Preisfrage: Wer ist hier der Ansager? Der Mann vom Fernsehen (Ingo Zamperoni, links), oder der Big Spender (Bill Gates, rechts)?
Das herrschende Ernährungssystem macht dick und krank - und manche auch reich. Über den Kampf um die Zukunft, die Hoffnung auf eine globale Wende, und den Einfluss des Weltwohltäters, den manche für den brutalstmöglichen Bösewicht halten.
Es ist ein heikles Terrain, schließlich ist er ein großer Wohltäter der Menschheit, auch der Medien, und die reagieren natürlich allergisch, wenn man ihn kritisiert. Vor allem hierzulande.
Weltweit allerdings wächst die Kritik, an ihm, an seinem Einfluss, und sie kommt gerade aus der linken, der progressiven Ecke.
Schließlich geht es um das Thema „Geld regiert die Welt.“ Und damit auch um die Frage, wer das Sagen hat. Das Volk, die Mehrheit, gar die Weltgemeinschaft - oder einer, der besonders viel Geld hat. Wie Bill Gates, der Multimilliardär. Und seine Stiftung, mit der er Gutes tun will – oder das, was er dafür hält.
Jetzt geht es um ein ganz großes Menschheitsthema: Die Ernährung, welches Versorgungsystem am besten ist für diesen Planeten, und natürlich die Frage: Wer bestimmt, was auf den Tisch kommt.
Um das derzeitige Ernährungssystem ist ein Krieg entbrannt. Es geht um den Weg in die Zukunft, den Kampf gegen den Hunger, für die Gesundheit. Und es geht natürlich auch um Geld.
Auf der einen Seite stehen die klassischen Lieferanten der traditionellen Ernährung. Kleine Bauern, Gärtner, Köche, und jene, die zu Hause in der Küche stehen, und das herstellen, was gesund ist.
Auf der einen Seite steht die derzeit dominierende Nahrung aus den Fabriken von Konzernen wie Nestlé, Unilever, Coca-Cola. Sie liefern das Ungesunde, die „ultra-verarbeitete Nahrung“. So sieht es eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern, die weltweit an Einfluss gewinnt – so sah es jedenfalls bisher aus.
Bis in diesen Sommer. Da stand eine entscheidende Schlacht im Krieg ums Essen an. Ein Gipfeltreffen der Vereinten Nationen, bei dem es um die Welternährung ging.
Gewonnen hat: Bill Gates, mit seiner milliardenschweren Stiftung. Ob er persönlich involviert war, ist unklar. Sicher aber war es sein Geld. Nun ist die Schlacht entschieden. Fürs erste. Und das sorgt für wachsende Kritik. Weltweit.
Jetzt steht der Vorwurf im Raum, dass Bill Gates sozusagen die entscheidenden Institutionen der Weltgemeinschaft gekapert hat, um seine Vorstellungen durchzusetzen.
Dabei hat er hierzulande einen untadeligen Ruf als Weltretter, jedenfalls bei den Medien - und alle, die das anders sehen, haben nach herrschender Ansicht nicht alle Latten am Zaun.
Doch nun formiert sich gegen Gates eine Kritikfront mit Leuten, die eigentlich bei den Medien hohes Ansehen genießen. Wissenschaftler*innen. Öko-Anhänger. Kleinbauern. Frauen. Linke. Auch Vertreter indigener Gruppen, also der Urbevölkerung ihrer Siedlungsgebiete. Und People of Color.
Von denen gibt es ja gerade in Afrika nicht wenige.
Und dort gibt es sogar noch einige weiße Flecken auf der Weltkarte der industrialisierten Nahrungssysteme. Bäuerliche Familien, die den Großteil der Nahrung anbauen. Doch leider stehen sie der Entwicklung im Wege, auch den Profiten, die internationale Konzerne dort wittern, denn im Boden dort schlummern ungenutzte Potenziale, gewissermaßen das „neue Öl".
Und dort wirkt auch jene Stiftung, die von Bill Gates gegründet wurde, gemeinsam mit seiner Frau Melinda, und die sie auch nach der Trennung weiter zusammen führen wollen.
