse stammen aus dem dritten Teil der ISAAC Studie, in vorherigen Phasen wurde Vorarbeit geleistet, erst einmal Verbreitung und wesentliche Marker der allergischen Reaktionen erfasst.

Die allergischen Symptome nehmen den Autoren zufolge besonders in den westlichen Industrieländern in den letzten Jahrzehnten dramatisch zu. In Deutschland leiden inzwischen etwa vier Millionen Menschen an allergischem Asthma, 12 Millionen an allergischem Schnupfen, rund 30 Millionen an allergischen Hautveränderungen, so die Ergebnisse früherer ISAAC Auswertungen.

Besonders viele Krankheitsfälle traten in englischsprachigen Ländern wie zum Beispiel Australien, den USA und Großbritannien auf. Ursache sei die dort besonders ausgeprägte Fast-Food-Kultur, vermutet Professor Ulrich Keil: „Es liegt nahe, dass die dort ähnliche Ernährung eine wichtige Rolle spielt“. Auch in den Entwicklungsländern steigt die Rate von Asthma und Allergie, seit sich auch dort die sogenannte „westliche Ernährung“ ausbreitet.

Die Autoren machen den höheren Gehalt an ungesättigten und sogenannten Trans-Fetten, Salz, Zucker und Kohlenhydraten allgemein für die physiologischen Reaktionen verantwortlich, aber auch Konservierungsstoffe wie benzoesäurehaltige Stoffe (E 210–219) und die sogenannten Sulfite (E 220-228) oder.

Die Sulfite können Bronchienverengungen und Zuschwellen der Atemwege, das sogenannten Sulfitasthma, auslösen, aber auch Hautreizungen, Nies- und Schnupfenanfällen sowie Kopfschmerzen. Zudem können sie dazu führen, dass die Darmwand durchlässiger wird und Allergene leichter ins Körperinnere eindringen. Sie sind in Wein, aber auch industriellem Kartoffelpüreepulver, Trockenfrüchten und zahlreichen anderen Nahrungsmitteln enthalten. Insgesamt sind sie in der Europäischen Union für 61 Lebensmittelgruppen zugelassen.

Auch für andere Lebensmittelzusatzstoffe sind allergische Reaktionen in einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen dokumentiert. So können Farbstoffe wie Azorubin (E 122) Ausschlag, Ekzeme und allergische Atemprobleme hervorrufen. Der Emulgator E 479b („Thermooxidiertes Sojaöl mit Mono- und Diglyceriden“) kann zumindest für Sojaallergiker zu Problemen führen (siehe die DR. WATSON Datenbank der Lebensmittel-Zusatzstoffe)

Noch mehr über die Auswirkungen von Chemie im Essen auf die Gesundheit:

Echt künstlich
Das Dr. Watson Handbuch der Lebensmittel-Zusatzstoffe
Hans-Ulrich Grimm, Bernhard Ubbenhorst
ISBN: 978-3-9810915-1-9