Zurück
23.09.2021

DR. WATSON exklusiv

Wenn Vitamin D toxisch wird

Mediziner schlagen Alarm: Immer mehr Schäden durch das „Trendvitamin“

Mmmh, so gesund! Aber wann kippt das? Und warum hat die Muttermilch so wenig Vitamin D?
Foto/Bearbeitung: DR. WATSON

Vitamin D gilt als Hoffnungsträger gegen Krankheiten aller Art. Doch jetzt häufen sich die Vergiftungsfälle. Mediziner sind alarmiert – und fordern strengere Grenzwerte für die Aufnahme.



Sie hatten Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Juckreiz, manche mussten sich erbrechen, einige sogar in die Notaufnahme, zeigten bedenklichen Geisteszustand, erhöhten Blutdruck, sogar lebensbedrohliches Nierenversagen.

 

Das älteste Opfer war 83 Jahre alt, das jüngste gerade mal fünf Tage.

 

Ein neugeborener Junge hatte verlangsamten Herzschlag („Bradykardie“), ein Mädchen kam schon mit Vitamin-D-Vergiftung auf die Welt.

 

Eine „schwere Vitamin-D-Intoxikation“ diagnostizierte die deutsche Ärztezeitschrift MMW Fortschritte der Medizin in ihrem Fallbericht über eine 58jährige Frau, die mit einer lebensbedrohlichen „hypertensiven Krise“ kam, also einem plötzlichen Blutdruckanstieg, der schnell lebensbedrohlich werden kann.

 

In jüngerer Zeit nahmen die Fälle offenbar zu, und zwar rund um den Globus.

 

Ärzte aus Österreich und der Schweiz verfassten Studien über ihre Beobachtungen mit Vitamingeschädigten, Kollegen aus der Türkei, den USA und Brasilien.

 

Chilenische Mediziner riefen gar einen „Alarm“ aus: wegen steigender Opferzahlen infolge zunehmenden Konsums von Vitamin-D-Produkten vermuteten sie einen „Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie“.

 

Denn jüngst war der Werbedruck nochmal stärker geworden, die Medien propagierten Vitamin D als Waffe gegen das Virus, und daraufhin schluckten offenbar manche Leute so viel, bis der Arzt kam.

 

Vitamin D. Das prominenteste unter den Vitaminen. Das Wichtigste, wenn man den Werbesprüchen glaubt. Und das Umstrittenste, wenn es aus den Laboren und Fabriken der Pharmakonzerne kommt.

 

Die Vergiftungswelle ist mithin auch eine Folge der wohl erfolgreichsten PR-Kampagne der Welt, von Medien und Professoren betrieben, von der Politik gefördert und von den Pharmakonzernen im Zuge der Pandemie noch einmal massiv forciert.

 

Verführerische Versprechungen

 

Und die Verheißungen sind ja auch verlockend. Nicht nur vor dem tödlichen Virus soll es schützen, das Vitamin D, sondern auch Erkältungen sowie Atemwegsinfektionen vorbeugen und das Entzündungsrisiko ganz allgemein verringern.

 

Fürs Herz soll es gut sein, gegen Krebs und Diabetes. Und überhaupt gegen praktisch alles: Das Internet quillt quasi über vor verführerischen Versprechungen, gegen welche Widrigkeiten und Unannehmlichkeiten Vitamin D sonst noch alles helfen soll: Von Falten und Pickeln über Müdigkeit und Depressionen bis hin zu einer Sonnenallergie. Ach ja, schlank machen soll es auch noch.

 

Am wichtigsten natürlich: Es soll die Knochen stärken, weswegen es praktisch allen Kindern pflichtmäßig verabreicht wird, und zwar gleich nach der Geburt.

  

Doch angesichts der massiv zunehmenden Opferzahlen fordern seriöse Forscher jetzt ein Umdenken, mehr Vorsicht bei dem Vitamin, das auch toxisch wirken kann. Und das sogar den Sicherheitsmechanismus überlisten kann, den der Körper installiert hat, um sich vor einer Überdosis zu schützen.

 

Der Eingriff ins Vitamin-D-System ist weit tiefgreifender als bisher gedacht – und spielt womöglich sogar bei einer neuen, weltumspannenden Krankheit eine Rolle, die Millionen von Kindern betrifft.

 

Robert Koch-Institut warnt vor Überdosis

 

Immerhin: Den Behörden ist das Problem grundsätzlich bekannt. Auch das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) räumte ein, dass es„zu einer Vergiftung (Intoxikation) mit Vitamin D kommen“ könne, es sei sogar eine „schleichende Überdosierung möglich“, schließlich könne Vitamin D im Körper gespeichert werden.