Kritik an ihren Aktivitäten kommt zum Beispiel von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die nach eigenen Angaben der deutschen Linkspartei nahesteht.
Es geht um jene afrikanische Organisation, deren Chefin von UN-Generalsekretär António Guterres höchstselbst zur Sondergesandten ernannt wurde, mit der Aufgabe, den Welternährungsgipfel in diesem Sommer zu koordinieren: Die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (Alliance for a Green Revolution in Africa, kurz AGRA).
Sie wurde im Jahr 2006 gegründet und bekam seither insgesamt fast eine Milliarde US-Dollar, „den Hauptteil von der Bill- und-Melinda-Gates-Stiftung“, so die Studie der Linken-Experten, die ihrerseits unterstützt wurde unter anderem von der Hilfsorganisation Brot für die Welt und finanziert von der deutschen Bundesregierung. Titel: „Falsche Versprechen“.
Eigentlich sollte die von der Gates-Stiftung geförderte Organisation die Lage der Menschen in Afrika verbessern: Mit massivem Mitteleinsatz, modernem Saatgut, synthetischem Dünger sowie Pestiziden sollten die Erträge gesteigert und die Einkommen der betroffenen Haushalte verdoppelt werden.
Privat gescheitert, als Weltwohltäter weiter verpartnert: Melinda und Bill Gates, mit einem Objekt ihrer Güte (links unten). Foto: Bill & Melinda Gates Foundation / Prashant Panijar
Doch leider, so meint die Studie der Linken-Stiftung, gebe es „kaum Belege für signifikante Steigerungen der Einkommen“, die Produktivität ging teilweise sogar zurück, ebenso die Erträge. „Armut und Hunger blieben erschreckend stark verbreitet.“ In jenen Gegenden, wo das Gates-Konzept durchgesetzt wurde, habe „die Zahl der Hungernden um 30 Prozent zugenommen.“ Viele „kleinbäuerliche Erzeuger*innen“ gerieten in die „Schuldenfalle“.
Bei ihrer Untersuchung stützten sie sich auf Erkenntnisse des US-Professors Timothy Wise von der Tufts University im amerikanischen Boston. Der hatte vor allem die „obsessive“ Fixierung der Gates-Politik in Afrika auf sogenanntes Hybridmais-Saatgut kritisiert, das jedes Jahr gekauft werden müsse – was den Konzernen nutzt, den Bauern aber schadet.
Er bezeichnete den vermeintlichen Welt-Wohltäter als „800-Pfund-Gorilla“, der seinen Herrschaftsbereich nach Belieben dominieren könne – ohne Rücksicht auf die schon länger dort Lebenden.
„Gates spielt ein sehr gefährliches Spiel“, sagt der Tufts-Forscher.
Er „geht, wohin er will und tut, was er will. Er operiert hinter den Kulissen, um die Politik und Gesetze in afrikanischen Ländern zu beeinflussen, mit weitreichendem Einfluss und ohne Rechenschaftspflicht “, sagte Wise. „Es ist der Einfluss, über den niemand sprechen möchte.“
Und nun gelang es sogar, die mit seinem Geld Gesponserte an die Spitze einer Versammlung der Weltgemeinschaft zu hieven, die im Krieg ums Essen eine ganz entscheidende Etappe bilden sollte. Ihr Name: Agnes Kalibata.
Der Sieg in der Schlacht ging an sie und die sie unterstützenden Kreise - wodurch „die Agrarindustrie und die Unternehmensinteressen von Anfang an in privilegierte Positionen gebracht“ wurden, kritisierte hinterher ein Autorenteam in einer Zeitschrift des renommierten deutschen Wissenschaftsverlages Springer Nature: „Der Gipfel hat es versäumt, wesentliche Weichen zu stellen in Richtung gesündere Ernährungssysteme“.
Viele Gruppen, die sich da ebenfalls einbringen wollten, hatten plötzlich nichts mehr zu sagen, protestierten, oder boykottierten sogar den Termin, und kritisierten den Kurs des Welt-Mäzens vom Microsoft-Konzern als „Kanonenboot-Philanthropie.“ Den Coup auf dem Welternährungsgipfel betrachten sie als „feindliche Übernahme“.
