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Erdgasschnitzel

Es mutet wie Satire an, oder wie Science Fiction, ist aber Realität, für Tiere auch schon bittere Realität. Das Erdgasschnitzel wurde von einem internationalen Konsortium aus verschiedenen Konzernen entwickelt, von einem kalifornischem Unternehmen übernommen, und natürlich auch nicht Erdgasschnitzel genannt, sondern „FeedKind® Protein“, die „Natürliche Alternative zu Fischmehl und Soja“. Basis ist in der Tat Erdgas, bei der Produktion wirken aber auch Bakterien mit. Zugelassen ist es von der Europäischen Union für Fische, auch für Nutztiere in den Ställen – und sogar für Haustiere. Es wird weltweit vermarktet. Gesund ist es nicht unbedingt. 

 

Nach offiziellen Angaben durch die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa wird es schon eingesetzt im Futter für Schweine, Masthähnchen, Hunde und Katzen. Ein wichtiger Markt sind nach Firmenangaben auch die Fischfarmen in aller Welt.

 

Zunächst gab es Bedenken von praktisch allen für die Gesundheit zuständigen Behörden. Ein Erdgasschnitzel ist ja auch eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung. Es wirkt wie eine Ersatznahrung von einem fernen Planeten, auf dem es keinen Sauerstoff gibt, sondern nur Methangas, wo grüne Männchen das Gas verwandeln und daraus ihr Essen herstellen.

 

Das Rezept auf dem Planeten Erde lautet folgendermaßen: Man nehme Bakterien, die grade zur Hand sind, etwa einen Methylococcus capsulatus oder auch den einfachen Bacillus brevis, und lasse ein bisschen Erdgas darüberstreichen. Mit Hilfe von einigen weiteren Zutaten hat man schon bald den neuen Nährstoff. Für den gibt es einstweilen keinen Namen, weil es ja den Stoff eigentlich nicht gibt. Man nennt ihn darum »Eiweißfermentationserzeugnis«.

 

Die Substanz ist so eine Art Fleischersatz, man könnte auch sagen: ein Erdgasschnitzel. Für die Tiere gibt es ein Erdgas-Gulasch, ein Granulat, das im Futter unauffällig untergemischt werden kann.

 

Beim verwendeten Gas sollte man, so raten Fachleute, auf die richtige Mischung achten: 91 Prozent Methan, fünf Prozent Ethan, zwei Prozent Propan, 0,5 Prozent n-Butan. Das klingt alles ein bisschen nach der Mischungsvorschrift für Camping-Gasflaschen, entstammt aber der entsprechenden Vorschrift aus der EU-Futtermittelverordnung zum Erdgas-Fleischersatz. Denn die gibt es auch schon. Es ist ja keine Science-Fiction, sondern Realität. Offiziell von der Europäischen Union zugelassen.

 

Dabei wäre das ganze schöne Projekt fast schon gescheitert – an Gesundheitsbedenken. Obwohl es so eine tolle Idee zur Abfallverwertung war.

 

Der Abfall war in diesem Fall Erdgas, das überall auf der Welt an Bohrstellen einfach abgefackelt wird. Die besonders innovativen Holländer waren dafür ursprünglich einer besonders praktischen Idee gefolgt: Ein Schiff, das ganz in der Nähe von Ölfeldern herumschwimmt, bei denen Erdgas ausströmt und bisher, völlig ohne Nutzen, angezündet und abgefackelt wird.

 

Das Schiff besteht aus einem Reaktor, in dem die Erdgas-Fleischproduktion stattfindet, und Tanks, in denen Fische geboren, mit dem Erdgas-Gulasch gefüttert und auch gleich gefangen, getötet und verarbeitet werden.

 

An der Technologie waren Konzerne wie der Chemie-Multi ICI, die niederländisch-britische Ölfirma Shell und der staatliche norwegische Ölkonzern Statoil beteiligt.