 

Die möglichen Folgen, laut RKI: „Bei einer übermäßig hohen Einnahme von Vitamin D entstehen im Körper erhöhte Kalziumspiegel (Hyperkalzämie), die akut zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen zu Nierenschädigung, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Tod führen können.“

 

Leider tritt der einflussreiche RKI-Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Lothar Heinz Wieler mit solchen Warnungen nicht im Fernsehen auf. Auch auf den Packungen aus der Apotheke, dem Drogeriemarkt oder dem Internet steht nichts von Nebenwirkungen oder gar einer toxischen Dosis.

 

Die Menschen bleiben ahnungslos und schlucken das potenzielle Gift arglos, im Glauben, sie täten ihrer Gesundheit Gutes. 

  

Es ist, trotz gewisser Kollateralschäden, ein großartiger Erfolg für die weltumspannende Kampagne der Vitaminkonzerne, gewissermaßen eine perfektionierte und modernisierte Variante jener Vermarktungsstrategie für Vitamin C, deren Ziele und Methoden der Schweizer Medizinhistoriker Beat Bächi sehr eindrucksvoll beschrieben hat, gestützt auf interne Papiere des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche im schweizerischen Basel, dem Vorläufer des heutigen Weltmarktführers DSM.

 

Das Gespenst des Vitamin-D-Mangels

 

Anfangs waren die Konzernherren selbst noch skeptisch, ob das neue Produkt überhaupt jemand braucht (»Eine direkte Verwendungsmöglichkeit von Vitamin C liegt heute noch nicht vor.«), um dann aber, potenzielle Profite vor Augen, um so eifriger ans Werk zu gehen: »Die Aufgabe lautete also: durch Propaganda“ überhaupt erst einmal „das Bedürfnis zu schaffen.«

 

Der aufstrebende Vitaminkonzern bat Ärzte um Mitwirkung, um »dem äußerlich gesunden Patienten eine neue Krankheit anzudichten«. Schon damals kreierten die Marketingleute eine neue medizinische Kategorie, die heute noch zur Verkaufsförderung dient: die »Unterversorgung« mit Vitaminen. Mit etwas »Hokuspokus« sollte im Volk die Furcht vor dem »Gespenst“ des Mangels erzeugt werden.

  

Die Methode zeigt durchschlagende Wirkung, wie jetzt auch beim Vitamin D – bei vielen sogar mehr, als gut für sie ist.

 

Die Liste der Opfer ist ein eindrucksvolles Zeugnis.

 

So etwa jener Junge, der schon mit einer „Vitamin-D-Vergiftung“ zur Welt kam. Nach seinen ersten fünf Tagen bekam er die Diagnose.

 

Seine Mutter hatte ihn schon in ihrem Bauch mit Vitamin D zugeschüttet, natürlich in der Hoffnung, ihrem Kind Gutes zu tun. In der Schwangerschaft hatte sie zeitweilig jeden zweiten Tag 300.000 Internationale Einheiten (7.500 Mikrogramm) Vitamin D eingenommen.

 

Die Mediziner wollten mit ihrem Bericht „die Aufmerksamkeit auf die negativen Auswirkungen einer hohen mütterlichen Vitamin-D-Dosierung während der Schwangerschaft lenken.“

 

Eine andere Mutter hatte ihre Tochter erst nach der Geburt zwar ausschließlich gestillt – doch, da die Muttermilch nach herrschender medizinischer Meinung zu wenig Vitamin D enthält, dem Mädchen noch einiges dazugegeben. Die Folgen zeigten sich, als das Mädchen vier Monate alt war: Auch hier diagnostizierten die Ärzte eine Vitamin-D-Vergiftung, mit massiver Kalziumfracht im Blut („Hyperkalzämie“), im Urin („Hyperkalziurie“) und Ablagerungen in der Niere („Nephrokalzinose“).

 

Gerade die Allerkleinsten trifft es am härtesten: „Säuglinge sind besonders anfällig für die mit einer Vitamin-D-Überdosierung verbundene Toxizität“, bemerkten die Mediziner von der berühmten US-amerikanischen Mayo-Klinik in ihrem Bericht.

 

Die Mutter hatte ihrer kleinen Tochter mehrmals am Tag liquides Vitamin D eingeflößt, das 6.000 Internationale Einheiten (150 Mikrogramm)  pro Tropfen enthielt, dreimal so viel, wie auf der Packung angegeben - eine Überdosierung ab Fabrik, die offenbar häufig vorkommt. Das Kind wurde so jeden Tag mit 50.000 Internationalen Einheiten, also 1.250 Mikrogramm, überflutet.