Für ihren Kontinent, beispielsweise, wäre es besser, wenn er sein Geld für sich behielte, meinte die Allianz für Ernährungssouveränität in Afrika (Alliance for Food Sovereignty in Africa , kurz AFSA), die nach eigenen Angaben 200 Millionen kleine Lebensmittelproduzenten in Afrika vertritt: „Die Zukunft des afrikanischen Nahrungssystems muss in afrikanischen Händen liegen!“
In einem Offenen Brief zusammen mit 160 internationalen Organisationen aus 40 Ländern forderte die Afro-Allianz, die Geldgeber sollten die Förderung der agrarischen Aufrüstungs-Aktionen und damit „der falschen Lösung einstellen“.
„Bill Gates sollte aufhören, Afrikanern zu sagen, welche Art von Landwirtschaft die Afrikaner brauchen“, schrieben zwei Autorinnen aus der Allianz zudem im Scientific American.
Auch 500 religiöse Führer aus Afrika protestierten, in einem offenen Brief an die Bill & Melinda Gates Foundation, und forderten, die Förderung der industriellen Landwirtschaft zu stoppen.
Den Boykott der Gipfeltour beschloss auch eine Gruppe, die 550 zivilgesellschaftliche Organisationen mit mehr als 300 Millionen Mitgliedern vertritt, von ACT NOW! aus dem Südseestaat Papua New Guinea über die Farmworker Association of Florida, USA, die internationale Kleinbauernorganisation GRAIN bis zur Zambia Alliance for Agroecology and Biodiversity.
Auch drei UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung kritisierten die Vorgänge.
Ebenso eine Gruppe von 200 Wissenschaftlern aus aller Welt: Obwohl Basis-Organisationen und Wissenschaftler aus allen Disziplinen „herzlich an den Tisch eingeladen“ worden seien, so schrieben sie, wurden die „Agenda und die Themen des Gipfels“ vor allem von mächtigen Institutionen wie der „Bill & Melinda Gates Foundation“ gesetzt.
"Die Machtverhältnisse am Gipfel sind bereits festgelegt", sagt Umweltwissenschaftlerin Johanna Jacobi, Professorin für Agrarökologische Transitionen an der ETH Zürich, die ebenfalls die Boykott-Erklärung unterzeichnet hatte.
Eigentlich wäre das ein Aufregerthema für die Medien, den „Spiegel“ zum Beispiel, der ja einst die erste Adresse in investigativem Journalismus war. Eigentlich wäre eine Titelgeschichte fällig gewesen, mit Bill Gates auf dem Cover, mit einer Weltkugel in der Hand. Etwas in der Art.
Gab es aber nicht.
Warum? Ach, der Spiegel bekommt auch Geld von Gates?
Klingt wieder sehr nach verschwörungsteoretischem Geschwurbel.
Es sind aber immerhin 2,3 Millionen Euro, wie die Hamburger Geldempfänger selbst einräumen.
Eine berufsethische Bankrotterklärung. Ein unverzeihlicher journalistischer Sündenfall. Absolut unmöglich.
Ach so, das ist heute so üblich?
Tatsächlich trifft der Geldregen aus dem Hause Gates auch andere Magazine, Gazetten, Medien aller Art. 250 Millionen Dollar seien insgesamt an Empfänger aus dem Medienmilieu geflossen, berichtete Columbia Journalism Review, das Magazin der Journalismus-Abteilung der berühmten New Yorker Universität.
Zu den Empfängern gehörten unter anderem die britische BBC, amerikanische Medien wie NBC und Financial Times, Arabiens Al Jazeera, der britische Guardian, die französische Zeitung Le Monde und das Center for Investigative Reporting, dessen "Reports" laut Wikipedia in Medien erscheinen wie der Los Angeles Times, der Washington Post, dem San Francisco Chronicle.