 

Mit so einem innovativen Produkt wollte man natürlich nicht bei Fischen stehenbleiben. So wurde gleich eine Pilotanlage an Land gebaut, betrieben von der eigens gegründeten Firma Norferm, einer Tochter von Statoil und dem Chemieriesen Dupont im norwegischen Tjeldbergodden. Eine Tochterfirma in Dänemark, Dansk Bioprotein AS, widmete sich gleichfalls dem Projekt zum Gas-Mahl.

 

»Bioprotein«, so nannten sie das innovative »Nahrungsmittel« damals. Sie träumten schon davon, auch Hamburger und Würstchen aus Gasfleisch herzustellen, und berichtete von ersten Tests mit »gutem Resultat«.

 

Leider musste die Firma Anfang 2006 schließen. Die EU-Nahrungsbehörde Efsa hatte eben doch gesundheitliche Bedenken.

 

Auch britische und auch französische Behörden hatten Zweifel angemeldet. Die Tiere reagierten offenbar mit allerlei Beschwerden auf das Futter, das von der Natur nicht vorgesehen ist. Das Norwegische „Wissenschaftskomitee für Lebensmittelsicherheit (»Vitenskapskomiteen for mattrygget«, kurz VKM) listete die Problembereiche auf. 

 

Die »Besorgnis« konzentrierte sich offenbar auf die Immunabwehr, die durch das Erdgas-Bakterien-Granulat geschwächt wird. Außerdem gab es »Veränderungen im Darm und mehreren inneren Organen« bei den Tieren, denen das Granulat verabreicht wurde. Vor allem an den Lymphknoten, aber auch an Leber, Nieren und Milz waren Auffälligkeiten beobachtet worden, die zu Bedenken Anlass gaben.

 

Die Tiere betrachteten die kühn komponierten Abfallbeseitigungs-Produkte offenbar als suspekte Fremdkörper. Ihr Immunsystem schlug Alarm.

 

Die Hersteller meinten zwar, daran würden sich die Tiere schon gewöhnen, doch die norwegischen Wissenschaftler überzeugte das nicht: »Diese Interpretation« werde durch die Datenlage »nicht ausreichend unterstützt«.

 

Die französischen Behörden hatten sich auch zur Wirkung des Granulats auf Haustiere geäußert. So hätten die vorgelegten Studien »nicht die ganze Lebensspanne« umfasst, außerdem seien nur zehn Katzen gefüttert worden. Zudem wurden die Studienprotokolle und auch die Ergebnisse »als unzureichend betrachtet« und überdies gab es keine Studien zu dem bei Katzen besonders problematischen »Risiko für Urinsteinleiden«. Die finnischen Behörden vermissten ausreichende Nachweise für die Effekte auf Hunde.

 

Die Gutachten der Behörden waren also keine optimalen Voraussetzungen für eine Zulassung. Doch die Freunde des Erdgasgranulats ließen nicht locker.

 

Der Druck kam schließlich von zwei Seiten: Auf der einen Seite besteht ein Entsorgungsdruck. Schließlich werden weltweit pro Jahr 140 Milliarden Kubikmeter Erdgas auf Ölfeldern verbrannt. Und es handelt sich dabei um Methan – ein gefürchtetes Klimagas.

 

Auf der anderen Seite steht der Futterbedarf. Vor allem bei den Lachsfarmern. Deren Produktion steigt und steigt, von 50 000 Tonnen in den 1990er Jahren auf knapp vier Millionen Tonnen im Jahr 2018. Und sie steigt weiter. Das Fischmehl wird knapp.

 

Das Erdgasgranulat wäre da ein Ausweg.

 

So sieht das auch die Europäische Union. Und sie überging kurzerhand einfach die lästigen Bedenkenträger und ließ das Erdgasfutter einfach zu. In der »Verordnung (EG) Nr. 767/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juli 2009« wird festgestellt, dass »nach wie vor« ein »Mangel an proteinreichen Futtermitteln besteht« und daher dringend »die Versorgung mit als direkte und indirekte Proteinquelle dienenden Futtermitteln in der Gemeinschaft verbessert werden« sollte.