 

Die dadurch ausgelöste Kalziumschwemme via Vitamingabe, eigentlich von arglosen Eltern zur Knochenstärkung gedacht, kann ihre Kinder sogar ins Grab bringen: „Hyperkalzämie kann ein lebensbedrohlicher Zustand sein“, mahnten jene chilenischen Mediziner, die vitaminvergiftete Kinder im Alter von vier, acht und zehn Monaten sowie sechs und elf Jahren behandeln mussten und in ihrem Bericht aus diesem Frühjahr vermuteten, dass die gestiegenen Fallzahlen mit  der Hoffnung auf eine „mögliche schützende Rolle von Vitamin D“ gegen Corona-Infektionen zusammenhängen.  

 

Ihre kleinen Patienten hatten bis zu 100.000 Internationale Einheiten pro Woche (2.500 Mikrogramm) bekommen. Die gleiche Dosis, allerdings pro Tag, hatten jene 58jährige Frau, über die MMW Fortschritte in der Medizin berichtet hatte, nach einem halben Jahr in die Notaufnahme gebracht. 

 

Vitamin-D-Vergiftung: ein Kinderspiel

 

Vitamin-D-Vergiftung leicht gemacht: Die Präparate sind, auch in toxischen Dosierungen, frei zugänglich. Im Drogeriemarkt, im Internet und Apotheken, als Packungen mit hochdosiertem Vitamin D, mit 20.000 Internationalen Einheiten pro Pille oder Tropfen. Kinderleicht in der Anwendung: einfach schlucken.

 

Warnhinweise? Fehlanzeige.  

 

Und die Experten verharmlosen die Folgen. So etwa ein bei Medien sehr beliebter Professor, der mit seiner ganzen Autorität versichert: “Eine Überdosierung mit Vitamin D ist sehr unwahrscheinlich".

 

Die Medien ihrerseits möchten auch nicht vor einer Überdosierung warnen, sondern eher die Nachfrage befeuern, und titeln sorgenvoll: „Wie bekomme ich genug Vitamin D?

 

Das gehört natürlich auch zum Problem: Medien, die sich willfährig zum Sprachrohr kommerzieller Interessen machen lassen, und Professoren, die dabei gern mitwirken und Risiken leugnen oder verharmlosen. Dabei werden sie natürlich gern von Vitaminkonzernen eingespannt und unterstützt, was Politik und Aufsichtsbehörden für Universitäten und Hochschulen nicht verurteilen, sondern begrüßen und unterstützen (schönster Satz aus Rektorenmund: "Eine Finanzierung durch Auftraggeber aus der Wirtschaft tut der Seriosität wissenschaftlicher Ergebnisse keinen Abbruch").

 

Da darf sogar ein  Vitaminlobbyist ganz direkt auf einem Lehrstuhl Platz nehmen, seine Mailadresse läuft weiter über den Konzern, wie etwa bei der Universität Hohenheim praktiziert, die seit langem eine herausragende Position einnimmt in Sachen Vitaminwerbung.

 

Staatlich gefördertes Vitaminmarketing

 

Auch die Europäische Union (EU) fördert die Vitaminpropaganda mit Millionensummen, über aufwendige EU-Projekte mit regelmäßiger Beteiligung der interessierten Konzerne und Lobbygruppen, wie etwa jenem mit dem Kurztitel ODIN, unter Leitung eines Professors mit dem programmatischen Namen Cashman, Kevin D. (siehe Hans-Ulrich Grimm: Echtes Essen)

 

Und sogar wenn es um die weltweiten geltenden Gesetze und Regeln geht, etwa für Babynahrung, wird die Vitaminlobby freundlich eingeladen, darf sogar mit am Tisch sitzen, wenn die Entscheidungen fallen, im „Codex Alimentarius“, jener Einrichtung der Vereinten Nationen, die gewissermaßen als Weltregierung in Sachen Lebensmittel fungiert.

 

Ausgerechnet in der deutschen Delegation sitzt dort seit Ewigkeiten ein Vitaminlobbyist, der lange auch für den führenden Hersteller jener Vitamin-D-Pillen tätig war, die den Kindern ab Geburt pflichtmäßig verabreicht werden: Dr. Gert Krabichler (siehe Hans-Ulrich Grimm: Gesundes Essen für unsere Kinder)

 

Natürlich sind industrienahe Professoren auch regelmäßig dabei, wenn die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa ihre Vitaminentscheidungen trifft, und zum Beispiel die als ungefährlich geltenden Grenzwerte für die Aufnahme erhöht. 