Nicht auf der Liste steht die Neue Zürcher Zeitung. Sie berichtet, dass der Einfluss auf die freie Meinungsäußerung, die Meinungsbildung noch viel weiter reicht, bis in die Fachwelt, die Wissenschaft. Weil im globalen Gesundheitssektor das Geld von Gates noch weiter verbreitet ist, und entsprechend groß die Vorsicht, es sich mit Big Spender zu verderben:
„Es gibt kaum ein Departement oder Institut für globale Gesundheit, das nicht Gelder von der Gates-Stiftung erhalten hat oder solche erhalten möchte. Diese Quelle will niemand gefährden. Mit dem Resultat, dass es wenig kritische Forschung zur Stiftung und zur Wirksamkeit der Arbeit der Gates Foundation gibt."
Manche sprechen schon von einem merkwürdigen Phänomen, einer plötzlichen Abkühlung etwa in erregten Debatten, bei kritischen Äußerungen zu Bill Gates und seiner Macht, genannt „Bill chill“.
Es gehe vorwiegend um Selbstzensur, sagt Marlee Tichenor, die an der Universität im englischen Durham forscht: «Wann immer ich an meiner früheren Universität zur Gates-Stiftung geschrieben habe, mahnten mich Kollegen, nicht zu weit zu gehen.» Sie hätten Angst gehabt, dass die Universität Probleme bekommen könnte.
Das kann natürlich auch irgendwann jemanden wie Yadushini Raveendran treffen, die an der Duke Universität im US-Staat North Carolina Public Health studiert hat – mit Stipendium von der Gates-Stiftung.
Trotzdem kritisiert sie öffentlich die Macht seiner Stiftung, als eine Form von Kolonialismus, die Länder des globalen Südens zum Objekt macht – sogar zum Objekt der Bereicherung: Denn viele Dollars, die ausgegeben werden, fließen in Wahrheit an Empfänger in den wohlhabenden Ländern.
Die Gelder aus der Gates-Stiftung seien deshalb absolut kontraproduktiv: „Sie verewigen das System, das Schaden anrichtet.“
Und sie stabilisieren und stützen natürlich auch das Ernährungssystem, das die Welt krank macht, und deswegen dringend umgestaltet, transformiert werden müsste. Das meinen jedenfalls die Kritiker des herrschenden Systems.
Unmittelbar vor dem UNO-Ernährungsgipfel hatten sie sich gerade noch große Hoffnungen gemacht, dass es jetzt endlich losginge mit der Wende. Etwa der führende Forscher auf dem Feld der „ultra-verarbeiteten Nahrung", Professor Carlos A. Monteiro. Und eine Gruppe von 80 Wissenschaftlern, die forderten, das Thema beim Gipfel auf die Tagesordnung zu setzen.
Sie verwiesen auf die gravierenden Schäden insbesondere durch diese „ultra-verarbeitete“ Nahrung, die dadurch geförderte „Pandemie der Fettleibigkeit und die damit verbundenen nicht übertragbaren Krankheiten mit ihren weitreichenden Folgen“. Und auf die Notwendigkeit, „die globale Lebensmittelverarbeitung neu zu gestalten“. Die UNO-Veranstaltung käme daher „zu einem entscheidenden Zeitpunkt“.
Sie hatten auf die Kraft des Arguments vertraut, ihre luziden Analysen, die besorgniserregenden Diagnosen, und wohl irgendwie auch auf eine Weltgemeinschaft und deren Institutionen, die, ganz basisdemokratisch, die Impulse der Bewegungen von unten aufnähmen und umsetzten.
Was sie übersehen haben: Dass es dabei auch um Macht geht, um Geld und Einfluss. Und dass die dominierenden Konzerne, die Lieferanten des Ungesunden, das Feld kaum kampflos räumen möchten.
Und da gibt es nicht nur die Gates-Stiftung, die da jetzt einen wichtigen Etappensieg erringen hat. Sie hat ja auch noch ihre Alliierten. Zum Beispiel in den Schweizer Bergen, wo ein weiterer Weltretter sein Hauptquartier aufgeschlagen hat, und ein eindrucksvolles Netzwerk geknüpft aus seinen Mitstreitern, den 1000 größten Konzernen und anderen Mächtigen dieser Welt.
