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Industrienahrung

Industriell hergestellte Lebensmittel müssen nicht prinzipiell schlecht sein. Doch je weiter sie sich von der Natur entfernen, desto problematischer wird es für die menschliche Gesundheit. So hat sich neben der natürlichen Welt der Nahrung aus Karotten und Kokosnüssen, Mandarinen und Mangos, Kartoffeln, Schweineschnitzeln und Steaks eine neue Welt von Nahrungsmitteln etabliert, die die westliche Ernährung dominiert: die sogenannte ultra-verarbeitete Nahrung.  Diese Parallelwelt aus Tütensuppe, Fruchtjoghurt, Hamburger und Pizza aus der Tiefkühltrupe wird, je weiter sie sich auf dem Globus verbreitet, zu einem wachsenden Gesundheitsrisiko für große Teile der Weltbevölkerung. Die Gesundheitsexperten der internationalen Organisationen sehen in diesem Übergang von der traditionellen zur industriellen Nahrung (Nutrition Transition) deshalb ein großes Thema auch für die sozialen Sicherungssysteme.

 

Fabrikmäßige Verarbeitung muss nicht in jedem Fall zur Verbreitung von Krankheiten führen. Schließlich wird auch Milch, Butter, Bier und Wein oft industriell hergestellt – und bleibt doch noch relativ naturnah.

 

Weithin transformiert werden die Lebensmittel hingegen bei der extremen Form der ultra-verarbeiteten Produkte. Denn diese Form von Industrienahrung ist vor allem auf lange Haltbarkeit, weite Transporte und möglichst billige Herstellung optimiert. Sie enthält viele Stoffe, die der Gesundheit schaden – und viele, die ihr nützen würden, nicht mehr.

 

Die innovatiove NOVA-Klassifikation der Lebensmittel differenziert zwischen den verschiedenen Stufen der industriellen Verarbeitung und den damit jeweils verbundenen gesundheitlichen Risiken.

 

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen die Gesundheitsrisiken durch ultra-verarbeitete Nahrung und deren spezielle Inhaltsstoffe. Sie erhöhen vor allem das Risiko für Übergewicht, aber auch für Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen und sogar für Unfruchtbarkeit (Kinderwunsch).

 

Wer mehr Fastfood und Fertignahrung isst, altert schneller und erkrankt mit größerer Wahrscheinlichkeit an Depressionen. Das ergaben Studien englischer und amerikanischer Forscher. Denn die industriell verarbeitete Nahrung enthält weniger von den Substanzen, die das Wohlbefinden erhöhen, aber mehr von jenen, die die Stimmung trüben und auch die Alterung beschleunigen.

 

Es handelt sich dabei um die sogenannten AGEs (»Advanced Glycation End Products«), die beim Bräunen von Brathähnchen und Schnitzel entstehen, vor allem aber bei der industriellen Erhitzung von Nahrung.  Im Körper wirken sie an vielen Stellen, auch im Gehirn, beeinträchtigen die Geistesleistung, schlagen aber auch aufs Gemüt. Denn so wie sie Hähnchen und Schnitzel mit einer krossen Kruste versehen, verändern sie auch den Körper, führen zu Deformation und Verhärtung und gefährden so seine Funktionen.

 

Der Verzehr lang haltbarer Industrienahrung hat auch zur Folge, dass es an Stoffen fehlt, die wichtig sind für die Hirnchemie, etwa Folsäure, oder die berühmten Omega-3-Fette.

 

Leider sind viele dieser glücklich machenden Fette, Vitamine oder Antioxidantien nicht lange haltbar und sind deshalb in dauerhaltbarer Industrienahrung nicht zu finden.

 

Zur Erhöhung der Haltbarkeit setzt die Industrie viele eigens konstruierte Substanzen ein, die es in der Natur nirgends gibt, Designerstoffe als Zusatzstoffe beispielsweise, die im Darm für Konfusion sorgen und das Immunsystem in seiner Funktion beeinträchtigen.

 

Oder auch sogenannte Transfette. Schätzungen zufolge sind diese Fettsäuren in den USA für 30 000 bis 100 000 frühzeitige Herztode pro Jahr verantwortlich.

 

Laut einer Untersuchung der renommierten Harvard Medical School in Boston erhöht sich auch das Risiko für Unfruchtbarkeit um bis zu 73 Prozent, wenn die Frauen nur zwei Prozent mehr von diesen Transfettsäuren essen (Kinderwunsch).