 

Dabei räumt die Efsa durchaus ein, dass es noch „Unsicherheiten“ gebe bezüglich des Vitamin-D-Konsums in der Bevölkerung, und mithin über die Pegelstände in jedem Einzelnen, zumal noch „zusätzliche Unsicherheit“ herrsche über die Versorgung auf natürlichem Wege, da der Körper ja auch noch selbst Vitamin D produziert, unter Einfluss der Sonne.

 

Grünes Licht für Turbo-Vitamin 

 

Eigentlich müssten die Lebensmittelschützer der Europäischen Union ja dafür sorgen, dass die Bevölkerung vor gesundheitsgefährdenden Erzeugnissen geschützt wird, oder zumindest gewarnt. Sie müsste genau ermitteln, wann bei Problemprodukten toxische Aufnahmewerte erreicht oder überschritten werden, und Alarm schlagen, wenn die Leute, bedenkenlos oder sogar in gutem Glauben, sich einer Vergiftung nähern.

 

Die Efsa hingegen fördert eher noch die Verzehrsmengen.

 

So hat die EU-Behörde in diesem Jahr grünes Licht gegeben für ein neues, gentechnisch hergestelltes Produkt zu Steigerung des Vitamin-D-Spiegels im Körper, aus den Fabriken des Vitamin-Weltmarktführer DSM. Das Mittel soll sogar besonders effizient sein, dank erhöhter Bioverfügbarkeit im Körper, und den Pegel also schneller in die Höhe treiben. Vitamin D in der Turbo-Version gewissermaßen.

 

Über die Risiken langfristiger Einnahme haben die Efsa-Experten großzügig hinweggesehen. Etwa wenn es um die Giftwirkung geht, mögliche krebserzeugende Potenziale oder negative Folgen für den Nachwuchs.

 

Originalton der Efsa-Stellungnahme vom 1. Juli 2021:

 

Studien zur chronischen Toxizität, Karzinogenität und Reproduktion wurden vom Antragsteller nicht vorgelegt“. Denn solche seien für die Bewertung des Produktes ohnehin „nicht erforderlich“.

 

Dabei gab es durchaus in Untersuchungen, die der Efsa vorlagen, Anzeichen für eine Vitamin-D-Überfrachtung, erhöhte Mengen von Stoffen im Urin, die der Körper notfallmäßig ausscheidet, um drohende Verkalkung zu verhindern.

 

Eigentlich ein Alarmzeichen. Der Körper versucht, sich zu schützen, denn er weiß natürlich, dass Vitamin D auch toxisch werden kann. Er will ja nicht verkalken, in den Blutbahnen, im Hirn, im Herz und in den Nieren. Und schafft die Substanzen hinaus, die ihm gefährlich werden könnten.

 

Der Körper will sich schützen 

 

Und gerade beim Vitamin D, dem „Knochenvitamin“, ist für den Körper besonders wichtig, das rechte Maß einzuhalten. Lebenswichtig. Einerseits muss er für stabile Knochen sorgen, und andererseits Verknöcherung verhindern.

  

Der Organismus hat dafür einen höchst intelligenten Mechanismus entwickelt: sozusagen einen „Kalziostaten“, der die Kalkbildung reguliert wie der Thermostat die Wärme.

 

Ein spezielles Schaltelement (namens Fibroblast growth factor 23, kurz FGF23) sorgt dafür, dass die entsprechenden Kanäle geöffnet werden und alles, was zur Verkalkung führen könnte, auszuschwemmen über das Urin.

 

Es gibt natürlich auch Nachteile: Wenn der Kalziostat alles ausschwemmt, was zur Verkalkung führt, kann manches dann auch fehlen. Und was eigentlich hart wie Marmor sein sollte, könnte weich wie Kreide werden.

 

Zum Beispiel: die Zähne.

 

Und da scheint es mittlerweile massive Probleme zu geben. Vor allem bei vielen Kindern.

 

Die mysteriösen Kreidezähne

 

Ihre  Zähne wollen nicht hart werden. Sie bleiben weich, bröselig wie Kreide. Und so werden sie im Volksmund auch genannt: Kreidezähne. Im Englischen: Chalky Teeth.

 

Die Schwächung der Zähne ist offenbar ein globales Problem, weltweit sei jedes sechste Kind betroffen, in Deutschland 28,7 Prozent. In der Fachsprache heißt die Störung bei der Zahnhärtung: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH).