 

Leider seien bisher »nur sehr wenige« dieser »Bioproteine«, wie sie das Erdgasfutter nennen, zugelassen wurden, was an den innovationshemmenden Vorschriften läge: »Die allgemeine Vorschrift über die Zulassung vor Inverkehrbringen hat sich also als Hindernis herausgestellt«.

 

Lästige Vorschriften, die die Innovationen behindern, nur weil diese ein bisschen ungesund sind, gehören natürlich abgeschafft. So sieht das jedenfalls die Europäische Union.

 

Als Konsequenz stellte sie darum fest: »Die besondere Vorschrift, dass für Bioproteine ein allgemeines Zulassungsverfahren vor Inverkehrbringen durchzuführen ist, sollte abgeschafft werden«.

 

 Man könne schließlich auch hinterher noch sehen, ob die Bioproteine schaden. Denn die »Sicherheitsrisiken könnten auch durch Marktüberwachung anstatt durch Verbot riskanter Produkte angegangen werden.«

 

Und so wurde das Erdgasgranulat einfach, trotz aller Bedenken, zugelassen in der »Verordnung (EU) Nr. 68/2013 der Kommission vom 16. Januar 2013 zum Katalog der Einzelfuttermittel«. Das Granulat ist unter Punkt 12.1.2 aufgeführt, als »Eiweiß« aus Methylococcus capsulatus (Bath).

 

Es wird auch nicht als »Erdgasgranulat« verzeichnet, sondern als »Eiweißfermentationserzeugnis, das auf Erdgas (ca. 91 % Methan, 5 % Ethan, 2 % Propan, 0,5 % Isobutan, 0,5 % n-Butan), Ammonium und Mineralsalzen unter Verwendung von Methylococcus capsulatus (Bath) (Stamm NCIMB 11132), Alcaligenes acidovorans (Stamm NCIMB 12387), Bacillus brevis (Stamm NCIMB 13288) und Bacillus firmus (Stamm NCIMB 13280) gezüchtet ist; Rohprotein mindestens 65 %.«

 

Die Verbraucher, auch die Verwender, die Farmer, die Hundehalter und Katzenfreunde, sie erfahren davon allerdings – gar nichts. Denn auf der Futterpackung muss davon nichts stehen. Als »obligatorische Angaben« vorgeschrieben sind allein die Bezeichnungen:

 

Rohprotein – Rohasche – Rohfett.

 

Das steht so in der Verordnung (EU) 68/2013. Diese allgemein gehaltenen Oberbegriffe sind das, was auf praktisch jeder Futterpackung steht. Auf dem Etikett steht also nicht, ob das Futter mit oder ohne Erdgas-Bakterien-Mehl produziert wurde. Die Innovation geht einfach im Alltäglichen auf, ohne groß aufzufallen. Es gibt  null Transparenz. Für die Tierfutterkonzerne ein großer Vorteil. So konnte das Geschäft richtig losgehen.

 

Die dänische Bioprotein A/S wurde 2014 von einer kalifornischen Company namens Calysta in Menlo Park bei San Francisco übernommen. Eigentlich ist das eine Gasverwertungsfirma, jetzt hat sie auch einen Ableger namens Calysta Nutrition, der im norwegischen Stavanger sitzt. In China bauen sie auch eine Anlage, für zunächst 100.000 Tonnen im Jahr.

 

Es soll ein „Game-Changer“ werden für die weltweite Tierfutterindustrie. Neues Spiel, neues Glück. Zunächst wurde der Name geändert. Nachdem »BioProtein« aufgrund der behördlichen Bedenken in diversen Ländern ein bisschen suspekt geworden ist, wird es erstmal umbenannt, in »FeedKind™«.

 

Das englische Wort kind bedeutet so viel wie nett oder freundlich. Und das klingt viel vertrauenswürdiger. »FeedKind ist nett zum Konsumenten, nett zum Tier, und nett zur Umwelt.« So der Originalton aus der FeedKind-Werbung.

 

Neben den Zweifeln, welche Auswirkungen diese hochsynthetischen Substanzen auf die Nutz- und Haustiere haben, bleibt die Frage, wie es eigentlich den Menschen geht, die das Fleisch von den gesundheitlich angeschlagenen Tieren verspeisen, die mit Erdgas-Bakterien-Granulat gefütterten worden sind.

