Sieht so gesund aus, der Apfelsaft - und soll doch Asthma auslösen, wie Forscher herausfanden.
Der Fruktosegehalt in industriellen Softdrinks, aber auch in Apfelsaft kann bei Kindern zu einem erhöhten Risiko für Asthma führen. Das zeigten US-Forscher in einer jetzt erschienenen Studie. Dabei gelten Säfte ja eigentlich als gesund. Doch seit einigen Jahren erkennen Experten die schädlichen Folgen von übermäßigem Fruktoseverzehr; im Zentrum standen bisher vor allem Übergewicht, Diabetes und Leberverfettung.
Untersucht wurde der Getränkekonsum von 1961 Kleinkindern im Alter von zwei bis neun Jahren und verglichen mit dem Vorkommen asthmatischer Anfälle bei ihnen. Die Daten, aus denen die Wirkung der Fruktose berechnet wurde, stammen aus dem US-amerikanischen “National Health and Nutrition Examination Survey”, einer der umfangreichsten und anerkanntesten epidemiologischen Studien weltweit. Veröffentlicht wurde die Studie im Journal "Public Health Nutrition.
Das Ergebnis: Jene Kinder, die mehr als fünf Mal pro Woche Softdrinks mit Glukose-Fruktose-Sirup getrunken haben, hatten ein mehr als fünf Mal so große Anfälligkeit für Asthma im Vergleich zu jenen, die seltener als einmal im Monat fruktosereiche Drinks tranken.
Die Kinder reagierten hierbei auf Getränke, in denen viel freie Fruktose vorlag; in der natürlichen Nahrung liegt die Fruktose meist in einem sinnvollen Verhältnis zum Zucker Glukose vor, welches vom Körper gut zu verstoffwechseln ist. Allerdings hat auch Apfelsaft einen besonders hohen Anteil an freier Fruktose und zeigte im Experiment entsprechende Wirkung.
Wie ein Zucker auf die Lunge wirken kann, hat das Forscherteam aus Medizin, Biologie und Ernährungswissenschaft auch herausgefunden: Ein bestimmter Rezeptor im Darm, in Wissenschaftskreisen als enFruAGE bekannt ist, übermittelt das Signal fürs Auslösen einer asthmatischen Reaktion an die Lunge. An diesem Rezeptor docken schädliche Stoffwechselprodukte der Fruktose im Blut an und lösen damit entzündliche Reaktionen im Körper aus, die wiederum in gewissen Fällen das Vorkommen von Asthmaanfälle zu fördern scheint.
Je mehr freie Fruktose im Getränk sich befindet, desto höher ist der Level der entzündungsfördernden Botenstoffe im Blut. Entzündungen gelten auch als Förderer für die sogenannten Zivilisationskrankheiten , wie etwa Diabetes, Herzerkrankungen oder Krebs.
Fruktose ist ein sogenannter Einfachzucker, der in der Natur meist gekoppelt an Glukose vorliegt, was die Aufnahme im Körper erleichtert. In der industriellen Lebensmittelproduktion wird Fruktose zunehmend in Form eines Zuckerkonzentrates eingesetzt, aus Mais hergestellt. Durch künstliche Erhöhung des Fruktoseanteils ist der Sirup süßer und damit billiger als normaler Zucker. In englischsprachigen Zutatenlisten verbirgt es sich hinter den Abkürzungen GFS oder HFCS (englisch high fructose corn syrup).
Lange Zeit dachte man, Fruktose sei besonders gesund, weil er das Zuckerhormon Insulin nicht aktiviert. Im Fokus der medizinischen Forschung steht er inzwischen, weil er Risikofaktor für die Zuckerkrankheit zu sein scheint, er führt zur Leberverfettung, wirkt als Dickmacher, stört die Hormone und die Sättigung.
Säfte galten bislang als sehr gesund, erst im vorigen Monat erschien eine Studie
der Universität Hohenheim, derzufolge die Inhaltsstoffe der Orangen besser aus Saft aufgenommen werden als aus den Früchten selbst.
Mehr zu den Wirkungen des industriellen Zuckers:
Hans-Ulrich Grimm
Garantiert gesundheitsgefährdend. Wie uns die Zuckermafia krank macht.
Droemer Verlag 304 S. € 18,00
ISBN: 978-3-426-27588-7