 

Die Ursache ist ungeklärt, die bisherigen Vermutungen sind unbefriedigend, etwa dass ein Mangel an Vitamin D verantwortlich sei, was sich aber nicht bestätigt hat.

 

Was bisher überhaupt nicht thematisiert oder gar untersucht wurde: ob womöglich, ganz im Gegenteil, eine zu hohe Vitamin-D-Zufuhr zu Kreidezähnen führen könnte.

 

Denn auch das „Knochenvitamin“ kann dazu führen, dass die Schleusen geöffnet werden (weil sie den FGF23-Spiegel in die Höhe treiben, bevor die Verknöcherung droht) - was dann, scheinbar paradoxerweise, infolge fehlenden Kalziums die Mineralisation stören und mithin die Zahnhärtung verhindern kann - weil das Kalzium notfallmäßig ausgeschieden statt eingebaut wird.

 

Denn tatsächlich spielt der Kalziumregler FGF23, wie auch andere Mitglieder aus der FGF-Familie, eine ganz zentrale Rolle während der Zahnentwicklung.

 

Immerhin treten die Störungen genau in dieser Zeit ein, in der alle Kinder Vitamin D verabreicht bekommen – und zwar in 30facher Überdosis, verglichen mit der Muttermilch.

 

Das ist bislang auch völlig unumstritten unter den Experten. Das Argument: Die Muttermilch enthalte, ein schwerer Fehler der Natur, zu wenig Vitamin D (siehe DR. WATSON News: Das Märchen vom Vitamin-D-Mangel). 

 

Immerhin: Spätestens seit der Zunahme von Vergiftungsfällen setzt an der Vitaminfront offenbar ein Umdenken ein.

Umdenken an der Vitaminfront

 

Zum Beispiel bei der täglichen Maximaldosis für Vitamin D, die bislang offiziell als ungefährlich gilt: 100 Mikrogramm, also 4.000 Internationale Einheiten.

 

Möglicherweise ist das zu hoch angesetzt, meint jetzt Professor René Rizzoli vom Universitätsspital Genf. Diese bisher „durchweg akzeptierte Sicherheitsobergrenze“ sei „in Frage gestellt“. Der Grund: „das Risiko unerwünschter Ereignisse“

 

Die bisher verabreichten Vitamin-D-Mengen sind mithin womöglich viel zu hoch, meint der Professor, und das „therapeutische Fenster der Vitamin-D-Supplementierung“ möglicherweise „enger als bisher angenommen.“

 

Für unbedenklich hält er eine Vitamin-D-Dosis von 1000 Internationalen Einheiten am Tag, also 25 Mikrogramm, mehr nicht, wegen der „potenziellen Schädlichkeit“.  

 

Und selbst bei der Pflicht-Verabreichung von Vitamin D an Kinder ab der Geburt kommen Zweifel auf.

 

Professor Martin Konrad von der Universität in Münster hat Kinder untersucht, bei denen durch die üblichen Pflicht-Pillen die Nieren verkalken können, weil sie zusätzliches Vitamin D nicht vertragen. Sonne, Nahrung: Für sie kein Problem. Nur die Extra-Dosis Vitamin D hat - mitunter lebensbedrohliche - Folgen.  

 

Er will deshalb die generelle Verabreichung nicht verteufeln, meint aber, man solle es „nicht übertreiben“ und „vielleicht über die Dosis reden.“ (siehe Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten).

 

Immerhin hatte die höchste staatliche Behörde in Deutschland in Sachen Lebensmittelsicherheit, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schon früh  darauf hingewiesen, dass sogar durch die  offiziellen Pflicht-Mengen zumindest bei einigen Säuglingen „Hyperkalzämien auftraten“.

  

Das Berliner Risiko-Institut hat auch darauf hingewiesen, dass sich auch der Mensch im Erwachsenenalter problemlos selbst damit versorgen kann. Schon „3 mal 15 Minuten pro Woche“ an der Sonne sei genug „um die benötigte Vitamin-D-Menge bereitzustellen“. Ein gewisser Vitamin-D-Vorrat wird im Körper eingelagert, für sonnenarme Tage. Und ein bisschen gibt’s aus der Nahrung, etwa aus Pilzen, Milch, Butter, Käsen, Fischen oder dem legendären Lebertran.

 

Risiken und Nebenwirkungen: Keine. Überdosis: ausgeschlossen.

 

Seems You can’t outsmart mother nature, hat der US-Arzt und Autor Mark Hyman gesagt. Es sieht so aus, als ob man nicht klüger sein kann als Mutter Natur.

 

Es wird Zeit, das auch beim „Sonnenvitamin“ zu beherzigen.