Zurück

Sahne

Sahne gilt gemeinhin als Naturprodukt. Die moderne Sahne der Supermärkte allerdings enthält häufig einen umstrittenen Zusatzstoff namens Carrageen. Fertige Sahnedesserts werden ebenfalls durch chemische Zusatzstoffe in Form gehalten. Weil Sahne enthält viel Fett enthält, ist sie bei Ernährungsberaterinnen in Verruf. Dabei zeigen neuere Forschungen zahlreiche Vorteile des Fettes. Gerade das Fett in der Sahne wurde zum Objekt der Begierde von Pharmafirmen, denn ausgerechnet dort findet sich ein Stoff, der Wirkstoff in  einer Schlankheitspille geworden ist: eine Fettsäure namens CLA. 

 

Der Stabilisator Carrageen (E407) ist der wichtigste Zusatzstoff für Sahne. Er ist völlig unnütz, hat nur eine ästhetische Funktion, soll verhindern, dass das Fett sich oben auf der Sahne sammelt (»Aufrahmung«). Carrageen steht im Verdacht, bei der Entstehung von Darmkrebs eine Rolle zu spielen, was die Hersteller indessen bestreiten.

 

Zugelassen sind für Sahne oder ultrahocherhitzte Sahne auch sogenannte Citrate: Natriumcitrat (E331), Kaliumcitrat (E332), Calciumcitrat (E333). Sie konservieren und stabilisieren die Inhaltsstoffe. Ebenfalls erlaubt ist Phosphat, Agar-Agar, auch Polysorbate und künstliche Emulgatoren. Sie stabilisieren die schaumig-locker geschlagene Fertig-Sahne. Weitere Zusatzstoffe sind etwa Mikrokristalline Cellulose (E460) sowie die Designerstoffe Mono- und Diglyceride der Speisefettsäuren (E471).

 

Verantwortlich für den schlechten Ruf der guten Sahne bei Ernährungsberaterinnen und Figurfetischisten sind allerdings nicht diese Chemnikalien, sondern ausgerechnet das Fett.

 

Eigentlich würden viele gern den Kuchen mit Sahne genießen – doch sie verkneifen sich das, weil die Ernährungsberaterinnen solche fetten Genüsse verteufeln. Zu Unrecht: Denn das Verdikt gegen das Fett ist wissenschaftlich überholt. Wer zu wenig von bestimmten Fetten isst, etwa in Milchprodukten, gefährdet sogar seine Gesundheit.

 

So leiden Menschen, die mehr vollfette Milchprodukte zu sich nehmen, seltener an Diabetes als die anderen, die weniger oder gar keine konsumierten. Das ergab eine Auswertung der „Malmö Diet and Cancer Cohort“ durch Ulrika Ericson von der Universität Lund.

 

Auch ist Sahne wie auch andere fette Milchprodukte überraschenderweise wichtig für die Fruchtbarkeit: Nach einer Harvard-Studie sind Frauen, die viel fettarme Milchprodukte essen, häufiger unfruchtbar (Kinderwunsch). Das Risiko, keine Kinder zu bekommen, lag bei jenen Frauen, die mehr als zwei Portionen fettarmer Milchprodukte pro Tag gegessen hatten, um 85 Prozent höher als bei denjenigen, die weniger als eine Portion pro Woche gegessen hatten.

 

Über die starke Bedeutung des Fettes für die Fruchtbarkeit wunderten sich selbst die Autoren: »Diese Ergebnisse hatten wir nicht erwartet«, sagte Jorge E. Chavarro, der Leiter der Untersuchung.

 

Womöglich ist es sogar gut für die Figur, hier nicht so auf den Fettgehalt zu starren.

 

So hatte eine polnische Studie namens GEBaHealth (Girls' Eating Behavior and Health) ergeben, dass Mädchen umso schlanker waren, je mehr fette Milch und Milchprodukte sie zu sich nahmen. Ähnliches haben schwedische Studien gezeigt.

 

Und gerade das Fett aus der Sahne kann paradoxerweise auch Fettzellen abtöten. Früher galt, dass Fettzellen, wenn sie einmal da sind, nie wieder verschwinden. Zu den sensationellen Erkenntnissen aus der Welt der Hormone gehört die Einsicht, dass die Fettzellen nicht ewig leben, sondern dass sie auch absterben, ja abgetötet werden können.

 

Forscher haben sogar einen »Killer-Rezeptor« an den Fettzellen gefunden. Der Stoff, der Fettzellen in Luft  auflösen kann, findet sich ausgerechnet in der Sahne. Es ist in Bestandteil des Milchfetts: die Konjugierte Linolsäure (CLA).

 

Sie ist besonders häufig in Milch und Milchprodukten zu finden, wenn die Kühe artgerecht mit Heu und Gras gefüttert werden (Grasfütterung).

 

Konzerne wie BASF haben daraus sogar eine Geschäftsidee entwickelt: Eine Schlankheitspille, Handelsname „Tonalin“ („...hilft, die Körperzusammensetzung zu verbessern, indem er Ihrem Körper hilft, Fett zu verbrennen“).

 

Leider gibt es keine Erkenntnisse über mögliche Nebenwirkungen bei längerer Einnahme, bemängelte die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa in einem Statement über CLA und die entsprechenden Produkte.

 

Dann doch bitte lieber die Sahne, am besten in Bio, ohne Chemie. 

Â