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DR. WATSON



Er steckt in Rama-Margarine. In Haribo-Gummibärchen. In Fanta und anderen Softdrinks, in der Tütensuppe, auch im Mittagessen in der Kita, wenn das Essen aus einer Kochfabrik kommt wie beispielsweise Apetito. Und sogar im Baby-Tee.

 

Der Stoff kann die Zähne zersetzen, bis nur noch braune Stummel bleiben. Er kann auch das Zappelphilipp-Syndrom ADHS fördern und sogar die Alzheimer-Krankheit.

 

Sein Name: Zitronensäure.

Die E-Nummer: 330

 

Es ist ein vollkommen natürlicher Stoff, der erst zum Problem geworden ist, seit er als Lebensmittel-Zusatzstoff massenhaft eingesetzt wird - und von mehr als 90 Prozent der Konsumenten verzehrt, wie jetzt eine neue Studie ermittelt hat.

 

Ganz an die Spitze der Top-E-Nummern hat er es trotzdem nicht geschafft. Denn dort steht erstaunlicherweise ein Stoff, den es eigentlich gar nicht gibt, jedenfalls in der Natur: ein reiner Designerstoff, mit dem der menschliche Körper natürlich so seine Probleme hat.

 

Die Hitliste der Zusatzstoffe ist vorige Woche erschienen, und sie zeigt, wie weit sich das herrschende Ernährungssystem von der Natur entfernt hat, wie weit es die Chemie im Essen gebracht hat, und welche verheerenden gesundheitlichen Folgen das hat.  

 

Es ist eine große Studie, mit einer beeindruckenden Datenbasis, publiziert in einer Fachzeitschrift aus dem renommierten deutschen Wissenschaftsverlag Springer Nature. Die Zahl von Testpersonen: Genau 106.489 Erwachsene.

 

Und es war eine Pionierarbeit, die erste ihrer Art, wie die Autoren betonen, eine Gruppe mit hochrangigen Wissenschaftlern aus der Pariser Universität Sorbonne und anderen angesehenen Forschungsinstitutionen.

 

Chemie im Essen für Milliarden Menschen 

 

Sie betrifft viele, betonen die Forscher. Denn: „Lebensmittelzusatzstoffe (zum Beispiel künstliche Süßstoffe, Emulgatoren, Farbstoffe usw.) werden täglich von Milliarden Menschen aufgenommen.“

 

Viele der Stoffe sind alles andere als harmlos. Akribisch haben die Forscher die Untersuchungen zusammengetragen über Risiken und Nebenwirkungen.

 

Da geht es um die großen Menschheitsplagen, Übergewicht, die Zuckerkrankheit Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, all jene Leiden, die als „Vorerkrankungen“ bei der Corona-Pandemie zu zweifelhafter Berühmtheit gekommen sind.

 

Besonders wichtig, gerade in dieser Zeit: Viele der oft vollkommen künstlichen Zusätze stören auch das Immunsystem, erhöhen die Anfälligkeit für Infektionen.

 

Es ist ein neuartiges Bedrohungsszenario, das mit den herkömmlichen Kategorien der „Lebensmittelsicherheit“ nicht mehr angemessen erfasst werden kann.

 

Die Zusatzstoffe im Essen: Da geht es nicht nur um die nachgewiesene direkte Giftwirkung, wie bei klassischen Schadstoffen, der Kontamination mit Krankheitserregern.

 

Toxisches Ernährungssystem

 

Es geht auch darum, dass diese Chemikalien mit den E-Nummern ein Ernährungssystem ermöglichen, das angesehene Wissenschaftler von den renommiertesten Universitäten schon als „toxisch“ bezeichnen. Das sich von der Natur, an die der Mensch evolutionär angepasst ist, maximal entfernt hat.

 

Das eindrucksvollste Zeichen: An der Spitze beim Zusatzstoff-Ranking liegt ein Stoff, den es gar nicht gibt, den der Körper nicht kennt, auf den er nicht eingestellt ist, ein Designerstoff, der nicht nach den Bedürfnissen der Menschen geschaffen wurde, sondern der Industrie.

