Cystein verdankt seine Prominenz einem umstrittenen Anwendungsbereich in Bäckereien und Backfabriken. Es handelt sich um eine Aminosäure, also einen Baustein für Körpereiweiß. Besonders viel Cystein ist in Haaren, Borsten, Hörnern enthalten. Als Nahrungsergänzungsmittel wird Cystein nur mit allgemeinen Wirkungen angepriesen, etwa mit seiner „unterstützenden Wirkung auf die Leberfunktion“ oder es wird die „zentrale Rolle als Baustein von Glutathion” erwähnt oder als Stärkungsmittel fürs Immunsystem. Manche Anbieter empfehlen die Cysteinaufnahme direkt zur Verbesserung des Levels von L-Glutathion, einem wichtigen Antioxidans.
Sie gilt als nichtessentiell, der Mensch kann sie also in ausreichender Menge selbst herstellen. Da diese Eigensynthese von der Menge an Methionin und damit von der Nahrung abhängig ist, wird Cystein auch als semiessentiell bezeichnet.
Berühmt wurde es als Zusatzstoff, der aus chinesischen Menschenhaaren gewonnen und ins Brot gemischt wurde
Industriell kann es tatsächlich auch mithilfe von Salzsäure aus Keratin aus Menschen- oder Tierhaaren oder Federn gewonnen werden, das Verfahren wurde aber weithin ersetzt durch biotechnologische Methoden, wobei auch Gentechnik im Spiel sein kann. Cystein ist auch als Backmittel E920 zugelassen, es verbessert den Teig.
Eine hohe Dosis, wie man sie über Bodybuilderprodukte bekommen kann, hat in Tierexperimenten zu Lungen-, Herz- und Nervenschäden geführt. In extremer Dosierung soll es die Wirkung von Insulin im Körper behindern.
Eiweiß sollte nicht in beliebiger Menge verzehrt werden, als oberer Grenzwert gelten zwei Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag, mehr schadet den Nieren.
Cystein kommt natürlicherweise in Lebensmitteln vor, in der Regel zusammen mit der zur Eigensynthese nötigen Aminosäure Methionin, etwa in Lachs und Garnelen, Geflügel wie Pute und Huhn, aber auch Rindfleisch. Gute Mengen bietet auch die Sojabohne, etwas weniger findet sich in Nüssen, Weizenkeimen und Hartkäse.