Und der zu einem großartigen Projekt aufruft, das schon im Titel anmutet wie eine Steilvorlage für Verschwörungsfans: The Great Reset.
Noch so ein heikles Thema. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) im Schweizer "Bergdorf" Davos, das ja in Wahrheit eine kleine, ziemlich hässliche Stadt ist, mitten in den schönen Bergen.
Die Gates-Stiftung ist dort „Partner“. Natürlich geht es auch hier um die Ernährung der Welt, um die „Transformation“ des Ernährungssystems. Wobei sich der Verdacht aufdrängt, dass es bei dieser „Transformation“ nicht um die Entmachtung der Konzerne geht, sondern um die Tilgung der letzten weißen Flecken auf der Weltkarte der industrialisierten Nahrungsversorgung.
Darauf deutet schon die Truppe hin, die an der „Transformation“ mitwirken soll: die Food Action Alliance.
Mit dabei: Die mit Geld von Gates gesponserte afrikanische Agro-Aufrüstungsvereinigung Agra mit der UNO-Foodgipfel-Koordinatorin Agnes Kalibata an der Spitze, außerdem die deutsche Pharmafirma und Monsanto-Mutter Bayer, der Vitamin-Weltmarktführer DSM, der Food-Multi Unilever, der Naturschutz-Riese WWF, die Welternährungsorganisation FAO.
Auch eine Bank ist dabei, und eine Organisation namens Gain, zu deren Partnern wiederum ein Konglomerat namens SUN Business Network gehört, zu dessen Mitgliedern etwa der Frühstücksflockenkonzern Kellogg's zählt, der Süßzeugriese Mars, der Glutamat-Weltmarktführer Ajinomoto, die Agrochemiegiganten Syngenta und BASF.
"Wer einen Sumpf trockenlegen will, darf nicht die Frösche fragen", sagt eine Redensart. Hier dürfen sie sogar munter mitquaken.
Und das Verfahren wurde sozusagen im Weltmaßstab zum Modell erhoben.
Pepsi statt Coke: Banken, Konzerne, Aktivisten und globale Gremien Arm in Arm für ein neues Ernährungssystem - noch industrieller als das jetzige. Grafik: Food Action Alliance / Weltwirtschaftsforum
Überall in den globalen Entscheidungsgremien geht es munter durcheinander mit Firmen und Vereinigungen, staatlichen und internationalen Institutionen. "Multi Stakeholder Approach" heißt das Verfahren, bei dem sich alle verbünden, im gegenseitigen Interesse. So richtig demokratisch ist das natürlich nicht, aber wirkungsvoll.
Eigentlich sollten auch die Vertreter der „Zivilgesellschaft“ mit dabei sein. Sind sie aber nicht.
Die „legitimen Interessen der Familien- und Kleinbauern“ werden dabei „einfach ignoriert", klagt sogar ein Schweizer, der Berner Professor Stephan Rist: Das sei von vornherein „klar“ gewesen, als die UNO „in einem Hinterzimmer-Deal eine Partnerschaft mit dem WEF“, dem Davoser Weltwirtschaftsforum, eingegangen ist: „dass das Agenda- und Problem-Setting so ausfallen würde, wie es nun leider ausgefallen ist“. Es gab eine „Roadmap zur umfassenden Agroindustrialisierung“. Und überdies, so wäre hinzuzufügen, zur restlosen Industrialisierung der Nahrungsproduktion.
Wobei: ein einfaches „weiter so“ ist es doch wieder nicht. Es gibt schon Veränderungen. Früher hatten beispielsweise Kritiker die globale Verbreitung des herrschenden Ernährungssystems als „Coca-Kolonisierung“ der Welt bezeichnet, durch die Menschen noch in den letzten Winkeln auf unserem Globus dick und krank gemacht werden.
Bei Großen Neustart, angestoßen aus den Schweizer Bergen, ist nicht Coca-Cola an Bord. Jetzt darf Pepsi ran, in der Food Action Alliance des Weltwirtschaftsforums.
Endlich: Raus aus Schatten von Coke, rein ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit.
Für Pepsi ist das natürlich ein großer Sprung. Für die Menschheit nicht so sehr.