 

Sicher ist: Übermäßig gesund ist es für die Menschen nicht. Der solchermaßen erzeugte Lachs hat 30 Prozent weniger sogenannte Omega-3-Fette, für die der Fisch eigentlich berühmt ist.

 

Ein gesundheitliches Risiko für den Menschen sei zwar vermutlich »vernachlässigbar«, meinten die norwegischen Lebensmittelwächter. Aber es handle sich doch um einen »relativ neuen wissenschaftlichen Ansatz«, mit dem ein »vorsichtiger Umgang« angesagt sei.

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Das DR. WATSON Lexikon gibt keine medizinischen Ratschläge oder Empfehlungen. Das DR. WATSON Lexikon informiert über Nahrungsmittel – unabhängig, wissenschaftlich fundiert, verständlich. Und immer mit einer klaren Perspektive: Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Konsumenten.

 

Das DR. WATSON Lexikon betrachtet auch die Rolle des modernen Ernährungssystems, der sogenannten westlichen Ernährung, mit der globalen industriellen Einheitskost der großen Konzerne, vor allem der gesundheitlich problematischen ultra-verarbeiteten Nahrung. 

 

Es informiert über die Auswirkungen der Nahrungsmittel auf den menschlichen Organismus, insbesondere über die Folgen deren industrielle Produktion, auch auf, die Umwelt, den Planeten.

 

Das ist das neue Paradigma bei der Bewertung: Der Grad der Entfernung von der Natur.

 

Immer mehr Fachleute in aller Welt sehen dies als wesentliches Kriterium bei der Frage nach dem gesundheitlichen Wert der Lebensmittel.

 

Denn es ist ein großer Unterschied, ob ein Erdbeerjoghurt selbst gemacht wird, mit frischen Früchten, oder ob er aus dem Plastikbecher kommt. Oder die Pizza: Da ist die Tiefkühlvariante ein völlig anderes Nahrungsmittel als das traditionelle Vorbild. Auch bei den Vitaminen ist es wichtig, ob sie aus einem Apfel kommen, oder aus der Corn-Flakes-Packung, oder gar als Pille aus der Apotheke, dem Drogeriemarkt oder dem Internet.

 

Es geht im 21. Jahrhundert nicht mehr bloß um Kalorien, um Nährstoffe und Schadstoffe, Viren und Bakterien, um ZuckerFett, Vitamine.

 

Es geht auch um die Chemie im Essen, um Kollateralschäden der industriellen Produktion, sogar um die Verbindungen von Medien und einflussreichen Fachleuten zu Industriekonzernen – und um allfällige Schieflagen im Expertenurteil, die bei Konsumenten zu Fehlentscheidungen bei der Nahrungsauswahl und damit zu Gesundheitsproblemen führen können.

 

Das DR. WATSON Lexikon zeigt die Folgen der industriellen Herstellung von Nahrung – auch für die Gesellschaft, die einen immer größeren Aufwand treiben muss, um die zunehmende Krankheitslast zu bewältigen.

 

Die Industrialisierung der Nahrung hat auch Auswirkungen auf das Gehirn, die Psyche, das Wohlbefinden, die intellektuelle Leistungsfähigkeit und das Verhalten.

 

Die industrielle Nahrungsproduktion stellt eine epochale Veränderung dar, nach Ansicht mancher Experten vergleichbar mit den Umwälzungen in jener Zeit, als die Menschen sesshaft wurden.

 

Es geht um uns alle, ganz persönlich, auch um unsere Kinder, deren Zukunft, die ganze Gesellschaft, sogar um die Tiere, die unter der Entfremdung von den natürlichen Grundlagen ebenfalls leiden.

 

Mehr Wissen über diese Veränderungen – und was sie für mich bedeuten: Das DR. WATSON Lexikon liefert die nötigen Informationen – und damit wertvolle Anregungen für den Weg aus der industriellen Ernährungsfalle.

