Die moralische Einstufung von Korruption ist abhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld. In den westlichen Zivilisationen hat der Begriff Korruption einen negativen Beiklang: Wer sich bei seinem Verhalten allzu sehr an Familie, Freundschaften und Seilschaften orientiert, handelt nach neuerem westlichen Verständnis unmoralisch. Anders in afrikanischen oder asiatischen Gesellschaften: Dort ist es ein moralisches Gebot, Freunde und Verwandte und andere Nahestehende zu begünstigen. Ähnlich verhält es sich auch in der Ernährungsbranche, nur dass sich die Begünstigung nicht an familiären, sondern an fachlichen Kriterien orientiert. Innerhalb der wissenschaftlichen Community setzt es sich allerdings mehr und mehr durch, die einschlägigen ➝Interessenkonflikte wenigstens anzugeben.
Wenn Hochschulprofessoren Forschungsaufträge von privaten Auftraggebern, Firmen, Verbänden entgegennehmen, für sie Gutachten und Expertisen verfassen, dann wird das nicht als verwerflich oder gar als Korruption gewertet, sondern als erwünschtes Verhalten, wird gar politisch gefördert. Die Beteiligten haben auch keinerlei Unrechtsbewusstsein, und zwar völlig zu Recht: Es gibt keine Gesetze, die ein solches Verhalten verbieten.
Innerhalb der Forschergemeinschaft selbst indessen haben Kollegen, die aus interessierten Kreisen Geld nehmen, nicht unbedingt den besten Ruf: Sie werden etwas abfällig als „Mietmäuler“ bezeichnet.
Auch in der öffentlichen Wahrnehmung schränken ➝Interessenkonflikte die Glaubwürdigkeit der Forscher und ihrer Erkenntnisse ein. Doch in der Regel erfährt die Öffentlichkeit nichts über die Geldgeber im Hintergrund.
So gelingt es mitunter jahrzehntelang, das Verhalten der Verbraucher in die geschäftlich erwünschte Richtung zu manipulieren.
Wie etwa im Kampf gegen das Fett, initiiert von der Lobby der amerikanischen Zuckerindustrie, wie Wissenschaftler durch Auswertung interner Unterlagen herausfanden.
Die New York Times berichtete darüber unter der Überschrift „Wie die Zuckerindustrie die Schuld aufs Fett schob“ (How the Sugar Industry Shifted Blame to Fat): »Die internen Dokumente der Zuckerindustrie legen nahe, dass fünf Jahrzehnte Forschung über die Rolle von Ernährung und Herzkrankheiten, darunter viele der heutigen Ernährungsempfehlungen, stark von der Zuckerindustrie geprägt worden sein könnten.«
Auch in Deutschland engagierten sich die Professoren in der Folge sehr bei der Entlastung von Zucker.
So etwa bei einem Kongress im südbadischen Freiburg, veranstaltet von der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin.
Ergebnis: Es gebe überhaupt »keinen Zusammenhang zwischen dem derzeit üblichen Zucker und Süßwarenkonsum und irgendwelchen Erkrankungen«.
»Weder Übergewicht, Diabetes mellitus oder andere ›lifestyle-related‹-Krankheiten noch eine Unterversorgung mit essentiellen Nährstoffen könnten heute dem Konsum von Zucker angelastet werden«, verkündeten die Professoren in dem Tagungsband aus dem renommierten Thieme-Verlag („Süßwaren in der modernen Ernährung. Ernährungsmedizinische Betrachtungen“).
Die Autoren gehörten zu den führenden Exponenten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), einer von ihnen war sogar ihr Präsident gewesen: der legendäre Professor Volker Pudel aus Göttingen.
Er bekundete auf der Tagung, er habe »überhaupt keinen Hinweis, dass der Verzehr süßer Nahrungsmittel mit dem Übergewicht in Beziehung steht.«
Die Tagung im Jahre 1992 wurde veranstaltet »mit freundlicher Unterstützung des Lebensmittelchemischen Institutes der Deutschen Süßwarenindustrie«.
Besonders eng sind die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Branchen, die es ohne professorale Unterstützung gar nicht gäbe – oder allenfalls mit sehr viel geringerem Umsatz.
So etwa im Falle der industriellen Heimtiernahrung. Die Futterindustrie und die Wissenschaft von der Tierernährung sind gewissermaßen siamesische Zwillinge. Sie sind zur gleichen Zeit entstanden, haben sich gemeinsam entwickelt und sind deshalb eng verbunden.
Seither sind die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Tierernährung besonders eng. Manche Zusammenkünfte der Tierärzte wirken wie Verkaufsmessen der Hersteller, die meisten Veröffentlichungen, mit denen die Tierärzte Neues aus ihrem Fachgebiet bekommen, stammen aus dem Kreis der interessierten Hersteller. Und die Industrie finanziert sogar ganze Lehrstühle.
Ähnlich verhält es sich bei der Wissenschaft von der Kinderernährung und den Herstellern einschlägiger Produkte, die miteinander sehr eng kooperieren, bis hinauf zu den maßgeblichen Exponenten des Faches wie dem Münchner Professor Berthold Koletzko.
Manche Wissenschaftler werben ausdrücklich mit solch positiven PR-Effekten um Auftraggeber. Der Hohenheimer Professor Hans Konrad Biesalski beispielsweise hatte jahrelang zusammen mit seiner Frau Ursula sogenannte Hohenheimer Konsensusgespräche verkauft, unter dem Wappen der Universität Hohenheim. Die Statements wurden dann von Firmen und Verbänden zu Zwecken der Werbung und der Beeinflussung der öffentlichen Meinung eingesetzt, mit großem Erfolg etwa im Falle des umstrittenen Geschmacksverstärkers Glutamat.
