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Kaffee

Lange galt Kaffee als gesundheitsschädlich, doch mittlerweile gilt er als rehabilitiert. Nach neueren Untersuchungen soll er sogar das Leben verlängern, vor allem, wenn er morgens genossen wird. Die früheren Warnungen entpuppten sich als haltlos, verkündet ohne jede Evidenz durch wissenschaftliche Daten.

Die Warnungen vor dem Kaffee zählen zu den wichtigsten Irrtümern der Ernährungsexperten. Das Getränk stand schon im Zentrum eines der frühesten Experimente der Ernährungsforschung. Der schwedische König Gustav III. (1746–1792) war zutiefst überzeugt davon, dass Kaffee ungesund sei. Der Versuch sollte zeigen, wie schnell Kaffee zum Tode führt. Es ging als »Kaffeeexperiment Gustavs III.« in die Geschichte ein. Er verpflichtete zwei zum Tode verurteilte Häftlinge zu einem Test. Einer musste Kaffee trinken, der andere Tee. Zwei Mediziner sollten den Versuch überwachen. Eine ethisch fragwürdige Methode, keine Frage. Aber dafür ist der König ja König.

Im Kerker saßen die Häftlinge und tranken und tranken, der eine Tee, der andere Kaffee. Sie tranken und tranken. Dann starben die Ärzte. Die Häftlinge tranken weiter. Dann starb der König. Die Häftlinge tranken weiter. Schließlich starb erst der Teetrinker, mit 83 Jahren, dann der Kaffeetrinker.

Der Versuch bewies also: So schlimm kann Kaffee eigentlich nicht sein. Gleichwohl wurde er 1794 in Schweden verboten. Und die Abneigung gegen Kaffee hielt sich in der Ernährungsberaterei über Jahrhunderte. Kaffee sei ein Wasserräuber. Das behaupten die Ernährungspäpste noch lange, nachdem die Könige als Naturforscher abgedankt hatten. Der Kaffee entziehe dem Körper Wasser.

Offenbar hat lange niemand die Behauptung überprüft und zum Beispiel den Wasserabfluss gemessen, also die Urinmenge nach Kaffeegenuss. Die Forscherin Kristin J. Reimers vom Zentrum für Menschliche Ernährung (Center for Human Nutrition) in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska machte es, zusammen mit ihren Mitarbeitern. Versuchszeitraum: 24 Stunden. Die eine Hälfte der Testpersonen durfte nur koffeinfreie Getränke zu sich nehmen, die andere auch Kaffee, Tee, Cola. Die Überra­schung: Alle pinkelten im Grunde gleich viel. Also nichts mit übermäßigem Flüssigkeitsverlust durch Kaffee.

Die Aussage, dass Kaffee generell schädlich sei, ist heute nicht mehr haltbar, räumen Fachleute mittlerweile ein. Das falsche Bild vom Kaffee als Wasserräuber sei »aus Fehlinterpretationen älterer Studien« entstanden, so eine Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): »Man überhöht Erkenntnisse schnell zu Regeln, wenn man sie vermitteln möchte.« Ihre Vereinigung ist bei Kundigen bekannt für solche Praktiken.

Diverse neue Untersuchungen haben sich mit den gesundheitlichen Vorzügen des Muntermachers beschäftigt. So soll er, in Maßen und morgens genossen, das Leben verlängern und sogar Herzleiden vorbeugen.