Das Übergewicht und der gesellschaftliche Zwang zum Abnehmen haben eine eigene Branche geschaffen: die Abspeckindustrie. Einer ihrer wichtigsten Grundpfeiler ist die Furcht vor dem Fett. So gehören fettreduzierte Produkte zu ihren erfolgreichsten Erzeugnissen. Das Verhängnisvolle ist: Womöglich nehmen die Menschen dadurch erst recht zu. Das jedenfalls befürchten Wissenschaftler, die den Anti-Fett-Trend kritisch sehen.
Zu den bekanntesten Abspeckfirmen gehört der Weight-Watchers-Konzern. Er hat das Image einer Selbsthilfegruppe, ist aber eine an der New Yorker Wall Street notierte Aktiengesellschaft mit einem Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Dollar und weltweit 50 000 Gruppen, die das Abnehmen organisieren. Viele Produkte des Konzerns enthalten indessen Inhaltsstoffe, die eher Gewichtszunahme fördern, wie etwa Aroma, Hefeextrakt, Zucker oder Süßstoffe, sind überdies als ultra-verarbeitete Nahrung Nahrung einzustufen und mithin als ein Störfaktor bei der Gewichtsregulation.
Ein wichtiges Element der Branche ist auch die jährlich wechselnde Brigitte-Diät. Sie zählt zu den traditionsreichsten und beliebtesten Abnehmprogrammen und nahm auch die fettarmen Produkte der Abspeckindustrie auf. Erstaunlicherweise empfahl Brigitte auch Produkte mit dem Geschmacksverstärker Glutamat, obwohl dieser seit Längerem als Dickmacher unter Verdacht ist. Auch Erzeugnisse mit Aromen oder mit Süßstoffen sind mitunter dabei, die ebenfalls zu Übergewicht beitragen können.
Die Produkte der Abspeckindustrie wären vermutlich weithin unverkäuflich, wenn sie nicht von namhaften Professoren sozusagen ideologisch unterfüttert würden. Viele Filialen betreibt das zum Nestlé-Konzern gehörende Abspeckunternehmen Optifast direkt an staatlichen Universitäten und Forschungseinrichtungen, die Niederlassung an der Universität Stuttgart Hohenheim leitet zum Beispiel Professor Stephan Bischoff, neben seinem Hauptberuf als Ordinarius der Hochschule.