Auch die Verbände der einschlägigen Disziplinen pflegen enge Verbindungen zu den Konzernen aus ihrem Beritt.
Die Ernährungswissenschaftler beispielsweise („Ökotrophologen“). Deren Berufsorganisation (Verband der Ökotrophologen, kurz VDOE) hat auch „Korporative Mitglieder“, zu denen Firmen wie Danone, Nestlé und Ferrero zählen. Oder die Vereinigung „Die Dosenköche“, die satirisch anmutet, sich dann später umbenannt hat und seither als „Initiative Lebensmitteldose“ firmiert.
Sie hat etwa das Mitgliedermagazin des VDOE sowie das Zentralorgan der Zunft, „Die Ernährungsumschau“, mit beigelegten Werbeeinlagen bereichert („Dellen in der Dose - was tun?“). Ein Buch zum Thema („Auf die Dose-fertig-los!“) geschrieben hatte Dagmar von Cramm, sie ist Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und Mitglied im Verband der Okotrophologen.
Die Verquickungen und freundschaftlichen Verbindungen reichen bis hinein in die staatlichen Behörden: Etwa beim Karlsruher Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (Max Rubner-Institut, kurz MRI), der früheren Bundesforschungsanstalt für Ernährung, einer sogenannten Bundesoberbehörde, direkt der deutschen Bundesregierung unterstellt.
Sie ließ sich bei einem Ernährungs-Symposion das abendliche „Sozialprogramm“ schon mal von Firmen wie Coca-Cola, Novartis, Monsanto, Langnese, Unilever, Dr. Oetker sponsern.
Der einst wichtigste Gentechnik-Experte der Anstalt, Professor Klaus-Dieter ➝Jany, engagierte sich sogar persönlich für den US-Konzern Monsanto, bei deren Zulassungsantrag für Gen-Soja in Europa.
Und ein Präsident dieser Bundesoberbehörde, Prof. Dr. Dr. Gerhard Rechkemmer, war sogar in doppelter Mission unterwegs und diente zugleich der einflussreichsten Lobbyvereinigung der Nahrungskonzerne als hoher Funktionär, dem International Life Sciences Institute (Ilsi).
Diese Organisation hat auch eine neue Ära eingeleitet in Sachen Einflussnahme und Lobbyismus.
Während nach klassischem Verständnis die Konzerne und ihre Lobbyisten Geld in die Hand nehmen mussten, um beispielsweise einen Professor bei der Erfüllung seines Wunsches nach einem Einfamilienhaus behilflich zu sein, hat die Lobbytruppe Ilsi das Verfahren perfektioniert und für die Konzerne auch finanziell optimiert.
Sie müssen nun zur Durchsetzung ihrer Interessen nur noch geringe Beträge aufwenden. Den Löwenanteil tragen heute die Steuerzahler, etwa in der Europäischen Union, die die Lobbytruppe der Konzerne finanziell unterstützt und sie auch mit EU-Projekten betraut.
Auch leihen Mitgliedsstaaten wie etwa die Bundesrepublik Deutschland staatlich alimentierte Professoren oder Spitzenbeamte unentgeltlich aus, die dann bei Ilsi helfen, die Interessen der Konzerne umzusetzen und in Gesetze und Vorschriften zu gießen.
Von Korruption kann seither schon gar keine Rede mehr sein.
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Offiziell gelten sie als unbedenklich. Doch es kommt natürlich auf die verzehrten Mengen an. Die steigen seit Jahrzehnten steil an - und damit auch die Risiken.
So stehen etwa Geschmacksverstärker wie Glutamat in Verdacht, zu Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson beizutragen. Farbstoffe können zu Hyperaktivität und Lernstörungen führen (ADHS). Auch Migräne kann von Lebensmittelzusätzen ausgelöst werden. Süßstoffe wie Aspartam stehen sogar unter Krebsverdacht. Konservierungsstoffe können den Darm schädigen und das Immunsystem stören. Zitronensäure kann die Zähne angreifen, außerdem schädliche Metalle wie Aluminium ins Gehirn transportieren. Industrielles Aroma kann dick machen. Phosphate können den Alterungsprozess beschleunigen und Krankheiten früher auftreten lassen wie Herzleiden, Bluthochdruck, die Knochenschwäche Osteoporose.
Überraschenderweise können sich die Effekte der einzelnen Chemikalien durch die gemeinsame Verabreichung vervielfachen. Das zeigte unter anderem eine Studie der Universität Liverpool mit den zwei Farbstoffen E104 (Chinolingelb) und E133 (Brillantblau), dem Geschmacksverstärker Glutamat (E621), und der Süßstoff Aspartam (E951).
Das Ergebnis: Die schädliche Wirkung der Zusatzstoffe auf das Gehirn (Neurotoxizität) addierte sich nicht, wie zu erwarten wäre, sondern vervielfachte sich. Eine Mischung aus dem blauen Farbstoff E133 und Glutamat (E621) etwa bremste das Zellwachstum nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, um 15,8 Prozent, sondern um 46,1 Prozent. Eins und eins ist bei Zusatzstoffen also nicht gleich zwei, sondern mitunter auch sechs.
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