 

DR. WATSON informiert auch über die Auswirkungen von chemischen Zusatzstoffenauf den Organismus, auf die Gesundheit, detalliert und ausführlich in einer eigenen Datenbank.

 

DR. WATSON hat als erster Informationsdienst Zusatzstoffe einer eigenen Bewertung unterzogen, eigene Recherchen angestellt, tausende von Studien herangezogen und einheitlich nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin analysiert. Unsere Vorgehensweise ist klar definiert und transparent.

 

Offiziell gelten Zusatzstoffe in industrieller Nahrung als unbedenklich. Wer also nur wenig davon isst und von robuster Konstitution ist, hat nichts zu befürchten. (Bei Allergien allerdings kann ein Milligramm vom Falschen schon tödlich sein.)

 

Chemisch hergestellte Additive sind, im Gegensatz zu normalen Zutaten wie Blumenkohl, Sahne oder Hähnchenfleisch, keine traditionellen Bestandteile eines Gerichtes oder Lebensmittels. Der Körper hat deshalb keine adäquaten, evolutionär eingeübten Mechanismen zu ihrer Verarbeitung.

 

Der Mensch braucht keine Zusatzstoffe. Nur die Industrie braucht sie.

 

Sie dienen dazu, das industrielle Essen geschmacklich oder farblich aufzuwerten – äußerlich. Buntere Brause, braunere Saucen, haltbarere Nudelsuppen, luftigere Kuchen, Brötchen mit einer Extraportion Brötchenduft, cremigere Quarks mit weniger Fett, Joghurts, in denen jedes Fruchtstückchen stabil an seinem Platz bleibt.

 

Das Ziel: Industrielles Essen soll attraktiver erscheinen. Und das möglichst lange (Shelf Life). Denn in der Welt der Fabriken und Supermärkte müssen die Nahrungsmittel billig sein und widernatürlich lange halten, was nur mit den Mitteln der Chemie möglich ist.

 

Viele industrielle Nahrungsmittel kommen nicht ohne Zusatzstoffe aus. Tütensuppen würden schnell schimmeln, Margarine ranzig werden, bei Fruchtjoghurts sich Fruchtzubereitung und Joghurt trennen. Das Fertig-Dressing für den Salat würde sich in die Bestandteile Kräuter, Essig und Öl auflösen.

 

Die chemischen Stoffe mit den E-Nummern sind für die industrielle Nahrungsproduktion unerlässlich.

 

Viele wurden eigens konstruiert, maßgeschneidert für die Bedürfnisse der Food-Fabriken, gleichsam am Reißbrett, als reine Designerstoffe, ohne jedes Vorbild in der Natur. Manche der verwendeten Substanzen kommen auch in der Natur vor – doch durch die Verwendung als Zusätze explodieren die Verzehrsmengen.

 

Und so werden die chemischen Zusätze im Essen für immer mehr Menschen zum Gesundheitsrisiko. Bei vielen Zusatzstoffen sind ab einer gewissen Menge Nebenwirkungen nachgewiesen – und sie wiegen weit schwerer als vermutet. Vor allem Kinder verzehren von solchen Zusätzen mehr, als ihnen gut tut (ADI).

 

Es sind Risiken, die der Mensch selbst geschaffen hat. Es sind keine Kontaminationen durch Verunreinigung oder Verderb, sondern absichtlich hinzugefügte Additive.

 

Die Zusatzstoffe in solchen Nahrungsmitteln dienen nicht den Konsumenten, sondern den Herstellern industrieller Nahrung.

 

Sie sollen in erster Linie die Haltbarkeitsdauer verlängern und die Kosten senken. Der menschliche Organismus braucht solche Chemikalien nicht. Einen gesundheitlichen Nutzen für die Verbraucher haben sie ebenfalls nicht. Viele der Zusätze können die Gesundheit gefährden.

