Wer mehr Fast Food und Fertiggerichte isst, altert schneller und erkrankt mit größerer Wahrscheinlichkeit an Depressionen. Das ergaben jetzt veröffentlichte Studien englischer und amerikanischer Forscher. Die industriell verarbeitete Nahrung enthält weniger von den Substanzen, die das Wohlbefinden erhöhen, aber mehr von jenen, die die Alterung beschleunigen.
Forscher des US National Institute on Aging und der Mount Sinai School of Medicine in New York stellen fest, dass Industrienahrung mehr von bestimmten Stoffen enthielten, die Entzündungen im Körper fördern und die Alterung beschleunigen. Es handelt sich dabei um die sogenannten “AGEs” (“Advanced Glycation End Products”), die im Körper oxidativ wirken, also gleichsam als Rostbeschleuniger. Diese bräunlichen Stoffe entstehen, wenn Eiweiße mit Zucker verkleben, insbesondere in Produktionsprozessen von Fast Food und industriell produzierter Supermarktnahrung, etwa der Pasteurisierung, Trockung, beim Räuchern, Braten oder Grillen.
Die US-Forscher teilten 49 Versuchspersonen in zwei Gruppen ein: Die eine durfte die übliche westliche Zivilsationskost essen (im Fachjargon: “Western Diet”), die anderen bekamen Nahrung mit 50 Prozent weniger AGEs, vor allem gekochte oder gedünstete Gerichte. Nach vier Monaten hatten sich bei den Teilnehmern die weniger AGEs aßen die Blutwerte und andere Indikatoren für Gesundheitsrisiken und Alterung um bis zu 60 Prozent verbessert.
Die britischen Forscher, die auf der Suche nach den Glücks-Substanzen im Essen waren, untersuchten für ihre Studie Menschen im mittleren Lebensalter, ihre Essgewohnheiten und ihren Gemütszustand.
Das Forschungsteam um die Psychologin Archana Singh-Manoux von der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsförderung der Universität London kategorisierte das Essverhalten vor allem nach „vollwertig“ und „industriell verarbeitet“ und fand heraus, dass diejenigen am wenigsten unter Depressionen litten, die am meisten Obst, Gemüse und Fisch aßen.
Bislang stand Fast Food als Dickmacher im Verdacht, es soll zudem zu Diabetes und Herzkreislauf-Erkrankungen führen und sogar das Risiko für Unfruchtbarkeit erhöhen (siehe DR. WATSON NEWS vom 02. Februar 2007). Die englische Untersuchung zeigt jetzt, dass die industrielle Nahrung auch den Seelenzustand beeinträchtigt.
3486 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 55,6 Jahren füllten für diese Studie Fragebögen über ihr Essverhalten aus und wurden 5 Jahre später anhand der sogenannten CES-D Skala (dem anerkannten Messstandard in der Depressionsforschung) in ihrer Neigung zur Depression bewertet.
Am stärksten vom Unglück verfolgt wurde, wer sich vor allem von Weißmehl, süßen Desserts, frittierten Gerichten oder verarbeitetem Fleisch (etwa Burger oder Wurst) ernährte.
Das Ergebnis war auch eindeutig, nachdem die Forscher weitere wohlbefindensrelevante Faktoren wie etwa Rauchen, wenig Bewegung oder Übergewicht rausgerechnet hatten. Es wurde ebenfalls ausgeschlossen, dass die Depression selbst zum ungesunden Essverhalten führt und damit Ursache statt Folge gewesen wäre.
Diese neu belegte Nebenwirkung des schlechten Essens führen die Wissenschaftler darauf zurück, dass das industriell verarbeitet Essen den Körper nicht mit den für das Glücklichsein notwendigen Nähr- und Wirkstoffen versorgt.
Nach Meinung der Gesundheitswissenschaftler kann etwa ein Mangel an Folsäure die Hirnchemie negativ beeinflussen. Dieses Vitamin würde in der vollwertigen Ernährung über grüne Blattgemüse oder Erbsen, Bohnen und Linsen aufgenommen, fehlt allerdings in Schokopudding, Tiefkühlpizza und Dosenwürstchen.
Auch die berühmten Omega 3 Fette werden genannt. Diese guten Fette aus Fisch, Walnüssen oder Leinöl sind unter anderem verantwortlich für die Hirnentwicklung aber auch für den Erhalt eines glücklichen Gemütes. Für das Leinöl wurde bereits im Jahr 1981 vom amerikanische Mediziner Donald O. Rudin nachgewiesen, dass zwei bis sechs Esslöffel Leinöl täglich gegen Depressionen helfen (siehe Hans-Ulrich Grimm, Bernhard Ubbenhorst: Leinöl macht glücklich - Das blaue Ernährungs-Wunder).
Auch andere Mediziner wie etwa der Amerikaner Andrew Stoll, Psychiatrieprofessor der Harvard Medical School im US-Bundesstaat Massachusetts, machen den weitverbreiteten Mangel an Omega-3-Fetten verantwortlich für die Ausbreitung psychiatrischer Krankheiten. Depressionen, ja sogar Schizophrenie, auch Verhaltensstörungen bis hin zu Aggressivität gehen nach wissenschaftlichen Untersuchungen mit einem Omega-3-Mangel einher.
Leider sind viele dieser glücklichmachenden Fette, Vitamine oder Antioxidantien nicht lange haltbar und sind deshalb in dauerhaltbaren Supermarkt-Lebensmittel nicht zu finden.
Das Team um Archana Singh-Manoux betont in seinem Resümee, dass es sich wahrscheinlich um ein Zusammenspiel von An- und Abwesenheit verschiedener Wirkstoffe handelt, welches letzlich zur Depression führt. Frische und frisch gekochte Lebensmittel enthalten offenbar mehr von diesen Substanzen, die für die Glücks-Zonen des Körpers wichtig sind. Zugleich können sie offenbar die Alterung bremsen.