 

Auf die absolute Top-Position kam in der Untersuchung: die sogenannte Modifizierte Stärke. Platz 1, verzehrt von 91,48 Prozent der Test-Population.

 

Konstruiert wurde er sozusagen am Reißbrett, von Ingenieuren und Chemikern, maßgeschneidert für die Bedürfnisse der Food-Konzerne. Modifizierte Stärke wurde erfunden, weil sie die Belastungen in der Fabrik besser erträgt und für die Erfordernisse des industriellen Ernährungssystems geeigneter ist als natürliche Zutaten.

 

Der Nachteil: Für die Konsumenten ist sie nicht so ideal. So treibt sie den Blutzuckerspiegel schneller in die Höhe als Marzipan, Gummibärchen, Schokoriegel oder sogar purer Zucker. 

 

Der sogenannte Glykämische Index liegt bei 95 – ein absoluter Top-Wert, mit ebenfalls absoluten Top-Nachteilen.

 

Denn wenn der Blutzucker in die Höhe gejagt wird, geht auch das Zuckerverarbeitungshormon Insulin steil – was dick machen und das sogenannte metabolische Syndrom fördern kann, mit erhöhtem Risiko für Herzkrankheiten und die Zuckerkrankheit Diabetes. Auch Darmkrebs könnte dadurch begünstigt werden.

 

Die Spitzenposition des Designerstoffes hat einen einfachen Grund: Er ist in Supermarktprodukten allgegenwärtig.

 

Designerstoff im Babybrei

 

Modifizierte Stärke findet sich unter anderem in vielen Wellness- und Diät-Produkten, in industriellem Müsli und in Nahrungsmitteln für kleine Kinder. Sie steckt auch in Tiefkühl-Backwaren, etwa Pizza und vorgebackenen Brötchen, in Soßen und Brei, fertigen Gewürzmischungen, Puddings und Desserts, auch in Softdrinks.

 

Sie ist in verschiedenen Varianten und mit unterschiedlichen E-Nummern erhältlich.

 

Auf den weiteren Plätzen stehen ebenfalls Produkte, die den Wissenschaftlern bedenklich erscheinen, wegen Risiken und Nebenwirkungen.

 

 

Nutella-Zusatz: Schlimmer als gedacht?

 

86,6 Prozent der Verbraucher sind nach dieser Studie vom Nutella-Zusatzstoff Lecithin betroffen (E322), der bisher eigentlich als unproblematisch galt. 

 

Doch das sehen die Forscher mittlerweile anders. So werde der Nutella-Zusatz im Darm zum Teil in einen anderen Stoff verwandelt („Trimethylamin-N-oxid“), der „möglicherweise zur Verhärtung der Arterien oder zu Arteriosklerose und Herzinfarkt beitragen“ könne. Und: Er könnte sogar eine Rolle bei der Entstehung der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn spielen.

 

Ebenfalls zu Darmproblemen und sogar erhöhter Anfälligkeit für Infektionen kann offenbar ein weiterer Zusatzstoff führen, der es auf eine Top-Position geschafft hat.

 

Immerhin 77,5 Prozent der Testpersonen schlucken diese chemische Ingredienz, die eigentlich noch einen eigenen Preis verdient hätte, als überflüssigster Zusatzstoff von allen: Carrageen (E407).

 

Er steckt in praktisch jeder Sahne aus dem Supermarkt (außer Bio). Wofür er da ist? Er verhindert das „Aufrahmen“, also dass sich das Fett oben sammelt.

 

Eigentlich ein völlig unnötiger Einsatzzweck: Was soll schlimm daran sein, wenn sich der Rahm oben versammelt?

 

Zumal die Konsumenten sich mit diesem eigentlich vollkommen entbehrlichen Zusatzstoff diversen Risiken aussetzen: Dazu gehören, seit längerem bemängelt, Darmprobleme, bis hin zu Darmkrebs. Der Stoff soll auch das Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes erhöhen. Und er kann Entzündungen auslösen, zum Beispiel im Mund.

