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Keys, Prof. Ancel

Der US-Ernährungswissenschaftler Ancel Keys (1904 – 2004), Professor an der Universität in Minnesota, gilt als wichtigster Wegbereiter im Kampf gegen das Fett. Er wurde als »Mister Cholesterin« gefeiert und hatte sogar aufs Cover des amerikanischen Magazins Time geschafft. Er ist gewissermaßen verantwortlich, dass Milliarden von Menschen sich jahrzehntelang Eier verkniffen haben und jedes Fitzelchen Fett noch vom magersten Putenschnitzel entfernt haben. Mittlerweile gilt der einst weltweit gefeierte Starforscher als einer der größten Betrüger der Wissenschaftsgeschichte. Die Anti-Fett-Kampagne gilt Wissenschaftlern heute als groß angelegtes Ablenkungsmanöver vom Zucker, vor dessen Gefahren sein Gegenspieler John Yudkin gewarnt hatte. Keys gilt zudem als Begründer (oder Erfinder) der Mediterranen Ernährung, die in der Medizin als Königsweg zu einem langen und gesunden Leben angesehen wird. Und er hatte, zu Beginn seiner Karriere, Verpflegungseinheiten für US-Soldaten im 2. Weltkrieg entwickelt ("K-Ration).

 

Keys hat mit Hilfe unlauterer Methoden die wissenschaftlichen, politischen und medialen Grundlagen geschaffen für ein jahrzehntelange vorherrschendes Dogma der Ernährungswissenschaft – und Milliardengewinne für die Pharmaindustrie.

 

Als wissenschaftlicher Gegenspieler von Keys und seiner Theorie vom gefährlichen Fett gilt sein britischer Fachkollege John Yudkin, der früh schon vor den Gesundheitsgefahren durch Zucker gewarnt hatte – aber in der wissenschaftlichen Debatte damals den Kürzeren zog.

 

Keys war einer der frühen Mitglieder des wissenschaftlichen Jet Set, forschte weltweit – und operierte dabei mit Tricksereien und Betrügereien: »Die Fett- und Cholesterin-Theorie ist der größte Wissenschaftsbetrug dieses Jahrhunderts« – und vielleicht sogar »aller Jahrhunderte«, urteilte George Mann, Medizinprofessor an der Vanderbilt University im US-Bundesstaat Tennessee.

 

Im Zentrum stehen dabei die Vorgänge um seine legendäre „Sieben-Länder-Studie“, die weltweit erste Erhebung über den Zusammenhang zwischen Ernährung, Lebensstil und Krankheiten wie Herzleiden und Schlaganfall, die zur Grundlage werden sollte für die weltweite Angst vor Fett und insbesondere Cholesterin.

 

Er hatte mit seinem internationalen Team 22 Länder untersucht - und die, die ihm nicht passten, einfach weggelassen: »Er schloss Daten aus 16 Ländern aus, die nicht zu seiner Hypothese passten«, so eine Überprüfung der Keys-Theorie im Wissenschaftsmagazin Open Heart.

 

Dank diverser Tricks und Kniffe hatte Keys immerhin bei sechs Ländern seine Hypothese bestätigt gefunden. Plus eines, bei dem sie nicht zutraf, und fertig war die »Sieben-Länder-Studie«.

 

Ergebnis: Je mehr Fett und Cholesterin, desto mehr Herzkranke. Eine Korrelation, die das Ernährungsverhalten von Millionen, womöglich Milliarden von Menschen über ein halbes Jahrhundert lang beeinflussen sollte – und die aber nur mit Hilfe von statistischen Tricks und massiver Datenmanipulation möglich wurde.

 

Vor allem durch gezielte Auswahl von Ländern, die das gewünschte Ergebnis liefern sollten: »Wenn alle 22 in die Auswertung einbezogen worden wären, wäre der behauptete Zusammenhang zwischen Fett und Herzkrankheiten verschwunden«, sagt der US-Wissenschaftsjournalist Gary Taubes (Good Calories, Bad Calories).

 

Und die Sieben-Länder-Studie war wohl nicht die einzige, bei der Keys und seine Kollegen die Daten frisiert hatten. Ganz ähnlich war es offenbar auch bei dem berühmten Minnesota Coronary Experiment, einer Untersuchung aus den Jahren 1968 bis 1973 unter Leitung von Ivan Frantz – als Stellvertreter fungierte Ancel Keys.

 

Damals hatte Studienleiter Frantz kritische Dokumente wie Autopsiebefunde erst gar nicht publiziert. Und diese »unvollständige Veröffentlichung« der Forschungsergebnisse hat dazu beigetragen, falsche Vorstellungen vom Nutzen der Cholesterinsenkung in der Bevölkerung zu verbreiten, meinte Christopher Ramsden von der Universität North Carolina, der mit seiner Forschungsgruppe erstmals die bisher nicht zugänglichen Originaldaten des Experiments auswerten konnte.

 

Keys hatte auch früh die Mediterrane Ernährung propagiert. Deren Vorzüge wurden mittlerweile durch Berge von Studien bestätigt. Obwohl Keys mit seiner betrügerischen Theorie vom bösen Fett auf dem Holzweg war, gilt die Mittelmeer-Diät weiterhin als Goldstandard in Sachen gesunder Ernährung. Mittlerweile wird der Begriff allerdings als Bezeichnung für eine traditionelle Form der Ernährung verwendet, mit wenig Fleisch, viel Obst und Gemüse, wertvollen Öle und Wein, wenig Zucker, ohne industrielle Chemikalien und Fertigungstechniken.

 

Begonnen hatte er seine Karriere mit der „K-Ration“, einer Verpflegungseinheit für US-Militäreinheiten im 2. Weltkrieg, bestehend aus verpackten Mahlzeiten für Frühstück, Lunch und Abendessen. 1941 war er vom US-Kriegsministerium beauftragt worden, eine haltbare, verzehrfertige Mahlzeit zu entwickeln, die sich die Soldaten in die Tasche stecken konnten.

 

Keys ging also in einen nahegelegenen Supermarkt, kaufte Kekse, Trockenwürste, Bonbons und Schokoriegel und ließ sie versuchsweise von sechs Soldaten eines nächstbesten US-Militärstützpunkts verspeisen. Die Urteile bewegten sich zwischen „schmackhaft“ und „besser als nichts“, machten aber satt und versorgten die Kämpfer mit der nötigen Energie. Trotz des geringen Forschungsaufwands war das Projekt ein Erfolg, die Truppen wurden mit den „K-Rationen“ ausgestattet.