Farbstoffe werden eingesetzt, um die Erzeugnisse der Nahrungsindustrie zu verschönern. Denn die echten Farben verblassen während des langen Aufenthalts in den Fabriken und Supermärkten. Manche Produkte gäbe es ohne Farbstoffe gar nicht, etwa die knallbunten Schokolinsen und andere Süßigkeiten. Vor allem Kinder essen oft weit mehr Farbstoffe, als ihnen guttut. Hyperaktivität und Lernstörungen (ADHS) sind die Folge. Die Europäische Union hat daher bei einigen Farben Warnhinweise vorgeschrieben. Bei Öko-Lebensmitteln (Bio) sind Farbstoffe verboten, mit Ausnahme von Calciumcarbonat (E170). Besonders in der Kritik stehen die sogenannten Azofarbstoffe.
Eigentlich ist es nach Paragraph 11 des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches verboten, eine bessere Beschaffenheit vorzutäuschen als vorhanden. Doch gerade Farbstoffe (wie übrigens auch industrielles Aroma) haben oft gar keinen anderen Daseinszweck.
Sie werden in der Nahrungsindustrie klassischerweise verwendet, um die Produkte optisch aufzuwerten. Der Übergang zur verbotenen Vortäuschung falscher Tatsachen ist dabei fließend.
So etwa bei dem braunen Farbstoff Zuckerkulör (E150a bis E150d): Er hat beispielsweise in Balsamico-Essig gar keine andere Aufgabe, als die Verbraucher zu täuschen, indem er durch seine tiefbraune Farbe eine hohe höhere Qualität vorgaukelt als der damit gefärbte billige Industrie-Essig in Wahrheit hat.
Eines der berühmtesten Beispiele ist das sogenannte Buttergelb, das zur optischen Aufwertung von Margarine verwendet wurde. Mittlerweile wurde es verboten, da es als Krebserreger in Verdacht geriet.
Farbstoffe dürfen eigentlich, wie alle Zusatzstoffe, die Gesundheit der Konsumenten nicht gefährden. Einige von ihnen werden indessen bei häufigem oder intensivem Verzehr zum Problem.
So enthalten viele Farbstoffe das Leichtmetall Aluminium, damit sie knalliger und bunter erscheinen (Aluminiumfarblacke). Dieses kann langfristig das Risiko für die Alzheimerkrankheit erhöhen, aber auch Hyperaktivität und Lernstörungen fördern (ADHS) und sogar wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wirken.
Besonders umstritten ist eine Gruppe von Farbstoffen, die als »Southampton Six)« berühmt geworden sind:
Tartrazin (E102),
Chinolingelb (E104)
Gelborange-S (E110)
Azorubin (E122)
Cochenillerot A (E124) und
Allurarot AC (E129).
Sie stehen einer Studie der Universität im britischen Southampton unter begründetem Verdacht, Hyperaktivität und Lernstörungen zu fördern. Die Europäische Union wollte sie deshalb nicht gleich verbieten, sie müssen jetzt aber einen Warnhinweis tragen: „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“
Farbstoffe können auch akute Probleme bereiten: So können sie Allergien auslösen bis hin zu einem lebensbedrohlichen Schock (Anaphylaktischer Schock). Dokumentiert ist dies etwa bei einem Farbstoff namens Karminrot (E120).
Allergische Reaktionen gab es auch bei Cochenillerot A (E124), einem der sogenannten Azofarbstoffe. Bei einer Studie von Allergologen in Barcelona wurden 117 Kinder, bei denen eindeutig feststand, dass sie sensibel auf Lebensmittelinhaltsstoffe reagieren, auf Cochenillerot A getestet. Bei 23 Kindern, zwölf Jungen und elf Mädchen, lösten schon kleine Mengen des Farbstoffs allergische Reaktionen aus. Bei mehr als der Hälfte von ihnen reichten weniger als 5 Milligramm.
Als akzeptable tägliche Aufnahmemenge (ADI) gelten bei einem Kind von 15 Kilogramm Körpergewicht aber mehr als 10 Milligramm.
Der schwedische Forscher Gerd Michaëlsson testete Cochenillerot A bei 52 Patienten, die regelmäßig unter Nesselsucht litten. Neun von ihnen bekamen nach Einnahme geringer Mengen sofort die charakteristischen roten Bläschen.
Vor allem Kinder nehmen eine Fülle von Farbstoffen zu sich. Insgesamt sind es bei Kindern unter drei Jahren mit hohem Süßigkeitenkonsum bis zu 560 Milligramm am Tag, wie eine Studie der EU-Kommission ergab. In früheren Zeiten, als die Farbstoffe zugelassen wurden, gingen die Experten noch von 25 Milligramm pro Tag aus.
Wenn mehrere Farbstoffe und dazu noch andere Zusatzstoffe verzehrt werden, erhöht sich das Gesundheitsrisiko zusätzlich. Eine Studie der Universität Liverpool untersuchte die Wirkung der Kombination von zwei Farbstoffen, einem Geschmacksverstärker und einem Süßstoff: Chinolingelb (E104) und Brillantblau (E133) dazu Glutamat (E621), und Aspartam (E951).
Das Ergebnis: Die schädliche Wirkung der Zusatzstoffe auf das Gehirn »Neurotoxizität«) addierte sich nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, sondern vervielfachte sich.
Weitere Farbstoffe:
Curcumin (E100)
Riboflavin (E101)
Azorubin (E122)
Amaranth (E123)
Erythrosin (E127)
Rot 2G (E128)
Patentblau V (E131)
Indigotin (E132)
Brillantblau FCF (E133)
Chlorophyll (E140)
Kupferchlorophyll (E141)
Brillantsäuregrün BS (E142)
Zuckerkulör (E150a, E150b, E150c, E150d)
Brillantschwarz BN (E151)
Pflanzenkohle (E153)
Braun FK (E154)
Braun HT (E155)
Carotin (Alpha-, Beta-, Gamma-Carotin, Provitamin A) (E160a)
Bixin, Norbixin (E160b)
Paprikaextrakt (E160c)
Lycopin (E160d)
Beta-Apo-8’-Carotinal (Carotin, Provitamin A) (E160e)
Beta-Apo-8’-Carotinsäure-Ethylester (Carotin, Provitamin A) (E160f)
Xanthophylle (Lutein, Carotin) (E161b)
Xanthophylle (Canthaxantin) (E161g)
Beetenrot (Betanin) (E162)
Anthocyane (E163)
Titandioxid (E171)
Eisenoxide und -hydroxide (E172)
Aluminium (E173)
Silber (E174)
Gold (E175)