Besonders gestresste Menschen müssen auf ihr Niacin achten, so heißt es in der Werbung. Niacin, auch als Vitamin B 3 oder Nicotinsäure bezeichnet, ist wichtig für den Feuchtigkeitshaushalt der Haut. An der Verwertung der Nährstoffe Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate im Körper ist es beteiligt, es wirkt mit bei der Produktion der Hormone und reduziert den Blutfettspiegel und soll das „gute“ Cholesterin erhöhen. Es erweitert die Blutgefäße, senkt damit auch den Blutdruck. Niacinpräparate werden auch zur Behandlung und Vorbeugung von Arteriosklerose und Herzinfarkt verordnet, wobei diese Wirkung wissenschaftlich bislang nicht solide untermauert ist. Nachgewiesen ist bisher nur, dass pharmakologische Niacinpräparate (500 Milligramm und mehr pro Dosis) den Cholesterinspiegel senken. Und dass sie vor Pellagra schützen, einem Krankheitsbild, das durch Niacinmangel entsteht und mit Dermatitis, Durchfall und Demenz einhergeht. Niacin gehört zu den Vitaminen, bei denen ein hohes Risiko für Nebenwirkungen durch zu hohe Aufnahme besteht, so die Einschätzung des deutschen Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR): Bei Überdosierung sind ernste Vergiftungen zu befürchten. Es gibt Hinweise, dass es wie andere B-Vitamine auch als Dickmacher wirken kann.
Das B-Vitamin wird in einigen Organen gespeichert, außerdem ist die Leber imstande, Niacin aus der Aminosäure Tryptophan herzustellen. Dies bedeutet einerseits, dass es in Mitteleuropa praktisch nie zum Niacinmangel kommt. Und andererseits, dass dieses Vitamin durchaus zu ernsten Vergiftungen führen kann.
Weit verbreitet sind Unverträglichkeitserscheinungen, wie Magenprobleme, Gasbildung im Darm, leichter Schwindel oder Schmerzen im Mundbereich. Als problematisch gelten Mengen von mehr als 100 Milligramm.
Ab 500 Milligramm pro Tag, in Einzelfällen auch weniger, kann es zu einem hautgefäßerweiternden Effekt, dem sogenannten „Flush“, kommen. Das bedeutet Brennen, Jucken und Erröten von Gesicht, Armen und Brustbereich, sowie Kopfschmerzen. Alkohol kann diesen Flush-Effekt verstärken.
Zu gefährlichem Blutdruckabfall mit Schwindelgefühlen oder einem erhöhten Harnsäuregehalt im Blut führen Menge ab 2,5 Gramm pro Tag.
Zu den Symptomen der Vergiftung zählen Übelkeit, Kopfschmerzen und Muskelkrämpfe. In sehr hohen Dosierungen von 1000 Milligramm kann Niacin zu Gicht führen, zu Herzrhythmusstörungen sowie Gelbsucht und Leberschäden. Möglich sind auch Magengeschwüre, hoher Blutzucker, Sehstörungen.
Niacin kann Allergien verschlimmern, weil es die Ausschüttung des Allergiefaktors Histamin fördert.
Eine chinesisch-japanische Studie weist auf einen möglichen Dickmacher-Effekt hin: B-Vitamine seien ein „unerkannter Faktor für Übergewicht“. So förderten sie etwa die Enzyme der Fettsynthese oder führten zu Insulinresistenz, einer Vorstufe der Zuckerkrankheit Diabetes. Dadurch kann der Zucker im Blut nicht mehr angemessen in die Zellen transportiert werden, bleibt im Blut und wird vermehrt in Fett umgewandelt.
Für gesunde Menschen gibt es keinen Grund, sich mit niacinhaltigen Zusätzen oder Präparaten einzudecken. Selbst die verbreitete Ansicht, wonach Extraportionen an Niacin Schizophrenie- und Herzinfarktpatienten helfen könnten, ist wissenschaftlich nicht belegt.
Die B-Vitamine können in der Regel nicht ohne die Hilfe eines anderen B-Vitamins aktiv werden. Daher macht es nur wenig Sinn, den Körper mit Präparaten zu versorgen, die lediglich ein B-Vitamin enthalten. Die Pharmaindustrie produziert aus diesem Grund zunehmend Präparate aus kombinierten B-Vitaminen. Das Problem ist aber: Es gibt auf der Basis des heutigen Forschungsstands keine präzise Aussage darüber, in welcher Dosis die einzelnen Vitamine kombiniert werden müssen, damit sie sich sinnvoll ergänzen.
Anders in natürlicher Nahrung: Dort kommen die B-Vitamine nicht isoliert, sondern stets in funktionierenden Komplexen vor. Überdosierung durch echtes Essen ist nicht bekannt
Natürliche Niacin-Quellen (Angaben in Milligramm auf 100 Gramm
Nahrungsmittel):
Erdnüsse 20,5
Rindfleisch 11,3
Schinkenwurst 11,0
Kalbsrücken 10,0
Schweinefleisch 10,0
Brathähnchen 9,3
Weizenvollkornmehl 7,6
Mandeln 7,0
Vollkornnudeln 7,0
Mortadella 6,0
Frühstücksei 3,8
Weizenmehl, Typ 405 2,7
Zartbitterschokolade 1,9
Kartoffeln, gekocht, mit Schale 1,5