Die Pizza zählt zu den erfolgreichsten Hits der italienischen kulinarischen Kultur. Und die fabrikmäßig hergestellte Pizza zählt zu den wichtigen Grundnahrungsmitteln aus der industriellen Parallelwelt. Sie zählt auch zu den Lieblingsgerichten von Kindern. Sie kann zahlreiche Zusatzstoffe, wie den Geschmacksverstärker Glutamat, oder auch Phosphate enthalten. Sie schmeckt oft widernatürlich und abstoßend, vor allem, wenn sie billig ist. Tiefgekühlte Pizza enthält überraschenderweise oft auch Zucker und begünstigt gerade bei Kindern (die Entstehung von Übergewicht. Die Pizza ist ein Musterbeispiel dafür, wie sich die Herstellungsweise auf die gesundheitliche Bewertung auswirken - und zu einer Platzierung gewissermaßen auf den extremen Gegenpolen der Skala führen kann: Als Industrienahrungsmittel wird sie als ultra-verarbeitete Nahrung eingestuft und damit in die höchste Risikostufe, in ihrer traditionellen Form hingegen gehört sie in die gesündeste Kategorie, der mediterranen Ernährung und soll sogar vor Krebs schützen.
Die erste Tiefkühlpizza brachte in Deutschland 1970 der Nahrungskonzern Dr. Oetker auf den Markt, eine "Pizza alla Romana", unter anderem mit Tomaten, Paprika, Mortadella und Mozzarella belegt.
Heute werden in Deutschland jährlich eine Milliarde Pizzen verkauft, insgesamt über 360.000 Tonnen. Und natürlich unterscheiden sie sich fundamental von dem, was der Pizzabäcker nebenan aus seinem Ofen holt.
Der Fabrikfladen enthält nicht nur viel Salz, sondern häufig eine unübersichtliche Menge von Zutaten, darunter Chemikalien aller Art, zum Beispiel auch die Zitronensäure (E330), oder schwer erkennbare Imitate, insbesondere von Schinken oder Meeresfrüchten (Surimi). Sie enthält häufig auch Zucker, oft sogar mehrere Zuckerarten, zudem entsteht beim Backen noch eine weitere Zuckerart, die auf der Zutatenliste gar nicht genannt ist: Maltose. Insgesamt kann so der Zuckergehalt in der Pizza aufs Doppelte dessen steigen, was auf der Packung steht.
Und so erreicht bei Analysen die Pizza auch Rekordwerte für die durch Erhitzung von Zucker und anderen Elementen erzeugten Altersbeschleuniger, die sogenannten Advanced Glycation End Products (AGEs).
Für Allergiker sei das komplexe Produkt »besonders problematisch«, urteilte das Bundesgesundheitsblatt in einem Artikel über »versteckte Allergene«. So kann das mittlerweile auch in Pizza enthaltene Soja zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Eine Konsumentin starb nach Verzehr von Pizza mit sojahaltiger Wurst.
Auch ist der sogenannte Flüssigrauch, der möglicherweise krebserregende Rauchgeschmack aus dem Kübel, auf der Pizza nur schwer als solcher zu erkennen, wird auf dem Etikett nur vage als Raucharoma deklariert.
Zudem verlangt die Tiefkühlkultur ihren Tribut. So müssen gesunde Inhaltsstoffe entfernt werden, weil sie die geforderte Dauerhaltbarkeit gefährden.
Etwa die sogenannten Omega-3-Fette: Bei einer Konferenz in der Schweiz klagten nach einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung die anwesenden Fachleute über die feinen Fette. »Solches Fett“ sei „für die Herstellung lang haltbarer Produkte (tiefgekühlte Pizza) nicht geeignet.«
Anders bei der traditionellen italienischen Pizza, die als Bestandteil der mediterranen Ernährung gilt und sogar vor Krebs schützen soll: Das jedenfalls hatte Das hatte eine Forschungsgruppe um Silvano Gallus, Epidemiologe am Instituto di Ricerche Farmacologiche "Mario Negri" in Mailand nachgewiesen, im International Journal of Cancer.
Für ihre Studie hatten Gallus und Kollegen Ernährungsumfragen mit 5.500 Italienern ausgewertet - 598 Krebspatienten und 4.999 Menschen ohne Krebs.
In ihrer Checkliste mit 78 Punkten fragten sie auch nach Pizza: ob sie weniger als ein Stück im Monat gegessen hatten („Nicht-Esser“), ein bis drei Stücke im Monat („Gelegenheits-Esser“) oder ein Stück oder mehr pro Woche (Regelmäßige Esser).
Ergebnis: Regelmäßige Pizza-Esser hatten ein um 25 Prozent geringeres Risiko für Dickdarmkrebs, um 34 Prozent geringeres Risiko für Mundhöhlen- und Rachenkrebs, und sogar ein um 59 Prozent geringeres Risiko für Speiseröhrenkrebs.
Zwar waren raffinierte Kohlenhydrate wie Brot und Nudeln eher mit in Verbindung gebracht worden.
Aber: Italienische Pizza besteht zu weniger als 50 Prozent aus Kruste. Und der Rest ist vor allem Gemüse, Tomaten zum Beispiel, sie enthalten Lycopin, einen natürlichen Stoff, der nachweislich vor Krebs schützt. Oder Olivenöl: reich an Antioxidantien und sogenannten Lignanen, die mit niedrigeren Raten von Dickdarm-, Brust-, Gebärmutterschleimhaut- und Prostatakrebs in Verbindung gebracht werden.