Glaubt man den Werbeversprechen der Hersteller für Heimtierfutter dann servieren sie für Hunde, Katzen, Hamster nur das Feinste, in goldenen Schälchen. In Wahrheit sind es Abfälle aus der Nahrungsproduktion für Menschen, versetzt mit Chemikalien, die die Produkte haltbarer und schmackhaft er machen sollen. Aufgrund dieser industriell hergestellten Tiernahrung steigen nach Auffassung von Kritikern
die Erkrankungsraten bei den Haustieren und nähern sich denen ihrer Besitzer an. Übergewicht, selbst Krebs und die Zuckerkrankheit Diabetes breiten sich bei Tieren aus.
Das Futter für die Haustiere wird seit je zum großen Teil aus den Abfällen der menschlichen Nahrungsproduktion erzeugt (Abfallfreie Lebensmittelwirtschaft). In Zeiten der industriellen Massenproduktion werden dabei allerdings zahlreiche chemische Zusätze eingesetzt, auch Rohstoffe aus zweifelhaften Quellen. Denn Haustierfutterproduzenten beziehen ihre Rohstoffe auch bei Lieferanten, die bei großen Skandalen in Misskredit geraten waren.
Eine Firma namens Rendac beispielsweise, die jahrelang Tausende Tonnen Klärschlamm zu Tierfutter verarbeitet hatte, liefert Rohmaterial für alle Großen der Branche.
Seit dem Skandal um die Rinderseuche BSE ist die Verarbeitung von Schlachtabfällen stärker reglementiert.
Die Abfälle wurden in drei Kategorien eingeteilt.
Zur Kategorie 1 gehören nach der Verordnung (EG) Nr. 1774/2002 die richtig riskanten Abfälle: die sterblichen Überreste von Tieren etwa, die unter BSE-Verdacht standen oder vergleichbare Krankheiten übertragen könnten, außerdem die Kadaver von Heim-, Zoo- und Zirkustieren, von Versuchstieren und von Wildtieren, wenn der Verdacht besteht, dass sie mit einer übertragbaren Krankheit infi ziert sind, und schließlich Küchen- und Speiseabfälle aus öffentlichen Verkehrsmitteln.
Kategorie 2, das sind zum Beispiel »Gülle sowie Magen- und Darminhalt«, ferner Schlachtmaterial, das Arzneimittelrückstände enthält.
Fürs Heimtierfutter ist nur noch Abfall der Kategorie 3 zugelassen. Kategorie 3, das sind gewissermaßen die feinsten Abfälle. Dazu gehören »Schlachtkörperteile«, die eigentlich noch »genusstauglich« wären, jedoch aus »kommerziellen Gründen nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt sind«. Also Knochen, Fette, Schwarten und dergleichen.
Darunter fallen aber auch »Schlachtkörperteile, die als genussuntauglich abgelehnt werden«, auch wenn sie noch »keine Anzeichen einer übertragbaren Krankheit aufweisen«. Und schließlich Häute, Hufe und Hörner, Haare und Pelze, Schweineborsten und Federn, auch Eierschalen. Daraus wird das Futter für die Heimtiere gemacht.
Das Material ist laut Gesetz »unverzüglich abzuholen«, um es dann »als Rohstoff in einem zugelassenen Heimtierfutterbetrieb zu verwenden«. Doch bis das Futter im Fressnapf landet, gilt es Raum und Zeit zu überbrücken: Die Schlachtabfälle müssen in die Tierkörperbeseitigungsanlage gebracht werden, dann in die Tierfutterfabrik, schließlich in die Supermärkte Dort bleibt es eine Zeit lang im Regal, um dann endlich bei Hund oder Katze zu landen. Solch lange Zeiten kann kein Naturprodukt unbeschadet überstehen (Shelf Life).
Die Tierfutterhersteller müssen daher diverse Chemikalien verwenden, die unangenehme Gerüche und Geschmacksnoten »maskieren«, und Zusätze, die dafür sorgen, dass der Inhalt der Dosen nicht gleich zerfällt und optisch ansprechend erscheint.
Zugelassen sind eine Fülle von Chemikalien: Farbstoffe, darunter auch die sogenannten Azofarbstoffe, Antioxidantien, Aroma, Geschmacksverstärker, Enzyme, Vitamine, Konservierungsstoffe, Bindemittel, Fließhilfsstoffe, Gerinnungshilfsstoffe, Emulgatoren, Stabilisatoren, Verdickungs- und Geliermittel sowie Säureregulatoren.
Erlaubt sind laut Futtermittelverordnung insgesamt über zweihundert Stoffe, darunter auch Medikamente. Zugelassen ist auch die in Industrienahrung allgegenwärtige Zitronensäure (E330), die bei Menschen die Zähne zerstört und auch zur Aufnahme von Aluminium im Gehirn beitragen kann. Oder bizarre Zutaten wie ein Fleischersatz, der aus Erdgas gewonnen wird (Erdgasschnitzel) – natürlich ohne entsprechende Kennzeichnung auf dem Etikett,
Manche der Zusätze dienen der Geschmacksverbesserung und verstärken so die »Akzeptanz« des Futters. Ohne sie würden die Tiere die Produkte verschmähen.
Wichtig im Futter ist vor allem industrielles Aroma. Damit können die Hersteller den »anrüchigen Geschmack von billigsten Futterrationen effektiv maskieren«, verkündete der US-Produzent Agrimerica. Auch der Zulieferer Danisco wirbt mit diesem Effekt bei seinen »Flavodan«-Aromen: »Maskiert unangenehme Zutaten« und ermöglicht so »mehr Flexibilität und verringerte Kosten bei Futter-Rezepturen«. Auf dem Etikett müssen sie davon allerdings nicht berichten.
In Fragen der Heimtiernahrung ist es schwer, unabhängige Empfehlungen zu erhalten. Denn die Tierärzte und Professoren für Tierernährung sind zumeist eng mit der interessierten Industrie verbunden, die Fachliteratur wird zudem von Firmenwissenschaftlern verfasst.
Die meisten Veröffentlichungen, aus denen die Tierärzte Neues aus ihrem Fachgebiet erfahren, stammen aus dem Kreis der interessierten Hersteller. Nirgends ist der Filz so flächendeckend wie im Veterinärwesen (Interessenkonflikte).