 

So stehen etwa Geschmacksverstärker wie Glutamat in Verdacht, zu Krankheiten wie Alzheimer und Parkinsonbeizutragen. Farbstoffe können zu Hyperaktivität und Lernstörungen führen (ADHS). Auch Migräne kann von Lebensmittelzusätzen ausgelöst werden. Süßstoffe wie Aspartam stehen sogar unter Krebsverdacht. Konservierungsstoffe können den Darm schädigen und das Immunsystem stören. Zitronensäure kann die Zähne angreifen, außerdem schädliche Metalle wie Aluminium ins Gehirn transportieren. Industrielles Aroma kann dick machen. Phosphate können den Alterungsprozess beschleunigen und Krankheiten früher auftreten lassen wie Herzleiden, Bluthochdruck, die Knochenschwäche Osteoporose.

 

Überraschenderweise können sich die Effekte der einzelnen Chemikalien durch die gemeinsame Verabreichung vervielfachen. Das zeigte unter anderem eine Studie der Universität Liverpool mit den zwei Farbstoffen E104 (Chinolingelb) und E133 (Brillantblau), dem Geschmacksverstärker Glutamat (E621), und der Süßstoff Aspartam (E951).

 

Das Ergebnis: Die schädliche Wirkung der Zusatzstoffe auf das Gehirn (Neurotoxizität) addierte sich nicht, wie zu erwarten wäre, sondern vervielfachte sich. Eine Mischung aus dem blauen Farbstoff E133 und Glutamat (E621) etwa bremste das Zellwachstum nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, um 15,8 Prozent, sondern um 46,1 Prozent. Eins und eins ist bei Zusatzstoffen also nicht gleich zwei, sondern mitunter auch sechs.

 

DR. WATSON betrachtet die neuartigen Zutaten der Nahrung konsequent aus der Perspektive der Verbraucher. Die DR. WATSON Datenbank der Zusatzstoffe informiert nicht nur über die verwendeten Substanzen und ihre gesundheitlichen Folgen, sondern auch über ihre Verbreitung: Schließlich geht es um die individuelle Entscheidung der Konsumenten auf der Basis ihrer ganz persönlichen Vorlieben und Neigungen.

 

Das DR. WATSON Team wurde dabei von anerkannten Wissenschaftlern unterstützt und auch juristisch beraten. Die DR. WATSON Datenbank wird regelmäßig aktualisiert und erweitert. DR. WATSON ist unabhängig von fremden Interessen und Institutionen.

 

DR. WATSON informiert natürlich auch über die Alternativen. Über Bio-Lebensmittel, die Vorzüge klassischer Ernährungssysteme mit kleinen Bauern, Gärtnern, Köchen, die traditionelle Ernährung, etwa die mediterrane Kost, die als Königsweg gilt zu einem gesunden und langen Leben.

 

Und DR. WATSON berichtet über Neues und Spannendes aus der Welt der Lebensmittel und der Ernährung, in den DR. WATSON NEWS.

 

DR. WATSON beschäftigt sich auch mit den Hintergründen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, mit Interessenkonflikten von Wissenschaftlern und Ernährungsberatern, und auch mit Machtfragen, der Lobby, die ganz entscheidend mitbestimmt, was auf den Tisch kommt, was wir zu uns nehmen.

 

So waren früher Mediziner und Behörden sehr besorgt über die chemischen „Fremdstoffe“ in der Nahrung, vor allem bei chronischer Aufnahme.

 

Mittlerweile hat sich die offizielle Haltung geändert.

 

Die Substanzen, die einst als „Fremdstoffe“ galten und sogar von den Fachleuten als „Gifte“ geschmäht wurden, wurden jetzt nicht nur rehabilitiert, sondern sogar geadelt. Obwohl Verbrauchertäuschung weiter offiziell verboten ist, gelten sie jetzt als „Stoffe zur Verbesserung von Lebensmitteln“ (im EU-Fachjargon: Food Improvement Agents). Zur Regelung des Umgangs mit diesen edlen Ingredienzen hat die Europäische Union ein ganzes Quartett aus Vorschriften erlassen, das „Food Improvement Agents Package“ (FIAP), bestehend aus vier Einzelverordnungen zu den unterschiedlichen Typen von Zusätzen.

 

Die Erkenntnisse über schädliche Effekte dieser „Stoffe zur Verbesserung von Lebensmitteln“ allerdings mehren sich.

 

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