 

Schneller altern mit E-Stoff aus der Cola

 

Fast drei von vier Konsumenten (genauer: 70,1 Prozent) riskieren vorzeitig Falten und Verfall: Sie nehmen die sogenannten Phosphate zu sich, die als potente Altersbeschleuniger gelten. Dadurch treten Krankheiten früher und häufiger auf, das Herz kann geschwächt werden, auch die Knochen, sogar schon bei Jugendlichen.

 

Sie stecken in der Cola und in Fastfood aller Art, sogar den Pommes von McDonald’s.

 

„Negative Auswirkungen auf die Gesundheit“ drohen laut Studie auch von anderen Additiven unter den Top 50, etwa Kaliummetabisulfit (E224). Betroffen von diesem Zusatzstoff: 44,8 Prozent der Konsumenten.

 

Solche Sulfite können zum sogenannten „Leaky Gut Syndrom“ („Löchriger-Darm-Syndrom“) führen, bei dem die Darmwand angegriffen wird und dadurch Darminhaltsstoffe, Krankheitserreger, Schadstoffe in den Körper und sogar ins Gehirn gelangen können. Sie stecken unter anderem im Pulver-Kartoffelpüree von Pfanni und Maggi.

 

Oder Ammoniumsulfit-Zuckerkulör (E150d), jener Stoff, der sich in Cola-Getränken ebenso wie im Balsamico-Essig und vielen weiteren Produkten findet und als möglicherweise krebserregend gilt. Im US-Staat Kalifornien forderte die Regierung nach Bekanntwerden der potenziellen Krebsgefahr niedrigere Grenzwerte und Warnhinweise.

 

Weitere inkriminierte Problemstoffe: der berühmt-berüchtigte Geschmacksverstärker Glutamat (E620-E625), der eine ganze Reihe von Nebenwirkungen haben soll, vom „China-Restaurantsyndrom“ über unerwünschte Gewichtszunahme bis zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson.

 

Auf der Hitliste der Problem-Additive stehen auch Süßstoffe wie etwa Sucralose (E955), Acesulfam K (E950) und Aspartam (E951). Die seien "umstritten", weil sie als Dickmacher im Verdacht sind, dem Herz und dem Darm schaden könnten und möglicherweise sogar Krebs erregen.

 

Zu den Zusatzstoffen mit den weitreichendsten Schäden im Körper gehören sicher die sogenannten Emulgatoren. Sie können den Darm angreifen, zu Entzündungen führen, die Krebsgefahr erhöhen, das Immunsystem schwächen, sogar auf die Psyche schlagen.

 

Mit welchen Risiken und Nebenwirkungen Konsumenten rechnen müssen, zeigt die DR. WATSON DATENBANK der Lebensmittel-Zusatzstoffe. Dort ist eine Fülle von Krankheiten aufgelistet, für die es wissenschaftlich begründete Verdachtsmomente und sogar harte Beweise gibt, und die entsprechenden Zusatzstoffe.

 

Sicher ist aber auch: Es trifft zwar nach den neuen Erkenntnissen sehr viele - aber eben nicht alle. Und vor allem: nicht alle gleichermaßen. Manche sind mehr mit den Chemikalien aus der Nahrung belastet, andere weniger. Und manche überhaupt nicht.

 

Es hängt ganz von den individuellen Vorlieben beim Essen und Trinken ab.

 

Die große Zusatzstoff-Untersuchung hat dafür eigens bestimmte Verbrauchergruppen mit ihren spezifischen Neigungen zusammengefasst, die E-Stoffe, die sie sich mit ihren bevorzugsten Nahrungsmitteln einverleiben, und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken.

 

Lesen Sie nächste Woche den Teil 2 der DR. WATSON Analyse: Welcher Zusatzstoff-Typ bin ich? Welche Zusatzstoffe treffen mich? Und vor allem: Wie komme ich da raus?