Als »Nutrition Transition« (engl. für »Ernährungs-Übergang«) wird in internationalen Expertenkreisen der Übergang von der traditionellen Ernährung zur global einheitlichen, industriell produzierten Westlichen Ernährung bezeichnet: Statt Kartoffeln, Hähnchen, Kokosnüssen gibt es Instantnudeln, Cola, Kartoffelchips, Fastfood, Fertignahrung. Der Vorgang gilt als Erklärung für die Ausbreitung von sogenannten Zivilisationskrankheiten rund um den Globus: Bluthochdruck, Herzleiden, die Zuckerkrankheit Diabetes, auch Krebs sowie Übergewicht. Der Begriff geht zurück auf den amerikanischen Ernährungsforscher Barry Michael Popkin von der Universität von North Carolina.
Dieser Übergang ist weltweit zu beobachten, in Afrika, Asien, selbst in der Südsee. Auch in China sind die Food-Multis und Supermarktkonzerne dabei, die noch weitgehend traditionelle Nahrung durch ihre Waren zu ersetzen und damit völlig neue Inhaltsstoffe in die Nahrungskette einzuschleusen - und die entsprechenden Krankheiten in die Bevölkerung.
Die Nahrungsindustrie hat die Rohprodukte aus der Natur grundsätzlich verändert, für ihre Bedürfnisse optimiert und den industriellen Abläufen angepasst. Sie müssen den Belastungen in der Fabrik standhalten, die Transporte überstehen und schließlich den oft mehrjährigen Aufenthalt in den Regalen der Supermärkte überleben.
Die Unterschiede zwischen den Weltgegenden schwinden. In der Parallelwelt der industrialisierten Lebensmittel gibt es immer weniger weiße Flecken. McDonald’s ist fast überall. Nestlé produziert rund um den Erdball, von China bis Papua-Neuguinea. Coca-Cola ist in mehr Ländern vertreten als die Vereinten Nationen Mitglieder haben, wirbt millionenschwer um die Jugend in Sarajewo und Afghanistan, auch in der Südsee, dem Paradies auf Erden.
Von der »Coca-Kolonisierung« der Welt spricht Professor Paul Zimmet, ein renommierter Diabetesforscher aus dem australischen Sydney und Autor zahlreicher Studien im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Ausbreitung von Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes sei die Folge.
In der Südsee lassen sich die Folgen des Übergangs von natürlicher Nahrung zurIndustrienahrung studieren. Die Zahl der Übergewichtigen, klagen die Gesundheitsexperten, steigt parallel zu den Lebensmittelimporten.
Auch für Mittelamerika haben die Wissenschaftlerinnen Anrie Marie Thow und Corinna Hawkes in einer Studie nachgewiesen, dass die steigenden Nahrungsimporte die Menschen dick und krank gemacht haben.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beklagt die „doppelte Last der Unterernährung“ durch Hunger einerseits und Übergewicht andererseits durch Westliche Ernährung. Zugleich sind die ärmeren Länder dieser Welt in doppelter Weise belastet: Zu den herkömmlichen übertragbaren Infektionskrankheiten kommen die sogenannten nichtübertragbaren Krankheiten von Alzheimer über Herzleiden und Krebs bis zur Zuckerkrankheit Diabetes.