Er war ein Pionier bei der Erforschung von Gesundheitsrisiken durch übermäßigen Konsum von Zucker: John Yudkin (1910 – 1995), englischer Mediziner und Ernährungswissenschaftler. Zu Lebzeiten allerdings konnte der Professor am Queen Elisabeth College in London damit nicht durchdringen. Erst lange nach seinem Tod fanden seine Erkenntnisse die nötige Beachtung und Bestätigung. Denn über ein halbes Jahrhundert lang richtete sich die ganze Aufmerksamkeit aufs Fett, insbesondere das Cholesterin – fälschlicherweise, wie Wissenschaftler endlich erkannt haben. In Wahrheit ist der Zucker der größere Gefahr für die Weltgesundheit.
Er galt als wissenschaftlicher Gegenspieler des US-amerikanischen Forscherstars Ancel Keys, der sehr erfolgreich, aber mit unlauteren Methoden, das Fett als Haupt-Herzschädling aufbaute, insbesondere das Cholesterin. Yudkins Warnungen vor dem Zucker gerieten dabei ins Hintertreffen, er selbst wurde sozusagen aus der Forschergemeinschaft herausgemobbt.
Schon in den 1950er-Jahren hatte sich Yudkin mit dem Zusammenhang zwischen Ernährung und Herzkrankheiten beschäftigt. Zucker ist für Yudkin ein Schadstoff von nahezu universeller Bedeutung. Zucker würde, sagte Yudkin, wenn er ein Zulassungsverfahren durchlaufen müsste, nicht auf den Markt kommen.
Mehr noch: „Wenn sich auch nur ein kleiner Teil dessen, was wir über die Auswirkungen von Zucker gesichert wissen, für irgendeinen anderen Nahrungsmittelzusatz stichhaltig nachweisen ließe, würde dieser Stoff mit Sicherheit verboten werden.“
Für seine Experimente hatte er Zucker und Stärke verfüttert an Nagetiere, Hühner, Schweine, Hasen und Collegestudenten. Er stieß dabei auf Zusammenhänge zwischen Zucker und ganz verschiedenen Krankheiten. Karies beispielsweise, und Diabetes.
Er fand heraus, dass Zucker auch die Blutfettwerte des Körpers verändert, die sogenannten Triglyceride, die als Risikofaktor für Herzkrankheiten gelten. Sogar die Werte beim gefürchteten Cholesterin – sie werden beeinflusst vom Zucker.
Die Zuckerindustrie war durch solche Erkenntnisse natürlich alarmiert, und organisierte eine wissenschaftliche Gegenoffensive. Sie finanzierte Forscher, auch von der renommierten US-amerikanischen Universität Harvard, und schaffte es so, den Verdacht vom Zucker aufs Fett zu lenken.
Das hatte eine wissenschaftliche Analyse von Forschern der Universität von Kalifornien in San Francisco ergeben, veröffentlicht am 1. November 2016 in JAMA Internal Medicine, der Zeitschrift der US-Medizinervereinigung American Medical Association (Sugar Industry and Coronary Heart Disease Research. A Historical Analysis of Internal Industry Documents).
Die New York Times berichtete darüber unter der Überschrift „Wie die Zuckerindustrie die Schuld aufs Fett schob“ (How the Sugar Industry Shifted Blame to Fat): »Die internen Dokumente der Zuckerindustrie legen nahe, dass fünf Jahrzehnte Forschung über die Rolle von Ernährung und Herzkrankheiten, darunter viele der heutigen Ernährungsempfehlungen, stark von der Zuckerindustrie geprägt worden sein könnten.«
In der Folge dominierte die Furcht vor dem Fett – und damit Yudkins Gegenspieler, der US-Forscherstar Keys. Dieser attackierte seinen Konkurrenten Yudkin, dessen Ergebnisse seien »tendenziös« und »ziemlich fadenscheinig«. Und er machte Yudkin lächerlich. Der Kampf dauerte einige Jahre. Schließlich obsiegte Keys – für einige Jahrzehnte beherrschte er die Debatte, auch dank willfähriger Medien.
Yudkin war in der Forschergemeinde diskreditiert. Wenn jemand etwas gegen Zucker sagte, erinnert sich US-Forscher Sheldon Reiser, hieß es: »Der ist genau wie Yudkin.«
Als Yudkin 1971 in den Ruhestand ging, so der US-Wissenschaftsautor Gary Taubes, »ging seine Theorie mit«. Seine Universität in London ersetzte ihn durch einen Parteigänger von Keys, den Südafrikaner Steward Truswell.
Im Ruhestand verfasste Yudkin sein Buch „Pure White and Deadly“ hieß, das schon damals auch auf deutsch erschien, unter dem Titel „Süß und gefährlich“.
40 Jahre nach seinem ersten Erscheinen hat es der weltweit führende Zuckerkritiker, Professor Robert Lustig von der Universität von Kalifornien in San Francisco, neu herausgebracht. Der deutsche Titel der Neuausgabe: „Pur, weiß, tödlich“.
Und so behielt der Verfemte doch recht und fand eine späte, posthume Bestätigung: „Vierzig Jahre, nachdem er sie zum ersten Mal vorgetragen hat, werden John Yudkins Warnungen vor Zucker endlich anerkannt“, notierte die Fachzeitschrift British Medical Journal (BMJ).
Ein später Triumph über seinen Gegenspieler Keys, und ein neuerlicher Beweis, dass sich die Wahrheit letztlich durchsetzt – auch gegen die herrschende Meinung in Wissenschaft und Medien.
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So stehen etwa Geschmacksverstärker wie Glutamat in Verdacht, zu Krankheiten wie Alzheimer und Parkinsonbeizutragen. Farbstoffe können zu Hyperaktivität und Lernstörungen führen (ADHS). Auch Migräne kann von Lebensmittelzusätzen ausgelöst werden. Süßstoffe wie Aspartam stehen sogar unter Krebsverdacht. Konservierungsstoffe können den Darm schädigen und das Immunsystem stören. Zitronensäure kann die Zähne angreifen, außerdem schädliche Metalle wie Aluminium ins Gehirn transportieren. Industrielles Aroma kann dick machen. Phosphate können den Alterungsprozess beschleunigen und Krankheiten früher auftreten lassen wie Herzleiden, Bluthochdruck, die Knochenschwäche Osteoporose.
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Das Ergebnis: Die schädliche Wirkung der Zusatzstoffe auf das Gehirn (Neurotoxizität) addierte sich nicht, wie zu erwarten wäre, sondern vervielfachte sich. Eine Mischung aus dem blauen Farbstoff E133 und Glutamat (E621) etwa bremste das Zellwachstum nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, um 15,8 Prozent, sondern um 46,1 Prozent. Eins und eins ist bei Zusatzstoffen also nicht gleich zwei, sondern mitunter auch sechs.
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