Die Forderung nach artgerechter Ernährung entstammt dem Tierfutterbereich, weil bei den üblichen industriellen Fertigfuttermitteln die Bedürfnisse der Hunde, Katzen, Hamster oder Vögel zu wenig berücksichtigt werden (Heimtiernahrung). Krankheiten und Verhaltensstörungen sind die Folge. Auch im Bereich der Nahrung für Menschen stellt sich für mehr und mehr Experten und auch Betroffene die Frage, ob die üblichen Nahrungsmittel der Food-Fabriken und Supermärkte den Bedürfnissen der Spezies Mensch entsprechen und der menschliche Körper, der seinerseits ein Naturprodukt ist, auf diese mit zahlreichen Chemikalien durchsetzten Erzeugnisse eigentlich vorbereitet ist.
»Are we designed for what we eat?«, so fragte ein Guru der Lebensmitteltechnologie im Fachblatt Food Science and Technology Today: Sind wir geschaffen für das, was wir essen?
Zahlreiche Krankheiten deuten darauf hin, dass der menschliche Körper mit diesem mittlerweile dominierenden Angebot nicht mehr zurechtkommt.
Insbesondere die sogenannte ultra-verarbeitete Nahrung spielt bei vielen großen Zivilisationskrankheiten eine maßgebliche Rolle. Auch zeigt sich in vielen Weltgegenden, dass der Übergang von der traditionellen Nahrung zur sogenannten Westlichen Ernährung aus Fastfood und Fertignahrung zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen führt, wie jenem Bündel von Phänomenen wie Übergewicht, einem erhöhten Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes und für Herzleiden, das als metabolisches Syndrom bezeichnet wird.
Kritiker führen dies darauf zurück, dass die Nahrungsproduktion weniger auf die Bedürfnisse der Menschen als auf die Sachzwänge der Fabriken und Supermärkte ausgerichtet ist.
Denn vor allem die verschiedenen Maßnahmen für die Verlängerung der Haltbarkeit (Shelf Life), insbesondere die Erhitzung, aber auch lang haltbare Inhaltsstoffe wie Zucker oder Süßstoffe sowie industriell maßgeschneiderte Designerfette (Transfette) fördern dieses Syndrom.
So wird der menschliche Körper häufig mit Nahrung befüllt, die nicht der Natur entstammt, sondern auf dem Reißbrett konstruiert wurde. Viele Zusatzstoffe wurden eigens entwickelt, damit beispielsweise Puddingcreme auch nach Wochen noch wie frisch angerührt aussieht und die Tiefkühltorte wie frisch gebacken erscheint – reine Designerstoffe, die es in der Natur nirgends gibt.
So zum Beispiel die sogenannten Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren (E471, E472) und ihre Esterverbindungen. Auch ein Stoff namens Polyoxyethylen(20)-sorbitan-monolaurat (E432), der die Schaumbildung beim Abfüllen von Marmelade verhindert, oder Calziumferrocyanid (E538), das Salz rieselfähiger macht, oder Butylhydroxyanisol (E320) zur Konservierung von Chips und Salzstangen: alles Designerstoffe. Auch der umstrittene Süßstoff Aspartam (E951) ist ein reines Kunstprodukt.
Viele wissenschaftliche Studien zeigen demgegenüber, dass die traditionelle Ernährung dem Körper besser bekommt. Nachgewiesen ist das für die klassische mediterrane Ernährung, aber auch für die chinesische, brasilianische, mexikanischen, indische und sogar die nordische Regionalküche Skandinaviens.
So zeigte sich bei einer Untersuchung, die im britischen Medizinerblatt The Lancet veröffentlicht wurde, dass sogar bei einem kleinen Volksstamm, der fernab der Zivilisation im Urwald am Amazonas leben, die Herzen in einem besseren Zustand waren als bei den Mitglieder westlicher Leitnationen.
Die Menschen dort hatten »die niedrigste Anzahl an Koronararterienerkrankungen«, die bisher jemals weltweit in einer Bevölkerungsgruppe gemessen wurde. So das Ergebnis der Untersuchung im Lancet. 85 Prozent der Stammesangehörigen hatten überhaupt keine Zeichen von Verkalkung. Die Arterien eines 80jährigen Tsimane ähnelten denen eines amerikanischen Mittfünfzigers.
Offenbar ist das Nahrungsangebot dort im Umwelt besser für humane Herzen und damit die menschliche Art geeignet als die Western Diet der Industrieländer.